Endlich war es so weit: Mit drei Jahren Verspätung konnten wir uns im Frühling 2023 endlich unseren größten Reisetraum erfüllen und Japan besuchen - passgenau zur Kirschblüte!
Das große Abenteuer begann am 23. März mit einem langen 12-stündigen Flug. Zur Einstimmung schaute ich mir im Flugzeug den Animationsfilms Kubo, der tapfere Samurai und den Anime Belle an und las außerdem die originale Sword Art Online-Light-Novel durch. Am Vormittag des 24. März Ortszeit - während es in Deutschland noch mitten in der Nacht war - landeten wir in Tokyo, wo der Reiseleiter uns und die übrigen Teilnehmer der Gruppenreise in Empfang nahm. Mit dem Bus fuhren wir gemeinsam zum Hotel - nicht ohne einen Zwischenstopp in Odaiba! Dort erklärte uns der Reiseleiter die allgegenwärtigen Vending Machines (Getränkeautomaten, die wirklich an gefühlt jeder Ecke stehen) und wir hatten guten Blick auf die Rainbow Bridge, den Tokyo Tower und ... die Freiheitsstatue?! Ja, tatsächlich gibt es die Freiheitsstatue nicht nur in New York, sondern auch dreimal in Japan, darunter eben auch einmal in Tokyo. Sie steht für die Freundschaft zwischen Japan und Frankreich - auch die berühmte Freiheitsstatue in New York war übrigens einstmals ein Geschenk von Frankreich an die USA.
Im Hotel angekommen, bekamen wir ein wenig Zeit, um tatsächlich erstmal in Ruhe anzukommen und zu verschnaufen. Und wir bekamen hier bereits die ersten Kirschbäume zu sehen: Erwartungsgemäß hatte die Kirschblüte gerade begonnen - im Hotelgarten blühten die Kirschbäume in voller Pracht, und wir hatten von unserem Zimmerfenster aus einen Logenblick. Abends ging es mit der Gruppe zum Abendessen in einer Izakaya, eine typisch japanische Kneipe, bevor wir schließlich endlich ins Bett gehen und uns von dem langen Tag erholen konnten - nicht, ohne von Japan träumen: Endlich sind wir hier!
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Das offizielle Reiseprogramm begann am nächsten Morgen - mit dem ersten von vielen Tempeln! In Japan herrschen zwei Religionen vor, der Buddhismus sowie der Shintoismus, wobei es nicht ungewöhnlich ist, wenn ein Japaner beiden Religionen angehört. Während wir Christen in Deutschland Kirchen besuchen, um unseren Glauben auszuüben, gehen die Shintoisten in Schreine und die Buddhisten eben in Tempel. Dieser erste buddhistische Tempel, den wir uns heute anschauten, war der Asakusa-Kannon-Tempel, der sich tatsächlich mitten in der Innenstadt von Tokyo befindet - im ersten Moment fand ich das merkwürdig, da ich solche Tempel rein intuitiv eher in ländliche Gefilde verortet hätte, aber warum denn nicht? Unsere deutschen Kirchen stehen ja schließlich auch oft mitten in der Stadt!
In Japan gibt es allerdings keine Entsprechung zur Kirchensteuer. Deswegen müssen die Tempel und Schreine anderweitig Geld verdienen, und das tun sie durch den Verkauf von religiösen und nicht so religiösen Accessoires. Bei einigen der Buden vor dem Tempel fühlten wir uns nämlich tatsächlich wie auf einer Anime-Convention!
Auffällig ist außerdem das Hakenkreuz, das an mehreren Stellen im Tempel zu sehen ist. Obwohl Japan und Deutschland im Zweiten Weltkrieg Verbündete waren, hat das Symbol in diesem Fall absolut nichts mit Nationalsozialismus zu tun: Die Swastika ist bereits seit tausenden von Jahren ein buddhistisches Symbol für Glück: Die Buddhisten sehen darin die Sonne und die Sonnenstrahlen, man kennt auch die Bezeichnung "Sonnenrad". Hitler missbrauchte das Symbol für seine Zwecke, seither ist das Hakenkreuz in Deutschland streng verboten. In Japan stört man sich daran allerdings nicht und verwendet die Swastika weiterhin als religiöses Glückssymbol. Tatsächlich wird das Zeichen sogar auf Landkarten verwendet, um Tempel zu kennzeichnen: Ihr könnt es selbst auf Google Maps überprüfen, sucht einfach mal nach dem Asakusa-Kannon-Tempel! Ich distanziere mich selbstverständlich von jeglichem rechten Gedankengut und habe sicherheitshalber auf den Fotos jedes erkennbare Hakenkreuz zensiert.
Viel weniger religiös wurde es zur Mittagszeit: Wir besuchten das Tokyo Government Building (welches auch eine wichtige Rolle im Anime Digimon Tamers spielt) und fuhren zur Aussichtsplattform im 45. Stockwerk, von wo aus sich uns ein Panoramablick über die ganze Stadt bot. Zusätzlich war hier auch ein Klavierspieler anwesend, der Melodien aus verschiedenen Studio-Ghibli-Filmen spielte - sehr schön!
Nachdem wir am Vormittag einen buddhistischen Tempel gesehen hatten, folgte am Nachmittag dann ein shintoistischer Schrein, der Meiji-Schrein, der sich ebenfalls mitten in Tokyo befindet. In solchen Schreinen zählt es zum Brauch, Wünsche auf Holztafeln zu schreiben und im Schrein aufzuhängen. Wir hatten im Hotel vorab eine solche Holztafel bekommen, so dass wir auch selbst unsere Wünsche an die Götter richten konnten. Speziell ich wünschte mir hier Glück und Gesundheit für Familie, Freunde und mich selbst sowie natürlich auch einfach einen schönen Urlaub.
Der Abend stand dann zu unserer eigenen Verfügung. Für mich bedeutete das: Auf ins Anime-Viertel Akihabara! Anime, Manga und J-Pop sind der Grund, warum ich Japan so liebe. Prinzipiell begann alles im Grundschulalter, als ich - wie wahrscheinlich die meisten Kinder - anfing, Nintendo zu spielen. So kam ich wenige Jahre später auch auf Pokémon und entdeckte freilich auch die Pokémon-Anime-Serie, die passgenau zum Release des Spiels auf RTL II startete. Mir gefiel die Serie - und nicht nur diese, sondern auch die anderen Animes, die ab der Jahrtausendwende bei RTL II auf und ab liefen: Digimon, Dragon Ball, Yu-Gi-Oh!, Detektiv Conan und Hamtaro waren meine größten Favoriten. Etwa zeitgleich kam auch das Internet auf, wo ich lernte, dass es sich bei all diesen Serien um Animes handelte. Bald begann ich auch, Mangas zu lesen, J-Pop zu hören und natürlich Anime-Conventions zu besuchen. Und irgendwann festigte sich freilich auch der Wunsch "Ich muss mal nach Japan!". Vor 20 Jahren war das noch ein unerfüllbarer Traum, doch jetzt, im Frühling 2023, hat es ja endlich doch geklappt.
