Beim Weekly Shonen Jump handelt es sich um ein japanisches Manga-Magazin - das ist so weit noch gar nicht mal was besonderes, denn Manga-Magazine gibt es in Japan wie Sand am Meer. Weekly Shonen Jump zählt allerdings zu den bekanntesten, und auch ein Großteil speziell meiner Lieblingsserien stammt aus dem Jump-Magazin: Hunter X Hunter, Death Note, The Promised Neverland, aber auch ältere Klassiker wie Dragon Ball oder Yu-Gi-Oh!. Zu Halloween 2021 stellte ich das Magazin sowie meine Lieblingsserien daraus auf Kibo.FM vor, und hier könnt ihr nun alle Infos aus der Sendung noch einmal nachlesen.
Das Weekly Shonen Jump wird vom japanischen Verlag Shueisha herausgegeben, die erste Ausgabe erschien bereits am 2. Juli 1968. Diese Erstausgabe enthielt damals die Serien Kujira Daigo, Chichi no Tamashii und Harenchi Gakuen. Das ist nämlich das Konzept von Weekly Shonen Jump: Mehrere Manga-Serien werden Woche für Woche mit jeweils einem neuen Kapitel fortgesetzt, und das ist in der Regel auch die Erstveröffentlichung der jeweiligen Mangas - die Taschenbücher erscheinen erst später bzw. bei Serien, die bei den Jump-Lesern zu schlecht ankommen, vielleicht auch gar nicht.
Seine Hochphase hatte Weekly Shonen Jump Mitte der 90er Jahre, damals hatte das Magazin eine Auflage von 6 Millionen - Schuld waren vor allem Knaller wie One Piece und Naruto, die damals gerade frisch gestartet waren. Heute ist die Auflage auf unter 2 Millionen gesunken, was natürlich immer noch viel ist, aber eben sehr deutlich weniger. Es ist ein Wandel der Zeit, den Shueisha auch selbst unterstützt: Die japanischen Jugendlichen lesen neue Mangas heute lieber digital als auf Papier, und Shueisha selbst hat mit der offiziellen App Manga plus eine Plattform geschaffen, auf der die aktuellen Kapitel der wichtigsten Jump-Serien kostenlos online gelesen werden können - neben Japanisch sogar auch auf Englisch. Generell hat Shueisha allerdings mit Weekly Shonen Jump noch nie viel Gewinn gemacht: Das Magazin ist in Japan ein Wegwerfprodukt und wird bewusst auf billigem Papier in schlechter Druckqualität gedruckt - es soll lediglich als Werbung für die richtigen Manga-Taschenbücher dienen, und mit denen macht Shueisha sein Geld.
Es gab übrigens auch mal einen Versuch, eine deutsche Ausgabe von Weekly Shonen Jump zu etablieren. Ab Ende 2001 brachte der Carlsen-Verlag einmal im Monat die Banzai! heraus, die genau das gleiche Konzept verfolgte: Mangas wurden Ausgabe um Ausgabe kapitelweise fortgesetzt, und die Taschenbücher erschienen erst später. Die Hauptserien in Banzai! waren Naruto, Shaman King, Yu-Gi-Oh!, Hikaru no Go und Hunter X Hunter - auf letztere Serie bin ich damals auch tatsächlich durch Banzai! aufmerksam geworden, und bis heute bin ich süchtig danach! Dazu kamen noch Kurzgeschichten wie die offizielle Dragon Ball-Parodie Neko Majin und auch Eigenproduktionen wie Crewman 3 von dem deutschen Zeichner Robert Labs. Ende 2005 musste Banzai! aber leider nach 50 Ausgaben wegen Lizenzproblemen eingestellt werden.
