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Libera

Zu Halloween 2016 stellten wir den Hörern auf Kibo.FM den englischen Knabenchor Libera vor, der vor allem in Japan in den letzten Jahren große Erfolge feiert. Womöglich hätten wir euch die Jungs aber auch ohne diesen Brückenschlag nach Japan mal vorgestellt, denn die Musik ist einfach wunderschön. Natürlich muss man generell etwas für ruhigere Musik mit klassischem Touch übrig haben, dann aber nimmt einen der traumhafte Chorgesang von Libera schnell gefangen und man möchte kaum noch etwas anderes hören.

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Libera - Eine Einführung

Libera stammen aus dem Londoner Stadtteil Norbury und gingen aus dem Knabenchor der dortigen St. Philip's Church hervor. Damals nannten sich die Jungs aber noch, ganz einfallslos und doch so treffend, St. Philip's Boys Choir. In ihrer Kirche waren sie schon lange für die musikalische Untermauerung der Gottesdienste zuständig, überregional bekannt wurden sie aber erst ab 1984: In diesem Jahr sangen sie Hintergrundstimmen in dem Lied San Damiano des britischen Rock-Sängers Sal Solo. Nachdem die Jungs nun also erstmals Tonstudio-Luft geschnuppert hatten, nahmen sie im Jahr 1987 mit Sing Forever ihre erste Single und danach noch sechs Alben auf.

 

St. Philip's Church, Norbury

Die St. Philip's Church in Norbury, die Heimatkirche von Libera • Foto: St Philip, Beech Road, Norbury von John Salmon, Lizenz: Creative Commons BY-SA 2.0, the photo is copyrighted but also licensed for further reuse.

Sal Solo (Pressefoto)

Durch ihn wurde der St. Philip's Boys Choir groß: Der britische Rock-Sänger Sal Solo • Offizielles Pressefoto (Ausschnitt), Quelle: salsolo.com

 

Im Jahr 1999 schrieb Chorleiter und Komponist Robert Prizeman das Lied Libera, das inhaltlich Bezug auf den Spruch "Libera me" aus dem Requiem nimmt. Anlässlich der Single-Veröffentlichung von Libera benannte Prizeman auch seinen Chor in Libera um, weil er durch den neuen Namen einen stilistischen Richtungswechsel unterstreichen wollte, mit dem er ein breiteres Publikum anzusprechen gedachte - was ihm auch gelungen ist, denn der stilistische Mix aus Klassik und Pop kommt tatsächlich sehr gut an.

Von nun an wuchs Libera. Damit meinen wir nicht die Größe des Chors oder das Alter der Sänger: Libera bestehen nach wie vor aus rund 30 Kindern und Jugendlichen zwischen 7 und 17 Jahren. Was wir meinen ist, dass die Reichweite des Chors wuchs, denn man wurde nun auf der ganzen Welt auf die Jungs aufmerksam. Ihre erste Auslandreise führte sie im April 2005 zu einer Konzertreise nach Japan in Tokyo und Yokohama - und aufgrund des großen Erfolges kamen sie ein halbes Jahr später gleich nochmal. Und weil es in Japan üblich ist, dass große Pop-Stars die Openings für Animes und Fernsehserien singen, wurden schnell auch Libera auserkoren: Bereits 2006 sangen sie mit Far Away den Titelsong zu dem Dorama Hyouheki (internationaler Titel: The Ice Wall), das sich um das Bergsteigen dreht. Als weiteres Dorama-Opening folgte im Jahr 2011 The Song of Life, der Titelsong der Serie Madonna Verde. Außerdem behauptet die englische Wikipedia, Libera hätte am Soundtrack der Animeserie Shinsekai Yori mitgewirkt, wofür wir aber keine Belege finden konnten.

Während Libera nun aber beinahe jedes Jahr den fernen Osten besuchten und neben Japan auch Konzerte in Südkorea, Taiwan oder auf den Philippinen gaben, wurde das europäische Festland lange vernachlässigt. Zwar gab es fast in jedem Jahr auch eine Handvoll Konzerte in England, aber eben nur dort. Bis Libera endlich einmal nach Deutschland kamen, sollte es bis 2016 dauern, aber diesen Sommer war es endlich doch so weit: Nachdem sie auf dem Weltjugendtag im polnischen Krakau sogar vor dem Papst gesungen hatten, legten sie auf der Rückreise nach England noch einen Zwischenstop in Vallendar (bei Koblenz) ein. Am 2. August gaben sie in der dortigen Pilgerkirche ihr erstes und bislang einziges Deutschland-Konzert vor rund 600 Zuschauern, von denen einer ich war. Fazit: Es hat sich gelohnt! Wenn die Jungs noch einmal nach Deutschland kommen, bin ich sicher wieder dabei!