Also zurück in die Gegenwart: Zusammen mit einer Mitreisenden erreichten wir Akihabara, wo ich zunächst einmal interessante Trauben-Fanta aus einer Vending Machine zog - eine sehr leckere Sorte, die es leider in Deutschland nicht gibt, die ich mir aber im Verlauf der Reise noch mehrmals gönnte. Mein Haupt-Anlaufpunkt in Akihabara war allerdings der animate Store, ein 5-stöckiges Anime-Kaufhaus, wo es eigentlich alles gibt, was das Fan-Herz begehrt. Ich deckte mich hier mit einem Plüsch-Pokémon (Chimpep) sowie ein paar japanischen Süßigkeiten ein.
Ein weiteres Ziel in Akihabara war das Katzen-Café - ein Café, in dem zahlreiche Katzen herumlaufen und sich von den Gästen streicheln, beschmusen und füttern lassen! Dieser Trend stammt ursprünglich aus Taiwan, ist aber besonders in Japan groß geworden. Inzwischen gibt es allerdings auch schon eine Handvoll Katzen-Cafés in Deutschland.
Am Folgetag verließen wir Tokyo erstmals für einen Tagestrip nach Nikko. Der Ort gilt als einer der schönsten in ganz Japan - es gibt sogar das Sprichwort "Sage niemals 'schön', bevor du Nikko gesehen hast"! Leider, leider konnten wir die Schönheit aber nicht allzu sehr genießen, da der ganze Tag verregnet und vernebelt war. So konnten wir auch einen berühmten Wasserfall lediglich durch die Nebelschwaden erahnen und mussten im Toshogu-Schrein ununterbrochen mit Regenschirm herumlaufen. Es war natürlich trotzdem hübsch, wäre aber sicher bei Sonnenschein noch um ein Vielfaches schöner gewesen.
Die Holztafeln, auf die man in diesem Schrein seine Wünsche schreibt, zeigen hier übrigens einen Hasen, der über das Wasser läuft. Dieses Bild gehört zu einer bekannten japanischen Fabel: Ein Hase sitzt auf einer Insel fest und kann nicht ans Festland schwimmen, weil es im Wasser von Krokodilen wimmelt. Er überlegt sich eine List: Er erzählt den Krokodilen, dass er sie zählen möchte. Die Krokodile reihen sich brav zwischen Insel und Festland auf - der Hase läuft über die Reihe und zählt dabei hörbar die Reptilien. Dann freut sich der Hase allerdings zu früh und jubelt: "Hurra, es klappt, diese doofen Krokodile!" Das hört natürlich eins der Krokos und schnappt zu! Merke: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!
Weitere Fotos auf Flickr: Nikko
Bei der Rückfahrt zu unserem Hotel in Tokyo stiegen wir ein paar Haltestellen früher aus, um noch einen kleinen Abstecher zum Pokémon Center zu machen. Dabei handelt es sich um ein Fachgeschäft, das nichts anderes als Pokémon-Merchandise verkauft. In Europa gibt es solche Läden leider nicht dauerhaft, nur ab und zu mal kurzzeitig zu einem speziellen Anlass, etwa 2014 in Paris. In Japan hingegen gibt es gleich 16 Pokémon Center, die auch ständig dort sind - vier davon in Tokyo, von denen wir nun in einem vorbei schauten. Wir schossen ein Selfie mit dem riesigen Relaxo, das vor dem Eingang liegt, und ich deckte mich mit Plüschis von Felori und Krokel ein, zwei Startern aus den aktuellen Editionen Pokémon Karmesin & Purpur.
Weitere Fotos auf Flickr: Tokyo
Am Folgetag verließen wir Tokyo endgültig. Während der Fahrt Richtung Fuji machten wir Halt in Kamakura, einem kleinen Ort, in dem es überdurchschnittlich viele Tempel gibt. Wir besuchten hiervon den Hasedera-Tempel, der tatsächlich nicht nur ein Tempel ist, sondern eine ganze Tempelanlage mit mehreren Tempeln inklusive einer schönen Gartenanlage: Die Kirschbäume blühen, in einem Teich drehen wunderschöne Kois ihre Runden und es gibt sogar einen Aussichtspunkt über die ganze Stadt bis hin zum Meer. Um aber zurück zum religiösen Teil zu kommen: Hier lernten wir auch erstmals die "Jizoh" kennen: Diese kleinen glatzköpfigen Figuren sind ein Andenken an verstorbene Kinder - es ist Brauch, so eine Figur auf einem Friedhof oder eben an einem Tempel aufzustellen und ihr ein Kleidungsstück des Kindes anzuziehen, um so der Kinderseele den Weg ins Jenseits zu weisen. Hier im Hasedera-Tempel tummelt sich nun an einem kleinen Teich eine ganze Armee von Jizoh!
Der zweite Tempel, den wir in Kamakura besuchten, ist eigentlich gar nicht mehr da! Direkt um die Ecke steht nämlich der so genannte "Große Buddha", der immerhin 13,5 Meter misst. Er steht allerdings unter freiem Himmel: Der Tempel, in dem er ursprünglich einmal stand, ist nämlich abgebrannt, und so ließ man die Statue eben einfach ohne Tempel stehen.
Auch die Mittagspause verbrachten wir in Kamakura - und entdeckten zufällig einen ganz besonderen Automaten am Straßenrand, aus dem sich Dragon Balls ziehen lassen! Wie bereits erwähnt, war Dragon Ball damals eine meiner Lieblingsserien im RTL II Anime-Programm. Die titelgebenden Dragon Balls sind orange Kugeln mit roten Sternen: Es gibt sieben Stück davon, und wenn es gelingt, alle sieben zusammenzutragen, dann erscheint der Drache Shen-Long und erfüllt einen Wunsch. Aus dem Automaten haben wir zwar keine sieben Dragon Balls gezogen, aber zumindest mal einen!
Weitere Fotos auf Flickr: Kamakura
Den restlichen Tag füllte eine recht lange Busfahrt auf einer schönen Route, die teilweise am Meer entlang führte. Auch legten wir einen kurzen Fotostopp an einer Raststätte ein, wo zahlreiche Kirschbäume wunderschön blühten. Am Abend erreichten wir schließlich unser 5-Sterne-Hotel am Yamanaka-See.