Und auch bis in die Videospiel-Welt haben es die Jump-Serien geschafft: Es gibt mehrere Prügelspiele, in denen die Helden und Schurken aus beliebten Jump-Mangas aufeinander einschlagen. Den Anfang bildete Famicom Jump: Hero Retsuden für das NES, ein Crossover-RPG, bei dem sich die Bösewichte der verschiendenen Manga-Serien vereint haben. Ich mochte Mitte der 2000er Jahre vor allem Jump Super Stars für den Nintendo DS, einen Fun-Prügler im Stil vom Super Smash Bros., der leider Japan-exklusiv blieb. Anfang 2019 kam als aktuellstes Jump-Spiel schließlich Jump Force heraus, ein klassisches Beat'em Up - zunächst nur für Playstation 4, Xbox One und Steam, aber im Sommer 2020 folgte doch auch noch ein Switch-Release, und das Spiel schaffte es sogar bis zu uns nach Deutschland. Außerdem brachte Nintendo, speziell für den japanischen Markt, eine ganz besondere Jump-Version des NES Classic Mini heraus, mit 20 alten Spielen, die allesamt auf einer oder mehreren Jump-Serien basieren.
Und wie sieht der Inhalt von Weekly Shonen Jump heute aus? Von den ganz großen Klassikern ist One Piece die letzte Serie, die immer noch im Magazin erscheint, letztes Jahr wurde das 1000. Kapitel gefeiert. Auch Hunter X Hunter ist offiziell noch nicht beendet, wenngleich die Kapitel nur sehr unregelmäßig kommen - das bislang letzte Kapitel erschien Ende 2018, seitdem pausiert die Serie wieder. Andere Serien, die aktuell noch im Magazin laufen und deren Titel man auch im Westen kennt, sind My Hero Academia, Black Clover und Dr. Stone. Und die letzte neue Serie, die in Weekly Shonen Jump gestartet ist, ist PPPPPP in Ausgabe 42/2021: Darin geht es um sieben Wunderkinder, die Klavier spielen üben, um ihrer todkranken Mutter mit einem gemeinsamen Konzert eine letzte Freude zu machen.
→ Manga plus von Shueisha
Akira Toriyama ist ein bedeutender Zeichner für die Weekly Shonen Jump. Die Zeit, in der er aktiv Mangas gezeichnet hat, liegt zwar schon einige Jahre zurück, aber damals, vor 20 Jahren, als ich angefangen habe, mich für die Jump-Mangas zu interessieren, galt Toriyama beinahe als eine Art Gottheit unter Manga-Fans. Er hat Franchises geschaffen, die noch heute bekannt sind, und auch heute noch setzt er aktuellen Jump-Produktionen seine Note auf. Doch beginnen wir am Anfang ...
Akira Toriyama wurde 1955 in Nagoya geboren. Bereits in seiner Kindheit war er ein Freund von Comics und Zeichentrickfilmen, wobei ihn besonders der Disney-Film 101 Dalmatiner nachhaltig prägte: Mit einer Zeichnung zu diesem Film gewann Toriyama als Jugendlicher einen lokalen Zeichenwettbewerb und beschloss in der Folge, dass er hauptberuflich zeichnen möchte, weil ihm das einfach Spaß machte. Bevor er es tatsächlich in die Manga-Branche hinein schaffte, arbeitete Toriyama zunächst in einer Werbe-Agentur, für die er Poster gestaltete. Nebenher zeichnete Toriyama aber bereits hobbymäßig Mangas: Sein Erstlingswerk Awawa World von 1977 wurde niemals veröffentlicht - zwei Jahre später, also 1979, schaffte er es mit der Kurzgeschichte Wonder Island erstmals in die Weekly Shonen Jump.
Nach zwei weiteren erfolgreichen Kurzgeschichten, begann Toriyama ab 1980 mit Dr. Slump seine erste Serie - zu diesem Zeitpunkt lebte er noch im Elternhaus! Der titelgebende Dr. Slump (wörtlich übersetzt etwa "Dr. Absturz") heißt eigentlich Senbei Norimaki - was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie "in Seetang eingewickelter Reiskeks", Toriyama benennt seine Charaktere gern nach Lebensmitteln oder auch nach Farben. Jedenfalls ist Senbei Norimaki ein etwas verrückter, aber doch ziemlich genialer Erfinder. Er baut ein kleines Roboter-Mädchen, das er Arale nennt und das schnell ein Eigenleben entwickelt. Arale hat Bärenkräfte, dafür aber überhaupt keine Ahnung in Sachen Liebe, und in den insgesamt 18 Bänden der Serie erlebt der Leser zusammen mit Arale viele witzige Geschichten in der Kleinstadt Pinguinhausen. Tatsächlich wollte Toriyama die Serie allerdings ursprünglich mehr auf Senbei Norimaki ausrichten. Sein Redakteur Kazuhiko Torishima (der übrigens als Dr. Mashirito auch eine Antagonistenrolle in Dr. Slump erhielt, einfach die Silben vertauscht) riet Toriyama, Arale zur Hauptperson zu machen, was dieser dann auch tat - lediglich vom Titel Dr. Slump wollte sich Toriyama nicht trennen.
