✎ geschrieben von Stephan am 2021-11-29 23:35:40
Alle ein bis zwei Jahre kommt eine neue Pokémon-Haupt-Edition heraus. Nachdem zuletzt im November 2019 mit Pokémon Schwert & Schild die 8. Generation eingeläutet wurde, ist jetzt wieder ein Remake an der Reihe: Pokémon Strahlender Diamant & Leuchtende Perle sind Neuauflagen der alten Editionen Pokémon Diamant & Perl, die damals, im Herbst 2006 in Japan bzw. im Sommer 2007 in Europa, die 4. Generation eingeläutet hatten - damals noch auf dem Nintendo DS. Die Remakes sind nun für die Switch erschienen, und zwar weltweit gleichzeitig am 19. November 2021, nachdem sie bereits im Februar anlässlich des 25-jährigen Franchise-Jubiläums erstmals offiziell angekündigt wurden.
Spielerisch sind Strahlender Diamant & Leuchtende Perle sehr nah am Original: Die Spielwelt Sinnoh wurde bis ins Detail nachgebaut, und auch die Story ist absolut identisch. Es beginnt damit, dass ihr - in der Rolle eines 10-jährigen Jungen aus dem schönen Zweiblattdorf - im Fernsehen einen Bericht über ein rotes Garados seht, das in einem See in Johto gesichtet wurde. Hey, denkt ihr euch, einen See gibt es bei uns doch auch! So stürmt ihr also los, um zu überprüfen, ob auch dort ein seltenes Pokémon lebt. Unterwegs begegnet ihr auch prompt dem Nachbarsjungen, der das gleiche vor hat. Am See angekommen, findet ihr zwar kein rotes Garados, dafür aber Professor Eibe. Als er geht, vergisst er - verschusselt, wie alte Professoren nun einmal sind - seine Tasche am Ufer. Für euch als neugierige Jungs versteht es sich von selbst, dass ihr die Tasche untersuchen müsst, und da passiert es: Ihr werdet von einem Schwarm wilder Stralili angegriffen! Ihr habt keine andere Wahl, ihr müsst euch an den Pokébällen aus der Tasche des Professors bedienen, um die Flug-Pokémon zu vertreiben. Zur Wahl stehen die kleine Pflanzen-Schildkröte Chelast, das feurige Äffchen Panflam oder der süße Pinguin Plinfa.
Als ihr später dem Professor seine Tasche zurück bringen wollt, kommt es, wie es kommen muss: Professor Eibe erkennt die Bindung zwischen euch und dem Pokémon, und so überlässt er es euch. Und nicht nur das, er übergibt euch außerdem einen Pokédex. Damit seid ihr ein offizieller Pokémon-Trainer und könnt losziehen, um euer eigenes Pokémon-Abenteuer zu erleben: Acht Arenen und am Schluss die Top Vier, die stärksten Trainer des Landes, erwarten euch.
Dass eure Pokémon-Reise aber nicht ganz störungsfrei ablaufen wird, das wird euch spätestens klar, als ihr erstmals auf Mitglieder von Team Galaktik trefft. Sie sind irgendwie mit unserem Universum nicht ganz glücklich und wollen daher mit Hilfe der legendären Pokémon Dialga und Palkia ein neues Universum erschaffen. Klar, dass ihr das nicht so einfach durchgehen lassen könnt, und so durchkreuzt ihr dem Team Galaktik immer wieder seine Pläne, bis hin zum Showdown auf der Spitze des Kraterberges, wobei ihr dann nicht nur die Chef-Etage final besiegt, sondern auch das legendäre Cover-Pokémon eurer Edition selbst einfangen könnt: Dialga in Strahlender Diamant bzw. Palkia in Leuchtende Perle.