Der Yamanaka-See ist einer von fünf Seen, die den Fuji umgeben, den wahrscheinlich bekanntesten Berg Japans. Eigentlich war es geplant, am nächsten Vormittag ein paar Aussichtspunkte an den verschiedenen Seen abzuklappern und den Fuji zu fotografieren - nur das Wetter war leider anderer Meinung! Der Fuji wird auch als "schüchterne Schönheit" bezeichnet, da er sich nur allzu gern hinter den Wolken versteckt - so auch diesmal! Schade, aber immerhin hatten wir einen schönen Blick über den See, wenn auch ohne Berg. Und wie das Fuji-Foto eigentlich hätte aussehen sollen, ließ ich dann kurzerhand die KI von Midjourney darstellen!
Weitere Fotos auf Flickr: Kawaguchi-See
Der Fuji, wie wir ihn gern gesehen hätten (KI-generiert):
Weiter ging es am Mittag zur Daio Wasabi-Farm. Wir sind ja schon länger Sushi-Fans, und Wasabi ist diese grüne Paste, mit der man sein Sushi würzt. Hier auf der größten Wasabi-Farm Japans wird das Wasabi angebaut: Wir schauten uns die Felder an, wobei die Anlage mit zusätzlichen Kirschbäumen, Statuen und einem kleinen Schrein auch ansonsten sehr schön gestaltet ist. Auch unsere Mittagspause machten wir hier - allerdings nicht mit Wasabi sondern mit einem leckeren Eisbecher!
Weitere Fotos auf Flickr: Daio Wasabi-Farm
Auch dieser Tag endete mit einer mehrstündigen Busfahrt: Es ging hinauf in die "Japanischen Alpen" (sie heißen tatsächlich so, in der Landessprache nennt man sie 日本アルプス (Nihon Arupusu, wobei "Arupusu" die japanische Umschrift des englischen Wortes "Alps" ist)) und an vielen Stellen hatten wir einen beeindruckenden Panoramablick über die weiten Täler. Das ließ sich aufgrund der Fahrtgeschwindigkeit leider nicht vernünftig fotografieren, war live aber durchaus beeindruckend.
Am Abend erreichten wir den kleinen Bergort Takayama, der vor allem für das Schnitzhandwerk bekannt ist. Wir checkten im Hotel ein und staunten in der Lobby über eine Sammlung von Puppen, die den kaiserlichen Hofstaat darstellen und traditionell vor allem an bestimmten Feiertagen aufgestellt werden. Heute war allerdings kein Feiertag, hier im Hotel stehen die Puppen wahrscheinlich einfach ganzjährig.
Der nächste Vormittag begann mit einem Ausflug in ein weiteres Bergdorf: Shirakawa-go liegt sehr malerisch umrahmt von Bergen und an einem kleinen Fluss, die alten kleinen Bauernhäuser hier sind strohbedeckt. Ich hatte mich bereits vor einiger Zeit in dieses Örtchen verliebt: Der Japan-Kalender, der alle Jahre wieder an meiner Wand hängt, verwendet Shirakawa-go oft als Titelbild, und an einer anderen Wand hängt eine schöne Zeichnung des Ortes von der japanischen Künstlerin Midori Harada. Tatsächlich ist Shirakawa-go aber kein Museumsdorf, sondern noch heute aktiv bewohnt. Lediglich ein einziges Haus kann auch von innen besichtigt werden.
Weitere Fotos auf Flickr: Shirakawa-go
Am Mittag zurück in Takayama folgte auch hier eine Stadtführung: In der Altstadt wimmelt es nur so von schönen alten hölzernen Kaufmannshäusern! Wie gesagt, ist Takayama bekannt für die Schnitzkunst, und das sieht man nicht nur an den Gebäuden selbst, sondern auch an der ein oder anderen Skulptur, die in den Straßen herumsteht.
Eine lokale Spezialität in Takayama ist Fleisch-Sushi, also Sushi mit Fleisch anstatt Fisch. Der Reiseleiter empfahl uns, das in der Mittagspause mal zu probieren - ein Vorschlag, den wir direkt in die Tat umsetzten: Lecker!
Und als wir an einem Spielwarenladen vorbeikamen, lagen dort Puzzles zu Mein Nachbar Totoro aus, einer meiner Lieblings-Anime-Filme aus dem Studio Ghibli. Auch der Reiseleiter nutzte die Gelegenheit, um uns etwas über diesen Film zu erzählen und ihn allen Teilnehmern ans Herz zu legen. Da kann ich mich doch nur anschließen! Ach ja, und ein kleines Totoro-Puzzle hab ich natürlich auch mitgenommen, kam aber bisher noch gar nicht dazu, es zusammenzusetzen.
Nach der Mittagspause stand als letzter Programmpunkt in Takayama schließlich der Besuch einer Sake-Brauerei an, doch dies war leider eher ein Reinfall. Das liegt nicht nur daran, dass ich generell überhaupt kein Freund von Alkohol bin, er schmeckt mir einfach nicht. Da Sake aber etwas Japanisches ist, sprang ich über meinen Schatten und probierte hier doch ein Schlückchen von dem Reisschnaps - bäh, igitt, nie wieder!! Unabhängig von meinem persönlichen Geschmack war jedoch auch die Führung an sich nicht wirklich eine: Wir mussten uns im engen Vorraum zusammenquetschen, bekamen dort ein bisschen was über den Herstellungsprozess erzählt, konnten das alles aber nicht wirklich selbst sehen, sondern nur mal einen kurzen Blick durch eine offene Tür erhaschen - nicht wirklich ergiebig! Von mir aus hätte man diesen Programmpunkt auch ganz weglassen können.
Erwähnenswert ist allerdings die Figur vor dem Eingang der Brauerei. Ähnliche Figuren haben wir im Verlauf der Reise oft gesehen, meistens vor Kneipen. Es handelt sich um einen Tanuki: Dieses flauschige Tierchen trägt im Deutschen den Namen Marderhund, kommt aber nur in Südostasien (also u.a. auch in Japan) natürlich vor. Der Name Tanuki war mir als Nintendo-Fan bereits ein Begriff, da sich Mario in Super Mario Bros. 3 in Tanuki-Mario verwandeln kann, wobei ihm flauschige Öhrchen und ein buschiger Schweif wachsen. Als Tanuki-Mario kann der Klempner dann fliegen, doch was man bei Super Mario eher nicht merkt ist, dass der Tanuki in der japanischen Folklore als Trunkenbold gilt. Genau deswegen steht er oft vor Kneipen und eben auch vor der Sake-Brauerei.