Dr. Slump gewann 1982 den Shogakukan Manga Award als beste Shonen-Serie - spätestens damit war Toriyama endgültig der Durchbruch gelungen! Das Problem war nun: Toriyama wollte Dr. Slump beenden, weil er selbst spürte, dass langsam die Luft raus ist, doch Shueisha wollten sich nicht von so einer erfolgreichen Serie trennen. Daher gestatteten sie dem Zeichner das Ende von Dr. Slump nur unter der Bedingung, dass er danach eine genauso erfolgreiche Serie beginnt. Wochenlang entwickelten und verwarfen Toriyama und Torishima gemeinsam Ideen, bis sie schließlich endlich bei Dragon Ball ankamen. Ursprünglich konzipiert als eine Art Parodie auf die chinesische Volkslegende Die Reise nach Westen, ist diese Serie bis heute nicht nur mit Abstand Toriyamas größter Erfolg, sondern auch generell einer der erfolgreichsten Shonen-Mangas überhaupt. Getestet wurde das Konzept zunächst 1983 mit der Kurzgeschichte Dragon Boy, bevor dann schließlich 1984 Dragon Ball an den Start ging und es über zwölf Jahre auf insgesamt 42 Bände schaffte.
Hauptfigur in Dragon Ball ist der kleine Junge Son-Goku, dessen Hinterteil ein hübscher Affenschweif ziert und der als Einsiedler irgendwo im Nirgendwo lebt. Von seinem seeligen Großvater hat Son-Goku eine merkwürdige orange Kugel mit roten Sternen geerbt, doch was es damit auf sich hat, erfährt Son-Goku erst, als eines Tages die abenteuerlustige Bulma bei ihm auftaucht: Die Kugel ist ein so genannter Dragon Ball, davon gibt es insgesamt sieben, und wenn man es schafft, alle sieben Dragon Balls zu sammeln, dann erscheint der Drache Shen-Long und erfüllt einen Wunsch. Bulma hat bereits zwei Dragon Balls und möchte nun Son-Goku den seinen abschwatzen. Wenngleich Bulma mit den Dragon Balls aber gar nichts Böses im Sinn hat, ist es eigentlich unnötig, zu erwähnen, dass auch genügend Schurken aus niederen Beweggründen hinter den geheimnisvollen Kugeln her sind.
Ein Plot Twist folgt in Band 17 - und Vorsicht an alle, die die Serie noch gar nicht kennen, jetzt spoilern wir ein bisschen! Nach einem Zeitsprung einige Jahre in die Zukunft - Son-Goku ist inzwischen erwachsen und hat mit Son-Gohan selbst einen Sohn - taucht plötzlich ein außerirdischer Krieger namens Radditz auf der Erde auf. Er stellt sich als Son-Gokus Bruder vor und klärt ihn auf, was Sache ist: Son-Goku heißt eigentlich Kakarott - er und Radditz gehören zum Volk der Saiyajin, und diese machen ihr Geld damit, dass sie Planeten erobern, die Bevölkerung beseitigen und den leeren Planeten dann meistbietend verkaufen. Da die Menschheit als sehr, sehr schwach angesehen wird, wurde Kakarott als Baby zur Erde geschickt - mit so ein paar Menschen kommt auch ein Kleinkind klar, war die Denkweise. Zum Glück für uns, stieß sich Kakarott bei einer Bruchlandung den Kopf und vergaß dadurch seinen Auftrag. Und jetzt, als gut eingebürgerter Erwachsener, hat Son-Goku freilich keine Lust mehr, auf die Seite der Saiyajins zurück zu wechseln, und so nimmt er den Kampf gegen seinen eigenen Bruder und auch gegen zwei weitere Saiyajins, die bald darauf ebenfalls ankommen, auf.
