✎ geschrieben von Stephan am 2025-03-16 13:17:16
Im März 2025 habe ich eine nette Kurzgeschichte über einen begeisterten Weltraumforscher geschrieben. Ohne große Vorreden: Viel Spaß beim Lesen!
Es war eine sternenklare Nacht. Wie so oft in solchen Nächten, dachte Anton noch lange nicht daran, schlafenzugehen. Stattdessen saß der Junge am Fenster seines Zimmers im Dachgeschoss. Er hatte das große Licht ausgeschaltet und beobachtete durch das Teleskop, das er letztes Weihnachten von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte, fasziniert den Sternenhimmel.
Anton war zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt. Ein "Draußen-Kind" war er nie gewesen: Es machte ihm einfach keinen Spaß, mit anderen Kindern im Park Fußball oder Fangen zu spielen. Viel lieber verbrachte Anton seine Zeit mit Lesen - keine Comics, sondern richtige dicke Bücher! Ganz besonders interessierte Anton sich allerdings für den Weltraum.
Vor zwei Jahren, als Anton acht Jahre alt war, hatte seine Lehrerin im Heimatkunde-Unterricht ganz beiläufig angeschnitten, dass all die Sterne am Nachthimmel in Wirklichkeit Sonnen sind, Abermillionen von Sonnen, und um fast jede von ihnen kreisen Planeten, so wie auch unsere Heimat um unsere Sonne kreist. Die Wissenschaft hat zwar bis dato noch keine Anzeichen für intelligente Lebensformen in den Weiten der Galaxis gefunden, doch sie geben die Suche nicht auf.
Allein die Tatsache, dass da um sie herum ein schier endloses Universum existiert, in dem möglicherweise noch andere Völker leben und sich genau die gleiche Frage aller Fragen stellen, faszinierte Anton sehr. Von seinem Taschengeld abonnierte er wenige Wochen später eine Fachzeitschrift über Weltraumforschung und wurde besonders hellhörig, als in einer Ausgabe ein fremder Planet vorgestellt wurde, auf dem tatsächlich ernsthaft intelligentes Leben vermutet wird. Dieser Planet soll nur vier Lichtjahre entfernt sein - immer noch unerreichbar nach derzeitigem Stand der Technik, doch für galaktische Verhältnisse gleich um die Ecke!
"Wenn ich groß bin", hatte Anton an diesem Tag beschlossen, "dann werde ich auch ein Weltraumforscher! Ich werde die erste bemannte Erkundungsmission zu diesem Planeten leiten! Ich werde derjenige sein, der Kontakt zu den Aliens aufnimmt! Ganz sicher!"
Diese Gedanken hätte man damals vielleicht noch als kindliche Träumerei abtun können, doch die Welt drehte sich weiter und die Jahre vergingen. Nachdem er bereits einige anerkannte Fachartikel im Internet veröffentlicht hatte, schenkten Antons Eltern ihm zum 18. Geburtstag nichts, was man auspacken konnte - aber etwas, über das Anton sich mehr freute als über alles andere!
"Mein Sohn", hatte sein Vater gesagt, "ab diesem Sommer darfst du an der Andromeda Space University studieren! Wir sparen seit drei Jahren für die Studiumsgebühren, damit du dir diesen Traum erfüllen kannst!"
Vor Dankbarkeit fiel Anton seinem Vater um den Hals: Die Andromeda Space University war mit Abstand die namhafteste und angesehenste Universität für Weltraumforschung auf der ganzen Welt.
Anton schloss sein Studium als Jahrgangsbester ab. Noch in der gleichen Woche bekam er eine Festanstellung beim Alpha-Forschungsinstitut für Weltraumforschung. Von nun an war es nicht nur sein Broterwerb, sondern zugleich auch seine Lebensfreude, zusammen mit anderen engagierten Wissenschaftlern das Universum zu erforschen und nach wie vor an dieser einen Frage zu rätseln: Gibt es intelligentes Leben im All? Und gibt es intelligentes Leben speziell auf diesem verheißungsvollen Planeten in vier Lichtjahren Entfernung?
Es vergingen weitere Jahre und Jahrzehnte. Durch bahnbrechende Forschungsergebnisse und die Veröffentlichung revolutionärer Fachbücher gelang es Anton, Geldgeber für eine ganz besondere Forschungsmission zu überzeugen. Über zwei Jahrzehnte hinweg wurde schließlich für Milliardenbeträge ein Raumschiff entwickelt, das in der Lage war, mit Lichtgeschwindigkeit zu fliegen. Eine Handvoll Forscher mit Anton als Kapitän sollte in diesem Raumschiff einen bemannten Erkundungsflug zu diesem vielversprechenden Planeten unternehmen, den Anton über all die Jahre nicht eine Sekunde lang aus den Gedanken verlieren konnte.
An Antons 50. Geburtstag - dieses Datum wurde sicher nicht zufällig ausgewählt - war schließlich der große Moment gekommen. Nicht nur tausende Personen vor Ort aus sicherer Entfernung, sondern auch Milliarden Leute rund um den ganzen Globus am Fernsehapparat sahen gespannt zu, als der Galactic Phoenix, Antons Raumschiff, von einer abgelegenen Klippe aus ins Weltall startete - zu einer Erkundungsmission, die die Welt der Wissenschaft nachhaltig verändern konnte!