Wer bereits die alten Pokémon Diamant & Perl gespielt hat, dem habe ich bisher wahrscheinlich kaum etwas Neues erzählt. Wie gesagt, Strahlender Diamant & Leuchtende Perle sind sehr originalgetreue Remakes. So sind sogar in den Pokémon Centern auch die diversen Schalter wieder da, an denen ihr euch in die verschiedensten Online-Verbindungen einwählen könnt. Im Gegensatz zu früher ist es nun allerdings auch aus dem Menü heraus möglich, andere Spieler zu Kämpfen oder Tauschgeschäften einzuladen. Wer's stilecht mag, kann zwar nach wie vor ins Pokémon Center an den entsprechenden Schalter gehen, aber das ist kein Muss mehr. Tatsächlich wieder wie früher ist dagegen die Tatsache, dass TMs nicht unendlich oft, sondern nur ein einziges Mal verwendet werden können. Die meisten TMs erhaltet ihr nun aber gleich im 3er- oder 5er-Pack, so dass die Entscheidung über eine Verwendung nicht ganz so schwer fällt.
Auch all das, was es früher rund um das Kern-Abenteuer herum noch so gab, ist in den Remakes wieder mit an Bord, wobei tatsächliche Neuerungen nur sehr spärlich eingefügt werden. Nach wie vor seid ihr beispielsweise mit der so genannten Poketch ausgestattet, einer Art Multifunktions-Armbanduhr, die sich durch Apps stetig erweitern lässt. Nützliche Apps von früher wie die Zeitanzeige, der Schrittzähler, der Münzwurf oder der Pensions-Checker sind wieder da, aber eine sehr gute Neuerung ist die VM-App. Sie erlaubt euch das Einsetzen sämtlicher VM-Attacken wie Zerschneider, Fliegen oder Surfer direkt aus der Pokétch heraus, ohne dass ihr die Attacken einem bestimmten Pokémon beibringen müsst. So seid ihr freier beim Aufbau eines sinnvollen Attacken-Sets bzw. müsst nicht ständig ein paar VM-Sklaven mit herum tragen.
Nach wie vor ist Sinnoh außerdem von einem gewaltigen unterirdischen Höhlensystem durchzogen. Relativ früh im Spiel erhaltet ihr das Untergrund-Set und könnt euch nun jederzeit in die Unterwelt begeben. Wie früher, könnt ihr dort nun in den Wänden graben, um Entwicklungssteine, Fossilien oder einfach kleine Schätze zu finden. Neu sind allerdings die zahlreichen Pokémon-Statuen, die ihr im Untergrund finden könnt. Sie haben zwar keine nennenswerte Funktion, sehen aber einfach schön aus. Und damit sie auch richtig zur Geltung kommen, könnt ihr im Untergrund außerdem eine Geheimbasis einrichten, wo ihr eine Auswahl eurer Statuen ausstellen könnt. Andere Spieler in der Online-Verbindung können eure Geheimbasis dann auch besuchen kommen - es scheint allerdings wirklich nur um das Angeben mit den Statuen zu gehen. Zumindest habe ich noch keine Möglichkeit gefunden, gegen den Inhaber der Geheimbasis auch zu kämpfen, wie es in Pokémon Rubin & Saphir und deren Remakes noch ging.
Neu im Untergrund sind außerdem die Pokémon-Unterschlüpfe. Dabei handelt es sich um größere Räume, in denen einige wilde Pokémon herumlaufen - hier seht ihr sie auch tatsächlich herumlaufen, wie in Pokémon: Let's Go, Pikachu! & Evoli!. In der regulären Oberwelt dagegen sind die Pokémon nicht direkt sichtbar, sondern tauchen erst im hohen Gras plötzlich auf.
Dafür ist aber auch mein geliebtes Das-erste-Team-Pokémon-läuft-euch-hinterher-Feature wieder mit an Bord, das mit Pikachu in der Gelben Edition erstmals begonnen und mit Pokémon Heart Gold & Soul Silver dann auf alle Pokémon ausgeweitet wurde. Hier in Strahlender Diamant & Leuchtende Perle ist das Feature aber leider nicht ganz ausgereift: Vor allem, wenn ihr schnell unterwegs seid, kommt euer Pokémon meist nicht rechtzeitig hinterher, bis es sich irgendwann plötzlich zu euch hin teleportiert. Gerade auf engen Wegen blockiert euch euer Pokémon dafür gern mal den Weg und ihr müsst es mühsam beiseite schieben. Und die Größenverhältnisse stimmen auch nicht immer: Vor allem das winzige Dialga, das wie ein kleines Hündchen hinter euch her dackelt, hat bereits jetzt das Zeug zum Internet-Kult.