Libera live in Vallendar (1)   Libera live in Vallendar (2)
Deutschland-Premiere: Im August 2016 traten Libera in der Pilgerkirche in Vallendar (bei Koblenz) erstmals bei uns auf. Ein wunderschönes Konzert, dessen Besuch ich nicht im Ansatz bereue! • Fotos mit freundlicher Genehmigung von "mawi", Libera-Welt Forum

Besagtes Konzert war auch die erste offizielle Gelegenheit, bei der die europäischen Fans den neuen Song Angel hören konnten, denn es zeichnet sich so langsam eine Entwicklung ab: Womöglich werden neue Libera-CDs in Zukunft eher in Japan veröffentlicht. Die letzte westliche Veröffentlichung war im März 2015 das Live-Album Angels Sing: Libera in America. In Japan gibt es seitdem aber schon wieder neues Futter für die Fans: Das neu gegründete japanische Label Libera Records veröffentlichte im November 2015 die Weihnachts-EP Angel, die neben dem Titelsong auch das neue Weihnachtslied Santa Will Find You enthält, das in Europa nur digital veröffentlicht wurde. Ein Vierteljahr später im Februar 2016 nahmen die Jungs zusammen mit der japanischen Eiskunstläuferin Mao Asada die EP Jupiter auf. Außerdem erschien im Oktober 2015 das Libera Photo Book, das hauptsächlich Bilder vom Besuch der Jungs in den Universal Studios Japan enthält.

Und wie wird es nun mit Libera weitergehen? Am 2. Dezember 2016 geben die Jungs ein Weihnachtskonzert in der St. George's Cathedral im Londoner Stadtteil Southwark. Ob, wann und wo neue CD-Releases folgen, steht bislang in der Sternen, wir hoffen aber, dass Libera noch lang überleben kann. Denn, das mag so manchen vielleicht überraschen: Libera ist keine kommerzielle Band (obwohl sich die Jungs selbst gerne mal als Boyband und weniger als Knabenchor bezeichnen), sondern ein gemeinnütziger Verein. Die Eintrittsgelder von den Konzerten und die Erlöse aus den CD-Verkäufen sind nur ein minimales Zubrot für die immensen Kosten der zahlreichen Konzertreisen, weswegen immer wieder um Spenden gebeten wird. Immerhin bekommt man auch etwas für sein Geld: Für jede Spende bedanken sich die Jungs mit einer persönlichen Autogrammkarte.


Filme und Games mit Libera

Im folgenden Text geben wir euch einen kurzen (und womöglich nicht ganz kompletten) Überblick über einige Filme, Serien und auch Videospiele, an denen Libera musikalisch mitgewirkt haben. Die Dorama-Serie Hyouheki haben wir ja bereits erwähnt, ebenso wie Madonna Verde. Im Jahr 2009 sangen die Jungs dann aber auch für den japanischen Thriller Nobody to Watch Over Me. Der Film handelt von der 15-jährigen Saori, die zu ihrem eigenen Schutz eine neue Identität annehmen muss, nachdem ihr älterer Bruder wegen Doppelmord verhaftet wurde. Libera steuerten dazu das Lied You Were There bei.

Nobody to Watch Over Me   Ico (Playstation 2)
In dem japanischen Thriller Nobody to Watch Over Me (links) muss Saori eine neue Identität annehmen. In dem Playstation 2-Spiel Ico (rechts) flieht ihr als Teufelskind aus einer Burg. Beide Theme Songs heißen You Were There und stammen von Libera.

Nicht verwechselt werden sollte das Lied mit dem Ending-Song des Playstation 2-Spiels Ico. Dieses heißt nämlich ebenfalls You Were There, ist aber ein ganz anderer Song. Gesungen wird er von Libera-Mitglied Steven Geraghty, während der restliche Soundtrack des Spiels von Michiru Oshima stammt. Das Action-Adventure spielt in einer Fantasy-Welt, in der in jeder Generation ein verfluchtes Kind mit Teufelshörnern geboren wird. Die Tradition verlangt es, dass alle diese Teufelskinder mit 12 Jahren in eine verlassene Burg gesperrt werden, wo sie entweder die Götter besänftigen müssen, um den Fluch zu brechen - oder eben einsam zugrunde gehen. Auch Ico ist eins dieser Teufelskinder, und dessen Rolle übernehmt ihr im Spiel. Eure Aufgabe ist klar: Aus der Burg zu entkommen!