Und eine andere Figur erspähten wir an einer Bushaltestelle: Eine Statue einer Lumpenpuppe! Früher wurden solche Puppen als Arme-Leute-Spielzeug aus Stoffresten hergestellt - heute sind sie lokal ein kleiner Kult und werden in großem Stil als Stofftiere an Touristen verkauft.
Weitere Fotos auf Flickr: Takayama
Trailer zu Mein Nachbar Totoro:
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Am nächsten Tag ging es weiter nach Ise zum so genannten Ise-Schrein. Im Vergleich zu anderen Schreinen, die wir bisher schon gesehen hatten, wirkte dieser viel weniger prunktvoll, sondern viel mehr rustikal. Tatsächlich ist der Ise-Schrein aber der wichtigste Schrein von ganz Japan und gilt sogar als das Nationalheiligtum des Landes. Nicht weniger als 6 Millionen Japaner pilgern jährlich dorthin! Gewidmet ist der Schrein der Sonnengöttin Amaterasu, welche wiederum als eine direkt Vorgängerin der kaiserlichen Familie gilt. Dabei wirkt der Ise-Schrein aber gar nicht sooo alt, und das liegt an einer Besonderheit: Alle 20 Jahre wird der Schrein vollständig abgerissen und originalgetreu neu aufgebaut. Das ist so in der Tat eine effektivere Methode, als immerwährende Renovierungsarbeiten, und erhält außerdem die alten Baukünste am Leben.
Nach der Tempelbesichtigung bekamen wir noch ein wenig Zeit, um die nahe Altstadt von Ise auf eigene Faust zu erkunden: Ähnlich wie in Takayama sind auch hier die meisten Gebäude aus Holz. Vor einem Gebäude lag eine schlafende Katze in der Sonne und bot sich als ein sehr schönes Foto-Motiv an. Vor allem fiel mir aber in der Auslage eines Geschäfts noch etwas anderes auf: Zahlreiche Fan-Artikel zu dem Pokémon Ottaro sowie sogar ein kleines Zertifikat!
Es ist so, dass einige japanische Präfekturen ein zu ihr passendes Pokémon als Tourismus-Botschafter erhalten haben. Das Partner-Pokémon der Präfektur Mie, in der auch Ise liegt, ist Ottaro, der Wasser-Starter von Pokémon Schwarz & Weiß. Hier war ich allerdings noch zu geizig, um direkt den Geldbeutel zu zücken, zumal Ottaro auch nicht unbedingt eins meiner Lieblings-Pokémon ist, doch mehr sollte noch kommen!
Weitere Fotos auf Flickr: Ise
Mit dem Zug ging es weiter nach Toba, unser Übernachtungsort für diesen Tag. Unser Hotel befand sich direkt am Pazifik und vom Zimmer aus hatten wir einen einmaligen Meerblick - wow! Einfach die Wucht!
Am Bahnhof von Toba fiel mir noch mehr Ottaro auf: Das Wasser-Pokémon war allgegenwärtig auf große Plakaten, an den Fenstern und sogar auf der Bahnhofsbeschilderung! Wir waren offenbar unbewusst direkt in die "Hauptstadt" der Pokémon-Präfektur geraten - prima!
Natürlich war das erste, was ich nach Check-in im Hotel machte: Handy zücken und googlen, ob es noch mehr Ottaro-Sehenswürdigkeiten in der Nähe gibt? Die gibt es tatsächlich: Einer der berühmten Pokémon-Gullideckel befindet sich nur rund einen Kilometer vom Hotel entfernt, sinnigerweise mit Ottaro und Jugong - so schnell war noch nie ein Abendspaziergang beschlossen!
Diese kleine Pokémon-Stadt war aber, wie gesagt, nur ein Übernachtungsort, was auch bedeutete, dass am nächsten Morgen die Fahrt schon wieder weiterging - erneut per Zug, so dass ich die Chance nutzte, um am Bahnhof doch noch schnell ein bisschen exklusives Ottaro-Merchandise zu kaufen, das es nur in dieser Präfektur gibt: Ein Handtuch und eine Packung Tee.
→ Mehr Infos über die Pokémon Local Acts: Offizielle Homepage (englisch)
Weitere Fotos auf Flickr: Toba
Ein paar Bahnhöfe weiter wechselten wir wieder in einen Bus und die Fahrt ging weiter das Bergmassiv Koya-san hinauf. Dort oben - in immerhin etwa 800 Metern Höhe - befindet sich der gleichnamige Pilgerort, der sich aus nicht weniger als 117 Klöstern zusammensetzt. In etwa der Hälfte dieser Klöster kann man als Pilger auch übernachten - oder auch als Tourist, denn auch für uns gab es hier kein Hotel, sondern wir übernachteten ganz traditionell und ohne überflüssigen Luxus im Kloster Hojoin. Hier gab es nicht einmal Betten, sondern lediglich Futons auf dem Fußboden - was auch überhaupt nicht schlimm war, sondern im Gegenteil mal eine sehr interessante Erfahrung! Beim gemeinsamen traditionellen Abendessen beantworteten die Mönche auch fleißig all unsere Fragen über das Klosterleben. Jedes denkbare 5-Sterne-Hotel wäre viel langweiliger gewesen!
Bevor wir allerdings früh abends im Kloster "eincheckten", schauten wir uns natürlich auch den gesamten Pilgerort an, warfen einen Blick in den ein oder anderen Tempel und wanderten auch ein wenig über den uralten Friedhof.
Weitere Fotos auf Flickr: Koya-san
Per Bus ging es am nächsten Vormittag wieder hinab ins Tal, und auf dem Weg Richtung Kyoto stand Nara als Zwischenstopp auf dem Programm. Bereits vom Busfenster aus fielen uns die zahlreichen Rehe und Hirsche auf, die sich überall tummelten. Die Stadt Nara ist bekannt dafür, dass vor allem im innerstädtischen großen Nara-Park, aber auch in den angrenzenden Straßen nicht weniger als 1200 Sikahirsche leben. Diese sind handzahm und lassen sich von den Besuchern streicheln und füttern. Und sie sind gut erzogen: Die Straße überqueren die Tiere nur am Zebrastreifen und die Autofahrer sind auch darauf eingestellt und halten konsequent an, wenn ein Hirsch rüber will.