Obwohl der Flug trotz Lichtgeschwindigkeit immer noch vier Jahre dauerte, langweilten sich Anton und seine Kollegen an Bord des Schiffes nicht. Natürlich beschäftigte sie ihre wissenschaftliche Arbeit tagtäglich mit neuen Aufgaben, aber wenn es dann doch mal die ein oder andere Stunde Leerlauf gab, erzählten sie sich gegenseitig ihre ganz persönlichen Vorstellungen davon, wie der Zielplanet und seine Bewohner so sein könnten.
Als der Planet nach vier Jahren Flugzeit endlich erkennbar in der Ferne auftauchte, schlug bei allen Wissenschaftlern und ganz besonders bei Anton das Herz schneller. Der Planet war tatsächlich keine öde Staubwüste wie die meisten Planeten, sondern bestand aus kristallblauen Ozeanen und saftig grünen Kontinenten. Hier konnte Leben möglich sein, da war sich Anton ganz sicher!
Als sie näherkamen, kannte Antons Begeisterung kaum noch Grenzen: Er war sich sicher, unten auf dem Planeten Straßen und Gebäude zu erkennen - ein unumstößlicher Beweis für eine intelligente Bevölkerung! Die Wissenschaft hatte recht gehabt mir der Vermutung, dass dieser Planet bewohnt sein könnte, und Anton hatte recht gehabt mit seinem Bestreben, eine Erkundungsmission hierher zu verwirklichen.
Noch während der Galactic Phoenix in die Atmosphäre des Planeten eintrat, analysierten die Wissenschaftler die Luft und stellten zu ihrer Entzückung fest, dass diese für sie atembar war. Es würde also möglich sein, ohne diese klobigen Raumanzüge das Schiff zu verlassen und Erkundungsspaziergänge zu unternehmen.
Auf einem offenen Feld unweit einer mittelgroßen Stadt setzte der Galactic Phoenix am Boden auf. Nun meldete sich in Anton erstmals ein kleiner Zweifel: Warum war noch niemand hier? Wieso hatten nicht zumindest ein paar wenige neugierige Aliens die Landung beobachtet und warteten nun gespannt, was für fremdartige Besucher gleich aus dem Raumschiff aussteigen würden?
Tatsächlich geschah absolut gar nichts, als Anton und seine Kollegen das Raumschiff verließen und ihre Füße direkt auf den Boden des fremden Planeten setzten.
"Lasst uns in die Stadt gehen", sagte Anton, "ich schätze, es ist ein Fußmarsch von höchstens einer Stunde. Vielleicht haben sie tatsächlich einfach zu viel Angst vor uns und bleiben lieber auf Distanz."
Eine Stunde Fußmarsch - das war fast nichts im Vergleich zu den vier Jahren Flugdauer. Doch während die vier Jahre Flug von Spannung und Vorfreude erfüllt gewesen waren, machte sich in dieser einen Stunde mit jedem Schritt die Ernüchterung breiter und breiter. Denn mit jedem Schritt wurde deutlicher, dass diese Stadt nicht bewohnt sein würde. Alle Häuser waren Ruinen, das Mauerwerk bröckelte, viele Gebäude waren teilweise oder gänzlich eingestürzt. Sicher hatte es hier einmal ein zivilisiertes Volk gegeben, doch es war nicht mehr da - zumindest nicht in dieser Stadt!
Mit den Land Rovern, die sie im Frachtraum des Galactic Phoenix mit hierher transportiert hatten, unternahmen Anton und seine Kollegen weitere Erkundungsfahrten in einem Radius von einigen hundert Kilometern. Sie fanden viele weitere Städte und Dörfer, doch überall sah es gleich aus: Alle Häuser verfallen, keine intelligenten Aliens weit und breit!
Anton war maßlos enttäuscht. Sicher, hier gab es Pflanzen und vor allem die Überreste einer vergangenen Zivilisation, auch das war natürlich bereits ein Riesenschritt nach vorne in der Forschung. Aber das eigentliche Ziel der Mission, der Erstkontakt mit einer intelligenten Alien-Spezies, war ein Reinfall.
Nachdem sie einige Wochen später genügend Fotos gemacht und Pflanzenproben genommen hatten, war der Galactic Phoenix schließlich bereit für den Rückflug - wieder vier Jahre!
Als das Raumschiff startete, war Anton diesmal nicht annähernd so euphorisch wie vier Jahre zuvor, als sie von ihrem Heimatplaneten aus losgeflogen waren.
"Es war ein Fehlschlag", redete er sich immer wieder ein, "die Mission Terra war ein absoluter Fehlschlag. Was werden die Leute zu Hause auf Proxima Centauri jetzt nur von mir denken?"
Bildnachweis: Alle Bilder zu dieser Geschichte wurden per KI generiert.
Erstellt am 11.01.2021 • Letzte Änderung: 29.09.2022 • Impressum • Datenschutz • Cookie-Einstellungen • Nach oben