Apropos Burg: Auch an zwei Historienfilmen haben Libera mitgewirkt. Bereits 1997 sangen sie, noch als St. Philip's Boys Choir, ein Stück für Romeo + Juliet 2 mit Leonardo DiCaprio. Im Jahr 2005 beteiligten sie sich mit zwei Liedern an dem Film Der Kaufmann von Venedig, ebenfalls nach William Shakespeare. Besonders gut zu Halloween passt allerdings der Horrorfilm Hannibal, für den Libera sechs Stücke beigetragen haben. Der Film handelt nicht, wie man vom Titel her meinen könnte, von dem historischen Hannibal, der mit Elefanten die Alpen überquert hat, sondern dreht sich um den Museumskurator Hannibal Lecter, der nebenberuflich Menschen tötet und die Gehirne seiner Opfer verspeist. Der Film kam 2001 ins Kino und ist die Fortsetzung des zehn Jahre zuvor erschienenen Horror-Klassikers Das Schweigen der Lämmer.

Zurück zu ihren Wurzeln als Kirchenchor fanden Libera 2011, als sie am Soundtrack für den mexikanischen Animationsfilm The Greatest Miracle mitwirkten. Der Film ist nämlich quasi ein Werbefilm für die Kirche, da er darauf abzielt, den jungen Zuschauern den Sinn daran näher zu bringen, in die Kirche zu gehen.

 

The Greatest Miracle

Werbefilm für die Kirche? Der mexikanische Animationsfilm The Greatest Miracle zeigt den jungen Zuschauern den Sinn am Besuch eines Gotteshauses.

Libera im Tonstudio für Kubo

Filmmusik: Libera stehen für Kubo im Tonstudio • Screenshot aus dem Covering a Classic Clip-Trailer, © Universal Pictures, Laika, Focus Features

 

Liberas letzter Beitrag zur Nerd-Kultur war für eine lange Zeit das Videospiel Destiny, das im September 2014 für Playstation 3 und 4, Xbox 360 sowie Xbox One erschien. Das Spiel wurde von Bungie entwickelt, die sich zuvor bereits mit Halo einen Namen gemacht hatten. Destiny ist ein ausschließlich online spielbarer MMO-Shooter, bei dem eure Aufgabe in einer post-apokalyptischen Zukunft in erster Linie das pure Überleben ist. Übrigens wirkte an dem Soundtrack neben Libera auch Paul McCartney von den Beatles mit.

Aber: Man sollte keine Texte schreiben, wenn noch viel Zeit bis zu deren Veröffentlichung bleibt, denn dann besteht die Gefahr, dass man hinterher nochmal alles umwerfen muss, um die neuesten Informationen unterzubringen! So auch diesmal: Erst wenige Tage vor dem Livegang habe ich mitgekriegt, dass Libera aktuell in dem Animationsfilm Kubo, der tapfere Samurai zu hören sind - der zwar in Japan spielt, aber trotzdem kein Anime sondern ein US-Animationsfilm ist. In den USA startete der Film am 19. August 2016, bei uns gerade erst wenige Tage vor unserem Libera-Special am 27. Oktober. Titelheld Kubo ist eigentlich Geschichtenerzähler im alten Japan, beschwört aber eines Tages aus Versehen einen Geist herauf. Der Geist wiederum stachelt einen Krieg zwischen Göttern und Monstern an, und den kann Kubo nur beenden, wenn er die magische Rüstung seines Vaters findet, der ein legendärer Samurai war.


Bildnachweis: Alle Screenshots in diesem Artikel sind selbst erstellt. Das Copyright liegt bei den Rechteinhabern der jeweiligen Filme, Serien und Spiele.
The Greatest Miracle: © Dos Corazones Films, Ico: © Team Ico, Sony Computer Entertainment, Nobody to Watch Over Me: © Toho Company


Erstellt am 16.10.2016 • Letzte Änderung: 18.05.2022 • ImpressumDatenschutzCookie-EinstellungenNach oben