Bevor wir uns allerdings auf die Hirsche stürzen konnten, stand zunächst eine Tempelbesichtigung auf dem Programm: Zum Horyu-Tempel gehört u.a. das älteste Holzgebäude der Welt, errichtet im Jahr 670. Auch die Kirschbäume blühten hier wieder um die Wette und unter einem besonders stattlichen Exemplar schossen wir ein Gruppenfoto von der gesamten Reisegruppe - dieses kann ich euch hier aber natürlich aus Datenschutzgründen nicht öffentlich zeigen!
In der Mittagspause gingen wir dann freilich auf Hirsch-Safari: Die Tiere wurden mit der Kamera verfolgt, aber wir gönnten ihnen auch etwas Futter und ein paar Streicheleinheiten. So schnell geht eine Mittagspause selten vorbei!
Im Anschluss an die Pause besichtigten wir einen weiteren Tempel in Nara - direkt in fußläufiger Nähe zum Nara-Park, so dass auch die Hirsche bis direkt vor den Eingang kommen. Der Todai-Tempel hält ebenfalls einen Rekord, es handelt es sich um das größte Holzgebäude der Welt. So groß muss es auch sein, denn darin steht schließlich der größte Buddha der Welt: 15 Meter hoch und somit noch einmal 1 ½ Meter größer als der "Große Buddha" in Kamakura.
Weitere Fotos auf Flickr: Nara
Abends erreichten wir dann Kyoto, die alte Kaiserstadt, wo wir für die nächsten vier Tage bleiben sollten. Unser Hotel befand sich direkt gegenüber des modernen Hauptbahnhofs, welcher selbst schon eine Sehenswürdigkeit ist. Deswegen bot der Reiseleiter auch eine freiwillige Führung durch den Bahnhof an, die in einem Panoramablick über das nächtliche Kyoto aus der 10. Etage gipfelte.
Die Besichtigungen in Kyoto sollten allerdings erst am übernächsten Tag anstehen. Am Folgetag besuchten wir stattdessen einige Sehenswürdigkeiten im näheren Umkreis von Kyoto. Erster Anlaufpunkt war das Miho-Museum, das sich tatsächlich in keiner Stadt befindet, sondern einfach mitten in der Natur steht. Hier ist bereits das Reingehen ein kleines Highlight für sich: Der Parkplatz befindet sich knapp 500 Meter vom Museumsgebäude entfernt. Um dorthin zu gelangen, muss man eine Kirschbaum-Allee durchwandern, einen Tunnel durchqueren und schließlich über eine Hängebrücke laufen - dies alles zusammen soll die Reise nach Shangri-La darstellen, ein fiktiver mystischer Ort, der eine Art Paradies sein soll.
Hat man schließlich das eigentliche Museumsgebäude erreicht und betreten, blickt man direkt wieder ins Freie: Gegenüber der Eingangstür befindet sich ein großes Panorama-Fenster, das Blick auf die bewaldete Berglandschaft gewährt Die eigentlichen Ausstellungsräume liegen unterirdisch und können per Treppe erreicht werden. Die Exponate hier sind historischer Natur und stammen aus Japan, aber auch aus Griechenland oder dem Alten Rom.
Weitere Fotos auf Flickr: Miho-Museum
Am Nachmittag ging die Fahrt weiter nach Uji. Den Byodo-in-Tempel konnten wir zwar nicht betreten, doch auch von außen ist er bereits beeindruckend. Er liegt auf einer kleinen Insel inmitten eines Teichs, und die Anlage ist so konzipiert, dass man von hinten herankommt und sich dann erst dadurch, dass man um den Teich herumgeht, nach und nach die gesamte Schönheit des Byodo-in-Tempels entfaltet.
Nebenbei trafen wir hier außerdem einen Hund, der sehr an den berühmten Hachiko erinnerte. Hachiko war ein Akita-Hund und ist wahrscheinlich mit Abstand der berühmteste Hund Japans. Die wahre Geschichte - stattgefunden in den 1920er Jahren - erzählt, dass Hachiko sein Herrchen jeden Abend am Bahnhof erwartete, wenn er mit dem Zug von der Arbeit kam. Nur eines Tages kam Herrchen leider nicht mehr, da er aufgrund einer Hirnblutung plötzlich verstorben war. Hachiko kam trotzdem noch 10 Jahre lang jeden Abend zum Bahnhof und riss dazu auch mehrmals von Verwandten aus, die ihn aufgenommen hatten. In Tokyo wurde diesem treuen Hund sogar eine Statue gewidmet, welche wir allerdings ausgelassen hatten - umso schöner, dass wir hier nun ein Prachtexemplar eines lebenden Akita-Hundes sehen konnten und die Besitzer uns auch erlaubten, das Tier zu fotografieren.
Ebenfalls in Uji durften wir am gleichen Nachmittag noch an einer "Tee-Zeremonie" teilnehmen - auch wenn es nicht wirklich eine traditionelle Zeremonie war, sondern eher ein Schnellkurs: Der Inhaber einer familiengeführten Teehandlung wies uns in die Kunst ein, wie man den berühmten grünen Matcha-Tee zubereitet und wie man ihn korrekt trinkt. Wir durften auch selbst Hand anlegen - und am Ende natürlich auch fleißig einkaufen, klar! Interessant war's aber trotzdem - und lecker auch!
Weitere Fotos auf Flickr: Uji
Der nächste Tag begann dann mit einigen innerstädtischen Tempeln in Kyoto. Zunächst steuerten wir den so genannten Goldenen Pavillon an: Auch diesen konnten wir nur von außen sehen, doch das war bereits beeindruckend genug! Der gesamte Tempel ist nämlich tatsächlich vergoldet, mit Blattgold überzogen. Schade nur, dass es bewölkt war: Im Sonnenlicht glänzend wäre es sicher noch ein wenig eindrucksvoller gewesen.
Weiter ging es zum Ryoan-Tempel, der über einen weltberühmten Steingarten verfügt. Auf einer kleinen Kiesfläche sind hier 15 unterschiedlich große Felsbrocken angeordnet - und zwar so geschickt, dass es keine Perspektive gibt, aus der man sie alle 15 gleichzeitig sehen kann!
Das dritte Tagsziel war das Nijo-Schloss, in dem früher der Shogun (eine Art Samurai-General) residierte. Hier war leider im Inneren das Fotografieren verboten, nichtsdestotrotz bekamen wir umfassend gezeigt, wie der Shogun damals lebte und warum es ein Ding der Unmöglichkeit war, ihn hinterrücks anzugreifen.