Dragon Ball wurde ab 1986 auch als Anime-Serie umgesetzt, wobei der Titel nach dem Plot Twist zu Dragon Ball Z geändert wurde. Als Original-Story ohne Manga-Vorlage wurde der Anime außerdem unter dem Titel Dragon Ball GT fortgesetzt - als roter Faden der Handlung wird Son-Goku hier zurück in ein Kind verwandelt. Leider lief Dragon Ball GT in Deutschland zu einer Zeit, als Jugendschutz bei RTL II viel zu groß geschrieben wurde: Fast keine Folge lief uncut, manche Episoden wurden sogar um mehr als ein Drittel ihrer Laufzeit beraubt, und ganze dreizehn Folgen wurden komplett ausgelassen. Kurzum: In der deutschen Fassung ist Dragon Ball GT leider unanguckbar! Zumindest der DVD-Release ist vollständig, die fehlenden Parts wurden allerdings nicht nachsynchronisiert, sondern nur mit Untertiteln eingefügt.
Und auch aktuell läuft Dragon Ball wieder: Die neueste Fortsetzung Dragon Ball Super startete 2015 und läuft zur Zeit noch, bislang sind 16 Bände erschienen, davon 13 auch schon in Deutschland. Akira Toriyama zeichnet Dragon Ball Super allerdings nicht mehr selbst, er gibt nur die Eckpunkte der Handlung vor - diese werden dann von Toyotaro ausgeschmückt und zeichnerisch umgesetzt. Dragon Ball Super spielt unmittelbar nach dem Ende von Dragon Ball Z, aber noch vor Dragon Ball GT.
Seit das originale Dragon Ball 1995 abgeschlossen wurde, hat Toriyama keine große Serie mehr begonnen, wohl aber noch die ein oder andere nennenswerte Kurzgeschichte zu Papier gebracht. Go! Go! Ackman beispielsweise erschien ab 1993 in insgesamt 11 Kapiteln und erzählt von einem jungen Dämonen, der Menschenseelen sammeln muss, um zum Oberdämon aufzusteigen. Ein Engel versucht, den Dämon aufzuhalten, stellt sich dabei aber mehr als ungeschickt an.
Eine andere Kurzgeschichte heißt Kajika, sie erschien 1998 und füllt genau ein Manga-Taschenbuch. Titelheld Kajika wurde von einem Fuchs verflucht und muss nun insgesamt 1000 Leben retten, um den Fluch zu brechen. Das Problem dabei ist, dass Kajika durch den Fluch auch seine Kampfkraft eingebüßt hat - immerhin hat er aber im Gegenzug die Sinne des Fuchses geerbt.
Sandland aus dem Jahr 2000 füllt ebenfalls genau ein Manga-Taschenbuch. Die Serie spielt in einer düsteren Zukunft, in der die Erde ausgetrocknet ist: Wasser ist Mangelware geworden, das Volk leidet unter Durst, und der habgierige König sitzt auf der einzigen verbleibenden Wasserquelle. Der Dämonenjunge Beelzebub, der Sheriff Rao und der Meisterdieb Sheef tun sich zusammen, um diese Wasserquelle zu erobern und der Trockenheit ein Ende zu bereiten. In Deutschland erschien Sandland sehr zeitnah zum japanischen Release in den ersten sieben Ausgaben von Banzai!: Tatsächlich war Sandland als neue Toriyama-Serie damals das große Zugpferd für das neue Manga-Magazin.
Nennenswert ist auch Neko Majin: Insgesamt acht jeweils in sich abgeschlossene Kapitel erschienen in loser Folge zwischen 1999 und 2005. Titelheld ist eine verrückte Katze ("Neko Majin" bedeutet übersetzt "Teufelskatze"), in der anscheinend ein wenig Saiyajin-Blut fließt. Neko Majin ist die offizielle Dragon Ball-Parodie vom Zeichner der Originalserie selbst, und zumindest in fünf Kapiteln haben auch bekannte Dragon Ball-Charaktere einen Auftritt.
Die Kurzgeschichte Cross Epoch wurde bislang leider noch nicht auf Deutsch veröffentlicht. Dabei handelt sich tatsächlich um ein Crossover zwischen Dragon Ball und One Piece, das Toriyama zusammen mit One Piece-Zeichner Eiichiro Oda realisierte.