Die alten Pokémon Diamant & Perl bekamen damals mit Pokémon Platin außerdem eine Zusatz-Edition, die neben einer umfangreichen Kampfzone vor allem die verrückte Zerrwelt einführt, in der ihr letztlich eine neue Form von Giratina fangen könnt. Inhalte aus Platin sind in Strahlender Diamant & Leuchtende Perle allerdings kaum vorhanden. Die Platin-Kleidung eurer Spielfigur erhalten Frühkäufer als Download, die Kampfzone sucht ihr allerdings vergeblich. Zumindest die Urform von Giratina ist fangbar, und zwar in einer sehr, sehr, sehr, sehr, sehr abgespeckten Zerrwelt. Trotzdem, besser als gar nichts!
Die Giratina-Urform ist allerdings das einzige erhältliche Pokémon, das es im originalen Pokémon Diamant & Perl noch nicht gab. Der Nationaldex endet nach Nummer 493, Pokémon ab Generation 5 und neuer sind nicht enthalten - nicht einmal Feelinara, obwohl doch zumindest das als Evoli-Entwicklung gut rein gepasst hätte. Auch sind weder die Alola- noch die Galar-Formen der bekannten Pokémon enthalten, und es gibt auch keine neuen Sinnoh-Formen. Und auch Mega-Entwicklungen, Z-Attacken oder Gigadynamax sucht ihr vergeblich. Schade eigentlich.
Es ist, wie's ist: Ein originalgetreues Remake mit nur sehr spärlichen Neuerungen. Die Grafik dagegen hat sich im Vergleich zum Nintendo DS deutlich verbessert: Sie sieht natürlich immer noch Pokémon-typisch niedlich aus, bombastisch realistische Grafik braucht ihr also nicht zu erwarten, aber im direkten Vergleich zum Original ist es doch eine deutliche Verbesserung. Nichtsdestotrotz fallen Kleinigkeiten an der Grafik auf, die einfach merkwürdig sind. Warum zum Geier stehen die Trainer bei Kämpfen auf Wasser-Routen einfach auf der Wasseroberfläche, wir sind doch nicht Jesus! Auch kann ich persönlich mich nur schwer an den Look der Charaktere auf der Oberwelt gewöhnen, sie sehen irgendwie ein bisschen zu sehr nach kleinen Plastikfiguren aus. Vor allem stört mich, dass alle Charaktere nahezu gleich groß dargestellt werden, egal ob Kind oder Erwachsener. Sehr gut gelungen sind aber auf jeden Fall die Remixe des Soundtracks.
Die abschließende Frage ist nun also: Lohnen sich Pokémon Strahlender Diamant & Leuchtende Perle? Klares "ja", es ist ein solides Pokémon-Abenteuer und viel besser als Pokémon Schwert & Schild. Wenn ihr auch die alten DS-Editionen noch besitzt, dann ist es rein vom spielerischen Aspekt her egal, ob ihr euch die Remakes kauft oder einfach das Original wieder ausgrabt. Die Remakes sind aber hübscher und auch einfach aktueller.
Bildnachweis: Alle Screenshots in diesem Artikel sind selbst erstellt. Das Copyright liegt bei den Rechteinhabern der jeweiligen Spiele.
Pokémon: © Nintendo, Creatures Inc., GAME FREAK inc., Pokémon Strahlender Diamant & Leuchtende Perle entwickelt von ILCA, Inc.
Erstellt am 11.01.2021 • Letzte Änderung: 29.09.2022 • Impressum • Datenschutz • Cookie-Einstellungen • Nach oben