Goldener Pavillon:
Ryoan-Tempel:
Nijo-Schloss:
Nach diesen drei Sehenswürdigkeiten war es immer noch erst früher Nachmittag und der Reiseleiter entließ uns in den freien Teil des Tages. Dazu setzte er uns am Nishiki-Markt ab, eine überdachte Marktstraße, wo es immer frischen Fisch und Gemüse zu kaufen gibt, wo sich jedoch auch einige kleinere Restaurants befinden. Hier gönnten wir uns ein kleines Mittagessen und steuerten dann ein paar persönlich wichtige Ziele an. Zunächst ging es ins Katzen-Café, wo wir uns während der Wartezeit erstmal einen leckeren Eisbecher im Katzen-Design gönnten. Ein Mitreisender kommunizierte hier per Google Übersetzer mit zwei Kindern am Nachbartisch - die Kleinen waren sehr beeindruckt von dem Besucher aus Deutschland. Dann konnten wir endlich zu den Stubentigern, und es kommt mir so vor, dass sie Katzen hier deutlich verschmuster als in dem Katzen-Café in Tokyo waren. Das kann aber auch daran liegen, dass wir hier in ein paar Katzen-Leckerlis investiert haben - darauf fahren die Miezen voll ab, klar!
Außerdem gibt es natürlich auch in Kyoto ein Pokémon Center - also nichts wie hin! Speziell das Pokémon Center Kyoto ist für mich aber tatsächlich eins der wichtigsten Pokémon Center in Japan. Mit Abstand meine Lieblings-Pokémon-Spiele sind ja bekanntlich die Editionen Pokémon Gold & Silber. Die Spielregion Johto basiert auf der japanischen Region Kinki, in der wir uns gerade befanden: Kyoto ist die größte und wichtigste Stadt von Kinki. Speziell die Stadt Teak City im Norden von Johto basiert außerdem direkt auf Kyoto.
Auch im Pokémon Center Kyoto ist nicht zu übersehen, dass man hier mitten in Johto ist: Die legendären Titel-Pokémon Lugia und Ho-Oh sind hier als riesige Figuren anzutreffen, und es gibt auch kleinere Figuren von Endivie, Feurigel und Karnimani. Eine ganz besondere Sehenswürdigkeit ist aber vor allem das "Kyoto-Kimono-Pikachu", das direkt am Eingang steht: Ein wunderschönes Pikachu als Geisha mit Kimono und Pokéball-förmigem Schirm. Früher gab es dieses spezielle Pikachu auch mal als Plüschtier, inzwischen scheinbar nicht mehr - gut, dass ich schon früher mal mitgedacht und mir ein Exemplar per Post importiert hatte! Jetzt, vor Ort im Pokémon Center, gönnte ich mir stattdessen eine hochwertige Tonfigur von Coronospa auf seinem Ross - auch wenn das nichts mehr mit Pokémon Gold & Silber zu tun hat, sondern auf dem DLC von Pokémon Schwert & Schild basiert!
Am Abend gingen wir schließlich zusammen mit zwei Mitreisenden sehr fein Sushi essen. In einem Buffet-Restaurant wurde das Sushi frisch vor unseren Augen zubereitet, und das mit einigen Fischsorten, die man in deutschen Sushi-Restaurants kaum sieht!
Am nächsten Morgen ging es dann weiter mit innerstädtischen Tempeln in Kyoto - und leider auch mit Fotografie-Verbot! So besuchten wir etwa den Sanjusangendo-Tempel: In seinem Inneren sind genau 1001 goldene Statuen der Göttin Kannon aufgereiht - in dieser Masse ein mehr als eindrucksvolles Bild! Da wir das leider nicht auf Kamera festhalten konnten, habe ich daher auch hier Midjourney gebeten, das Bild im Nachhinein zu generieren: Es sieht nicht exakt so aus wie im Tempel, gibt aber doch einen guten Eindruck.
Weiter ging es dann zum Fushimi-Inari-Schrein, gewidmet der Fuchsgöttin Inari, die für Ernte und Fruchtbarkeit zuständig ist. 1001 goldene Figuren gibt es in ihrem Schrein zwar nicht, dafür aber tausende rote Tore - wie viele genau es sind, hat tatsächlich noch niemand gezählt, aber es dürften wohl rund 10.000 Stück sein. Jedes einzelne dieser Tore ist eine Spende einer Person oder eines Unternehmens, und deshalb mussten sie freilich auch allesamt aufgestellt werden. Die Tore bilden regelrechte Tunnel, und das sieht mehr als beeindruckend aus!
Die Holztäfelchen haben hier übrigens - passend zum Thema - selbst die Form von "Torii" (mit zwei "i"), wie diese Holztore korrekt heißen. Eines beschriftete ich mit guten Wünschen für den Japan-Webradiosender Kibo.FM, bei dem ich auch selbst als Hobby mitwirke.
Zur Mittagsstund' machten wir noch einen Abstecher nach Gion, das Viertel der Geishas. Jetzt, zur Mittagszeit, sahen wir keine der schönen Damen, sie lassen sich eher abends blicken. Wir hätten die Geishas aber ohnehin nicht fotografieren dürfen (Persönlichkeitsrecht), doch auch die zahlreichen alten Holzhäuser in diesem Viertel waren gute Fotomotive.
Sanjusangendo-Tempel (KI-generiert):
Weitere Bilder auf Flickr: KI-generierte Bilder
Fushimi-Inari-Schrein:
Gion-Viertel:
Der Nachmittag stand auch heute wieder zu unserer eigenen Verfügung. Für uns stand jetzt noch das Kyoto International Manga Museum auf dem Programm. Hier wird eindrucksvoll die Entwicklung der japanischen Comics von Anfang an bis heute dargestellt. Der Großteil der Exponate besteht dabei einfach aus den originalen Manga-Bänden (teilweise mehrere Jahrzehnte alt), die fein säuberlich sortiert in Regalwänden aufgereiht sind und die man als Besucher herausziehen und durchblättern darf. Auch, wenn wir inhaltlich natürlich kein Wort verstanden: Absolut spannend war's trotzdem!
Als Ergänzung zum gestrigen Katzen-Café besuchten wir nun außerdem das so genannte "mipig cafe", ein Schweine-Café! Anstatt flauschiger Kätzchen ist man hier in Gegenwart von vielen kleinen Schweinchen, die sich aber auch gerne streicheln lassen und dann zufrieden auf den Beinen der Besucher einschlafen.
Außerdem kamen wir nochmal kurz am Pokémon Center vorbei. Zufällig war auch eine Mitreisende dabei, die noch zufälliger genau heute Geburtstag hatte! Da sie aber selber nicht Pokémon spielt, war sie so nett, für mich das aktuelle Geburtstags-Event-Pokémon abzuholen - tausendfachen Dank dafür! Jedes Jahr bieten die japanischen Pokémon Center nämlich ein spezielles Event-Pokémon an, das man ausschließlich im Monat seines Geburtstags und auch nur persönlich vor Ort abholen kann - entsprechend selten und begehrt sind diese Geburtstags-Events freilich bei Spielern außerhalb Japans, aber das aktuelle Geburtstags-Pokémon Flabébé befindet sich jetzt auch auf meiner Pokémon Karmesin-Edition!