Auch an einigen namhaften Videogames wirkte Toriyama mit, hauptsächlich als Charakter-Designer. So wurde vor allem die erfolgreiche Dragon Quest-Reihe aus dem Hause Square Enix von ihm gestaltet, die bereits 1986 auf dem NES begann, aber noch heute fortgesetzt wird, und ein Charakter schaffte es auch als Kämpfer in Super Smash Bros. Ultimate. Auch bei Chrono Trigger und Blue Dragon stammt das Charakter-Design von Toriyama, und für das aktuelle Jump-Crossover-Beat'em Up Jump Force entwarf er die Original-Charaktere, die neben den bekannten Manga-Figuren die Story voran treiben.
Seit 1982 ist Toriyama glücklich mit Yoshimi Kato verheiratet - sie wirkte als Co-Produzentin an Anime-Filmen wie Mary und die Blume der Hexen und Mirai - Das Mädchen aus der Zukunft mit. Das Paar lebt heute in Kiyosu in der Präfektur Aichi und hat einen Sohn und eine Tochter. Privat interessiert sich Toriyama sehr für Autos und Motorräder, außerdem ist er ein großer Tierfreund, er mag vor allem Vögel - nicht ohne Grund hat er seine Zeichenräume "Bird Studio" getauft. Zuletzt ist Toriyama selbst noch ein kleiner Nerd, er sammelt Autogramme anderer Manga-Zeichner und Plastikmodelle.
Hunter X Hunter ist für mich eine ganz besondere Serie, denn es war die erste Manga-Serie, in die ich mich verliebt habe und die nicht auf einem Anime basierte, den ich bereits aus dem Fernsehen kannte. Mitte 2000 hatte ich angefangen, Pokémon und Digimon auf RTL II zu schauen. Bald fing ich auch mit Mangas lesen an und kaufte zunächst den damaligen ersten Versuch von Pokémon Adventures und Digimon V-Tamer 01, dann irgendwann auch Dragon Ball. Und Ende 2001 startete dann, wie bereits erwähnt, das Manga-Magazin Banzai!. Die erste Ausgabe kaufte ich mir eigentlich nur, um mal reinzuschnuppern, aber Hunter X Hunter faszinierte mich auf Anhieb - diese Serie war dann der Hauptgrund dafür, dass ich die Banzai! weiter gelesen habe.
Aber worum geht es überhaupt? Hauptfigur ist der 12-jährige Gon Freeks, der bei seiner Tante auf einer abgeschiedenen Insel lebt. Seine Eltern hielt er lange für tot, bis er eines Tages durch Zufall erfährt, dass sein Vater noch lebt und Hunter ist. Hunter, das ist ein sehr exklusiver Beruf, bei dem es darum geht, die Geheimnisse der Welt gleichzeitig zu lösen und zu bewahren. Gon beschließt an diesem Tag, dass er auch Hunter werden will, damit er eine Chance hat, vielleicht eines Tages seinen Vater zu finden. Gegen den Willen seiner Tante bricht er also auf ins Abenteuer.
Um Hunter zu werden, muss man zunächst eine sehr schwierige Prüfung bestehen - und zwar keinen schriftlichen Test in Mathe oder Latein, sondern tatsächlich eine praktische Abenteuer-Prüfung, bei der es um Kampfkünste und generell körperliche Fähigkeiten geht. Obwohl hierbei freilich alle Kandidaten gegeneinander antreten, findet Gon bei der Prüfung doch drei Freunde fürs Leben: Kurapika, den letzten Überlebenden aus dem Clan der Kurtas, der Hunter werden will, um sich am Mord seiner Brüder und Schwestern rächen zu können; Leorio, der zunächst einfach nur geldgierig erscheint, aber tatsächlich Hunter werden will, damit er ein ehrenamtlicher Arzt werden kann, der armen Menschen kostenlos hilft; und schließlich Killua, ebenfalls erst 12 Jahre alt und der Abkömmling einer berüchtigten Mörder-Familie, der nur selber überhaupt keine Lust aufs Menschen meucheln hat. Es gibt jedoch auch Teilnehmer, vor denen sich Gon und seine Freunde in Acht nehmen müssen: Allen voran der hinterlistige Tompa, der bereits 34 Mal durchgefallen ist und inzwischen gar nicht mehr bestehen will, sondern es sich stattdessen zur Aufgabe gemacht hat, Neulingen das Leben schwer zu machen - und ganz besonders der Zauberer Hisoka, der nichts als schwarze Gedanken hat und tatsächlich nur Hunter werden will, damit er straffrei töten kann.
Der Zeichenstil von Hunter X Hunter ist zwar nur sehr einfach, die Story dafür aber umso tiefgründiger - auch, wenn man das vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennt. Da sticht ganz besonders der Chimera Ants-Arc hervor: Als der Arc vor rund 15 Jahren im Manga anfing, bin ich erstmal so gar nicht damit warm geworden und vorübergehend aus der Serie ausgestiegen. Erst diesen Sommer, vor wenigen Monaten, habe ich dem Arc in der Anime-Verfilmung doch noch einmal eine Chance gegeben, und plötzlich gefiel er mir viel besser! So viel durchdachte Charakter-Entwicklung sowohl bei den Helden als auch bei den Gegnern sieht man selten - dazu kommen Kämpfe, die weit über bloße Action hinausgehen und auch einiges an intelligenter Taktik erfordern, und auch die ein oder andere Intrige. So langsam kann ich wirklich verstehen, warum die Chimera Ants als einer der besten Shonen-Arcs aller Zeiten gelten.
Aber auch generell ist die Storyline von Hunter X Hunter sehr ungewöhnlich, denn immerhin fällt mir keine andere Serie ein, die ernsthaft bei jedem Arc das Genre wechselt. Am Anfang, wenn Gon und seine Freunde versuchen, Hunter zu werden, ist es eine schöne Abenteuerserie. Wenn Gon und Killua später in der Himmelsarena trainieren, um ihre Fähigkeiten weiter zu perfektionieren, haben wir eine typische Shonen-Kampf-Serie. Wenn währenddessen Kurapika Jagd auf die Mörder seines Clans macht, ist es ein waschechter Mafia-Thriller. Und wenn Gon und Killua im späteren Serienverlauf das Spiel Greed Island zocken, weil Gon in den Spieldaten einen Hinweis auf seinen Vater vermutet, dann wirkt auch die Serie wie eine Videogame-Verfilmung.
Derzeitiges Ende der Serie: Dieses Kapitel erschien im November 2018, unten wird die Pause angekündigt - sie dauert bis heute an!
Yoshihiro Togashis erste große Serie: Yu Yu Hakusho lief von 1990 bis 1994
Der Zeichner hinter Hunter X Hunter heißt Yoshihiro Togashi. Er wurde 1966 in der Präfektur Yamagata geboren und zeichnete 1986 seinen ersten Manga: Tonda Birthday Present. Einen Namen machte sich Togashi mit der Serie Yu Yu Hakusho, die von 1990 bis 1994 in insgesamt 19 Bänden erschien: Darin geht es um einen Jugendlichen, der nach seinem frühen Unfalltod als Geisterdetektiv eingesetzt wird, um böse Dämonen zu stoppen. Mit Hunter X Hunter fing Togashi schließlich 1998 an, die Serie füllt bislang 38 Bände. Leider hat Togashi aber seit einigen Jahren sehr schwere Rückenprobleme, die ihn am Zeichnen hindern, weil er einfach nicht lange am Zeichentisch sitzen kann. Deswegen pausiert Hunter X Hunter immer öfter und immer länger: Das bislang letzte Kapitel erschien im November 2018 und endet mit einem Cliffhanger - die Serie ist offiziell noch nicht abgebrochen, aber wann und ob überhaupt es weitergeht, weiß niemand, wahrscheinlich nicht einmal Togashi selbst.
Da macht es die Anime-Verfilmung von Studio Madhouse genau richtig: Ab 2011 liefen insgesamt 148 Episoden, und die Serie endet an einem sehr sinnvollen Punkt: Wer nicht weiß, dass es noch weitergeht, der wird tatsächlich nichts vermissen. Bereits von 1999 bis 2001 gab es von Nippon Animation eine erste Anime-Verfilmung in 62 Folgen, die es damals nicht nach Deutschland schaffte. Der Reboot von Madhouse lief in Japan von 2011 bis 2014 - in Deutschland ging es im August 2018 auf Pro Sieben Maxx los, und inzwischen ist die gesamte Serie durchgelaufen und kann auch auf 13 DVDs oder Blu-rays fürs Heimkino erworben werden.