Weitere Fotos auf Flickr: Kyoto
Am nächsten Morgen war es dann so weit, Kyoto wieder zu verlassen. Im Groben ging es nun in Richtung Hiroshima, das letzte ganz große Ziel. Zur Einstimmung darauf erzählte uns der Reiseleiter im Bus Wissenswertes über Mangas, darunter freilich auch Barfuß durch Hiroshima, ein preisgekrönter Manga von Keiji Nakazawa, der mit stark autobiografischen Zügen die Geschichte des 6-jährigen Gen erzählt, welcher den Atombombenangriff auf Hiroshima überlebt - sehr zu empfehlen, aber keine leichte Kost!
Außerdem lobte der Reiseleiter auch Osamu Tezuka, einen der bekanntesten und einflussreichsten Manga-Zeichner Japans, verantwortlich für Meisterwerke wie Astro Boy, Prinzessin Saphir oder Kimba, der weiße Löwe. Von ihm stammt außerdem auch eine Manga-Adaption vom Leben Buddhas. Ja, und nachdem wir gerade so viel über Mangas gehört hatten, erspähten wir passgenau einige große Manga-Figuren u.a. von Osamu Tezuka in einer Autobahn-Raststätte, die wir eigentlich nur für eine kurze Toilettenpause angesteuert hatten - Zufälle gibt's!
Im weiteren Fahrtverlauf überquerten wir die Akashi-Kaikyo-Brücke, mit vier Kilometern Länge die längste Hängebrücke der Welt - für die wir nach der Überquerung natürlich auch einen kurzen Foto-Stopp einlegten! Die Brücke verbindet Japans Hauptinsel Honshu mit der sehr viel kleineren Insel Awaji, und dort wollte uns der Reiseleiter ein Kongresszentrum des preisgekrönten Architekten Tadao Ando zeigen, von dem er selbst ein großer Fan ist. Tatsächlich bietet der Gebäudekomplex einige sehr interessante, teils verspielte Elemente. Für eine wahre Schönheit halte ich persönlich es zwar nicht, aber spannend war's schon.
Weitere Fotos auf Flickr: Awaji
Am Mittag erreichten wir Himeji, wo wir nun eine echte japanische Burg sehen sollten. Tatsächlich gibt es kaum noch gut erhaltene Burgen in Japan, die meisten sind abgebrannt oder wurden einfach abgerissen. Eine der letzten verbleibenden Burgen ist die Burg von Himeji aus dem 17. Jahrhundert.
Zunächst taten wir allerdings das, was viele Japaner im Frühling zu tun pflegen: Picknicken unter Kirschbäumen! Dazu spendierte der Reiseleiter eine Runde Bento-Boxen - das ist eine sortierte verzehrfertige Essensbox mit Reis, Gemüse und ein bisschen Fisch und Fleisch, die besonders bei japanischen Schulkindern oder Büroarbeitern während der Pause sehr beliebt ist. Mit unseren Bento-Boxen machten wir es uns nun unter einem besonders prächtigen Kirschbaum gemütlich und ließen es uns schmecken - mit bestem Blick auf die Burg!
Frisch gesättigt wollte die Burg dann freilich auch noch besichtigt werden. Wir erklommen Stockwerk um Stockwerk, wobei die Grundfläche immer kleiner wurde, je höher wir kamen, und von ganz oben bot sich uns dann eine gute Aussicht über das nähere Umfeld.
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Den Abend verbrachten wir in Kurashiki, wo wir gemeinsam mit zwei Mitreisenden sehr fein Rindfleisch essen gingen. Am nächsten Morgen unternahm der Reiseleiter mit uns einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Kurashiki und gab uns anschließend noch rund zwei Stunden Zeit für eigene Erkundungen. Obwohl Kurashiki nun nicht die allergrößte Stadt Japans ist, befinden sich hier gleich vier Pokémon-Gullideckel, davon drei in fußläufiger Nähe zum Hotel. Dass wir diese alle drei abklapperten, versteht sich wohl von selbst: Sie zeigen zum einen ein Fasasnob-Pärchen, zum anderen Fiffyen und Papinella in einem Kirschgarten und zuletzt das süße Pflanzen-Äffchen Chimpep bei einer Bootsfahrt.
Da nach dem Fotografieren der drei Gullideckel immer noch eine knappe Stunde Zeit war, gingen wir schließlich zusammen mit einer Mitreisenden noch ins Animal Café, welches sich nicht auf nur eine Tierart beschränkt: Neben Katzen gibt es hier auch Eulen und Eichhörnchen! Letztere sind allerdings hinter Gittern und dürfen nur beobachtet werden. Die schönen Nachtvögel dagegen können auch behutsam gestreichelt werden, was sie mit einem angenehmen "Schuhuuu!!" quittieren.
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Pünktlich zur Mittagszeit trafen wir uns wieder alle vor dem Hotel und gingen zusammen mit dem Reiseleiter dann zum Bahnhof, denn nun sollte es per Bahn zu unserem letzten großen Ziel gehen: Hiroshima! Allerdings nicht mit irgendeinem Zug, sondern mit dem berühmten superschnellen und superpünktlichen Shinkansen. Entsprechend erwartungsvoll drängelte sich die gesamte Reisegruppe an die Bahnsteig-Absperrungen, um den Zug bereits bei der Einfahrt abzulichten - was den Bahnhofsansager dann sogar zu einer leicht panischen Durchsage "Bitte bleiben Sie zurück!" bewegte, aber es ist ja nichts passiert.
Rund eine Stunde später kamen wir in Hiroshima an. Den Namen dieser Stadt hört man oft im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg, denn Hiroshima hatte leider das Pech, als eine von zwei Städten jemals von einer Atombombe getroffen zu werden (die andere war Nagasaki, ebenfalls in Japan). Für Hiroshima war der verhängnisvolle Augenblick am 6. August 1945 um 8:15 Uhr morgens: Der US-Bomber Enola Gay warf die Bombe "Little Boy" ab, die 600 Meter über der Stadt explodierte. 80% der Gebäude wurden dabei dem Erdboden gleichgemacht, knapp 80.000 Menschen waren sofort tot, tausende weitere verstarben in den kommenden Monaten und Jahren an den Spätfolgen.