Übrigens noch eine kleine Randnotiz für Freunde von Magical Girls: Yoshihiro Togashi ist verheiratet mit Naoko Takeuchi, der Zeichnerin von Sailor Moon. Sie hat früher auch an Hunter X Hunter ein bisschen mitgezeichnet, und in einem Kapitel hat Sailor Moon auch einen Cameo-Auftritt. Das Paar lebt heute in Tokyo und hat zwei Kinder.
The Promised Neverland ist noch eine relativ aktuelle Serie: Der Manga wurde in Japan im Sommer 2020 abgeschlossen - in Deutschland sind bisher 19 von 20 Bänden erschienen und der Abschlussband soll in rund einem Monat Ende November 2021 herauskommen. Vom Anime lief Anfang des Jahres die zweite Staffel in Japan, die für Deutschland für Frühling 2022 angekündigt ist.
Für mich ist The Promised Neverland eine Lieblingsserie, dabei war es eigentlich eine Zufallsentdeckung: Ich hatte zuvor viel Gutes über die Serie gehört und deshalb im Sommer 2018 einfach mal den ersten Band in der Bahnhofsbuchhandlung mitgenommen, um eine längere Zugfahrt rumzukriegen - es war Spannung pur, und so kaufte ich mir gleich in der nächsten Woche auch noch die Bände 2 bis 4, die es bis dahin bereits gab, und konnte sie ebenfalls kaum aus der Hand legen.
Aber worum geht's und warum ist die Serie so spannend? Einige Kinder - darunter Emma, Norman und Ray, mit fast 12 Jahren die Ältesten dort - leben in dem Waisenhaus Gracefield House. Sie haben eine glückliche Kindheit im Haus und in dem riesigen umliegenden Waldgebiet, und sie lieben ihre Betreuerin, die sie einfach nur "Mama" nennen. Weder die immer wieder stattfindenden Intelligenztests noch die Regel, dass sie sich einer riesigen Mauer, die das Gelände umgibt, nicht einmal nähern dürfen, können diese Idylle trüben - doch dann kommt dieser eine verhängnisvolle Abend! Eigentlich ist es ein Grund zur Freude: Die kleine Conny wird aus dem Waisenhaus entlassen, weil sie Pflegeeltern gefunden hat. Mama macht sich zusammen mit Conny auf den Weg zum einzigen Tor in der riesigen Mauer, und nur zufällig bemerkt Emma kurz darauf, dass Conny ihr Lieblings-Kuscheltier vergessen hat. "Das darf nicht sein", denkt sich Emma, und so eilen sie und Norman ihrer kleinen Freundin hinterher. Am Tor angekommen, machen sie dann allerdings eine furchtbare Entdeckung! Ich sage nur so viel: Das Plüschtier ist ihnen augenblicklich herzlich egal, und auch Conny sehen sie nicht wieder - obwohl, doch, in gewisser Weise schon, aaaber ...
Offizieller Manga-Trailer zu The Promised Neverland:
Hinweis: Das folgende Video wird von Youtube eingebunden. Wenn Sie das Video starten, werden gewisse Daten an Google übertragen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in der Datenschutzerklärung.
(eingebunden vom Youtube-Kanal Carlsen Manga)
Das erste Manga-Kapitel endet mit einer richtig schockierenden Enthüllung, und weil dieser bombastische WTF-Moment wahrscheinlich so gedacht ist, spoilere ich bewusst überhaupt nichts. Auf jeden Fall schmieden Emma, Norman und Ray von diesem Tag an Pläne, wie sie aus dem Waisenhaus entkommen können - im Idealfall zusammen mit all ihren kleinen Brüdern und Schwestern! Dabei müssen sie aufpassen, dass "Mama" nichts von den Fluchtgedanken mitkriegt, doch so ganz reibungslos klappt das natürlich nicht, und so nimmt die Betreuerin unterschwellig den Kampf gegen die drei Rebellen auf, ohne dass die anderen Kinder davon etwas bemerken. Doch die schwierigste Frage, die sich für Emma, Norman und Ray stellt, ist die: Selbst, wenn sie es aus dem Waisenhaus herausschaffen - gibt es überhaupt irgendeinen Ort in dieser Welt, wo sie hin können?
Die Geschichte von The Promised Neverland dachte sich der Autor Kaiu Shirai aus. Seine Idee reichte er im Winter 2012/2013 erstmals bei Shueisha ein, damals noch unter dem Titel A Way For Us To Survive In This World, und dem Redakteur Suguru Sugita, der auch früher bereits One Piece betreut hatte, gefiel prinzipiell, was ihm da gezeigt wurde. Shirai traute sich allerdings nicht zu, seine Geschichte auch selbst zu zeichnen, und so verging mehr als ein Jahr mit der Suche nach einem geeigneten Zeichner, da niemand mit einem Newcomer zusammen arbeiten wollte, egal wie spannend die Geschichte auch klang. In der Zwischenzeit überarbeitete Shirai auch die Scripte zu seiner Serie noch einmal stark, und schließlich wurde mit Posuka Demizu eine Zeichnerin gefunden. Die beiden realisierten zunächst den One-Shot Poppy's Wish, um zu testen, ob sie wirklich gut zusammen arbeiten können, und begannen schließlich endlich mit The Promised Neverland: Das erste Kapitel erschien am 1. August 2016 in Weekly Shonen Jump.
Seit Anfang 2019 wird The Promised Neverland auch als Animeserie umgesetzt. Die erste Staffel wurde damals auch im OmU auf Wakanim im Simulcast gezeigt und ist ein Jahr später auch in deutscher Synchro auf Disc erschienen. Diese erste Staffel ist sehr gut gelungen und kann absolut weiter empfohlen werden: Die insgesamt 12 Episoden decken die Manga-Bände 1 bis 5 ab, was ein sehr angenehmes Tempo ist, nicht zu schnell und nicht zu langsam.
Leider, leider kann die zweite Staffel aber diese Tradition nicht fortsetzen. Dabei versprach man sich anfangs noch sehr viel von der zweiten Staffel - die Produzenten waren 2019 sogar zu Gast auf der Animagic in Mannheim, stellten dem deutschen Publikum ihre Serie vor, hatten die Weltpremiere eines neuen Teasers dabei, und ich konnte sogar ein Autogramm abgreifen. Die ersten drei Episoden der zweiten Staffel machen auch noch einen sehr guten Eindruck: In gewohnter Qualität wird die Serie stimmig fortgesetzt - doch dann kommt der Umbruch! Vermutlich haben die Produzenten in Japan zu diesem Zeitpunkt erfahren, dass es keine dritte Staffel mehr geben wird. So sahen sie sich gezwungen, in nur noch acht verbleibenden Episoden die Serie zu einem sinnvollen Abschluss zu bringen, obwohl immerhin noch ganze 14 Manga-Bände umzusetzen waren. Die Folge: Ganze Story Arcs werden heraus gecuttet und mehr schlecht als recht neue Anknüpfpunkte gestrickt - und die Story-Abschnitte, die drin geblieben sind, wirken teilweise sehr gehetzt. Wer den Manga noch nicht kennt und den Anime zuerst schaut, dem wird die Staffel wahrscheinlich trotzdem gefallen, wenngleich wirklich ein merkbarer Unterschied im Erzähltempo nicht wegzureden ist. Wer aber - wie ich - bereits den Manga gelesen hat, der wird mit der zweiten Staffel leider überhaupt nicht glücklich. Man muss den Anime-Produzenten aber zugute halten, dass es keinen Punkt gegeben hätte, an dem man sinnvoll vorab hätte aussteigen können - die einzige Alternative wäre also ein offenes Ende gewesen, das dann womöglich niemals aufgelöst worden wäre.
Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die deutsche Synchro und werde der Staffel noch einmal eine Chance geben. Ganz besonders fiebere ich aber auch dem 20. Manga-Band entgegen, um dann zu wissen, wie die Geschichte wirklich ausgeht.
→ Älteres Neverland-Special über The Promised Neverland und Peter Pan von Frühling 2019
Bildnachweis: Alle Screenshots in diesem Artikel sind selbst erstellt. Das Copyright liegt bei den Rechteinhabern der jeweiligen Serien.
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Erstellt am 20.10.2021 • Letzte Änderung: 18.05.2022 • Impressum • Datenschutz • Cookie-Einstellungen • Nach oben