An dieses schreckliche Ereignis erinnert im heutigen Hiroshima ein Friedenspark auf einer Insel, den wir uns umfassend ansahen. Startpunkt war das Friedensdenkmal, auch "Atombomben-Kuppel" genannt: Dieses Gebäude war ursprünglich die Handelskammer und stand am 6. August 1945 genau unter der Bombe. Dach und Böden wurden durch die Explosion zerstört, aber die Außenmauern blieben stehen - und stehen noch heute als Mahnmal.
Unweit davon steht in einer kleinen Parkanlage die Friedensglocke, die jedermann für den Frieden läuten darf. Auch einige Teilnehmer unserer Reisegruppe taten das.
Eindrucksvoll war auch das Kinder-Friedensmonument, welches dem jungen Bombenopfer Sadako Sasaki gewidmet ist. Sie überlebte die Explosion zunächst als Kleinkind, verstarb aber 1955 im Alter von 12 Jahren an den Spätfolgen. Sadako glaubte an eine Legende, laut der man von den Göttern einen Wunsch erfüllt bekommt, wenn man 1000 Origami-Kraniche faltet - daraufhin begann sie, in jeder freien Minute Kraniche zu falten, weil sie sich von den Göttern schließlich Heilung wünschen wollte. Leider starb Sadoko, bevor alle Kraniche fertig waren, doch ihre Freunde setzten die Arbeit fort, so dass Sadako schließlich zusammen mit ihren 1000 Origami-Kranichen begraben werden konnte. Seither sind Origami-Kraniche in ganz Japan und speziell in Hiroshima ein Symbol für Frieden.
Nicht weit entfernt lodert auf einem kleinen Podest in der Mitte eines kleinen Teiches die Flamme des Friedens, die erst erlöschen soll, wenn es keine Atomwaffen mehr gibt - seit 1964 brennt sie tatsächlich ohne Unterbrechung!
Direkt hinter der Flamme des Friedens steht schließlich das Friedensmuseum, das mit Originalfotos, Modellen und Relikten den verhängnisvollen Tag Revue passieren lässt und die Opfer in Erinnerung hält - sehr eindrucksvoll und sehr bedrückend!
Zuletzt geht von mir noch ein großes Lob an Niantic. Während wir auf den Einlass ins Museum warteten, wagte ich nämlich einen kurzen Blick in Pokémon GO und stellte dabei fest, dass es auf der gesamten Friedensinsel keine Pokéstops, keine Arenen und noch nicht einmal einzelne Spawns gibt - es ist tatsächlich ein kleiner weißer Fleck auf der Pokémon GO-Landkarte! Im ersten Moment war ich zwar kurz verwundert, aber bei genauerem Nachdenken ist dies das richtigste, was Niantic tun konnte: An einem solchen Ort soll man schließlich nicht fröhlich spielen, sondern ohne Ablenkung an das schlimme Ereignis und seine Opfer denken.
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Pokémon GO in Japan:
Am nächsten Morgen - es war Karfreitag - brach leider bereits der letzte Programmtag an. Per Fähre fuhren wir zur Insel Miyajima, wo sich das vielleicht berühmteste Foto-Motiv Japans befindet: Das rote Tor des Itsukushima-Schreins, das vor der Küste im Wasser steht! Es ist nämlich so, dass tatsächlich die ganze Insel als heilig gilt, weswegen man traditionsgemäß eigentlich das rote Tor durchschreiten oder eben durchfahren müsste, bevor man überhaupt einen Fuß auf die Insel setzt. Für uns war das nicht möglich, da unsere Fähre viel zu groß für das Torii war - wir fotogafierten es stattdessen vom Ufer aus! Das zählt auch, oder?
Zusammen mit dem Reiseleiter unternahmen wir einen kleinen Spaziergang über die Insel, wobei ein besonderer Schwerpunkt der buddhistische Daishoin-Tempel war. Eine Besonderheit ist hier, dass eins der Tempel-Gebäude im tibetanischen Stil eingerichtet ist - komplett mit Bild des Dalai Lama! Außerdem wurden wir Zeuge eines seltenen Ereignisses: Der Tempel wurde etwa alle 20 Minuten in künstlichen Nebel aus Wasserdampf gehüllt, was eine mystische Stimmung vermitteln soll - und das wurde ausschließlich in dieser Woche zu Ehren von Buddhas Geburtstag (am 8. April, das war morgen) gemacht.
Außerdem gibt es auch auf Miyajima zahme Rehe, ähnlich wie in Nara, und ich probierte "Momiji Manju", eine lokale Süßigkeiten-Spezialität: Weichgebäck in Form eines Ahorn-Blattes mit süßer Füllung - sehr lecker!
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Und damit ging der ersehnte Japan-Urlaub leider nach 2 ½ Wochen schon wieder zu Ende. Am Abend flogen wir von Hiroshima zurück nach Tokyo und übernachteten dort in einem Flughafen-Hotel. Am nächsten Morgen, dem Karsamstag, half alles nichts: Wir mussten den Flieger zurück nach Deutschland besteigen. Sayonara, Japan!
Der Rückflug dauerte satte 14 Stunden. Diese nutzte ich, um auch noch den zweiten Band von Sword Art Online zu lesen, außerdem schaute ich - ganz unjapanisch, Schande über mich - den Disney-Animationsfilm Strange World und den deutschen Kinderfilm Die Schule der magischen Tiere 2. Und einen besonderen Ausblick aus dem Fenster hatten wir nach knapp zwei Dritteln der Flugzeit, als wir Grönland überflogen und die endlose Eis-Landschaft wunderbar sehen konnten.
Karsamstag am frühen Abend Ortszeit landeten wir schließlich wieder in Frankfurt. Es war eine wunderbare Reise und es hat sich gelohnt, seit 20 Jahren davon zu träumen und sie seit fünf Jahren tatsächlich machen zu wollen. Persönliche Interessen - vor allem die Pokémon Center - kamen nicht zu kurz, aber auch das "normale" Kulturprogramm war durchgehend interessant. Jeder der zahlreichen Tempel hatte eine eigene kleine Besonderheit, und manche kleine Perlen wie etwa den Bergort Takayama hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm gehabt. Unterm Strich bereue ich diese Japan-Reise kein bisschen! Und jetzt freue ich mich natürlich trotzdem auf die kommenden Urlaube, denn wir haben noch so viele Pläne: Nächstes Jahr stehen voraussichtlich die USA an - let's go!
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Erstellt am 10.04.2023 • Letzte Änderung: 17.04.2023 • Impressum • Datenschutz • Cookie-Einstellungen • Nach oben