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Pokémania in Entenhausen und Springfield

Anfang 2019 erschien in Ausgabe 46 von Micky Maus Comics ein Comic, in dem Tick, Trick und Track die Entenhausener Version von Pokémon GO spielen. Das nahm ich damals zum Anlass, um auf Kibo.FM über die Pokémania in Entenhausen zu sprechen - und einen kleinen Abstecher nach Springfield unternahm ich ebenfalls! Jetzt könnt ihr den Text von damals hier noch einmal nachlesen.

Die Pokémon kamen im Jahr 2000 in Entenhausen an. Damals zeichnete der chilenische Zeichner Vicar die Geschichte Die Klopperwoppis, die auf Deutsch erstmals in Ausgabe 5/2000 des Micky Maus Magazins erschien.

Tick, Trick und Track sind begeistert von dem Franchise der so genannten Klopperwoppis, die ganz offensichtlich von den Pokémon inspiriert sind. Damals herrschte weltweit ein wahres Pokémon-Fieber, und so lag es wohl nahe, das auch in Disney-Comics zu thematisieren. Es gibt von den Klopperwoppis Videospiele, eine Fernsehserie und Sammelkarten, eben ganz wie bei den Pokémon. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Tick, Trick und Track auf dem Schulhof ihre wertvollsten Klopperwoppi-Karten geklaut werden - ein Problem, das damals übrigens auch auf deutschen Schulhöfen verbreitet war, dazu gab es sogar mal eine Doku im Fernsehen unter dem Titel Pokémon her! Kleine Sammler, kleine Räuber.

Scan aus Donald Duck
Tick, Trick und Track im Klopperwoppi-Fieber: Die Entenhausener Version von Pokémon macht Kinder genauso süchtig wie ihre Vorlage.

Um Ersatz für ihre Klopperwoppi-Karten zu bekommen, wenden sich Tick, Trick und Track direkt an die oberste Stelle, sprich: An Darius Drops, den Erfinder persönlich. Und der eröffnet ihnen, dass er die Klopperwoppis gar nicht selbst erfunden hat. Er hat lediglich ein Portal in die Welt der Klopperwoppis entdeckt und die Monster, die er dort beobachten konnte, in seinen Spielen verewigt. Tick, Trick und Track bitten darum, selbst einen Blick auf die echten Klopperwoppis werfen zu dürfen. Der Gefallen wird ihnen getan, und da passiert es: Durch das geöffnete Portal überrennen die Klopperwoppis Entenhausen. Viele Bürger der Stadt tun sich schnell mit einem Klopperwoppi zusammen, der ihnen zugelaufen ist, und nutzen ihn als Spielkamerad oder Alltagshilfe. So entbrennt auch ein kleiner Klopperwoppi-Kampf zwischen Donald und seinem streitsüchtigen Nachbarn Zorngiebel. Auch die Schulhof-Rowdys, die am Anfang die Klopperwoppi-Karten von Tick, Trick und Track geklaut hatten, nutzen jetzt echte Klopperwoppis für ihre Unruhestifterei. Und an Tick, Trick und Track liegt es nun, die Klopperwoppis aus ganz Entenhausen wieder einzusammeln und zurück in ihre Heimatwelt zu bringen.

Ein Jahr später wurde die Klopperwoppi-Geschichte noch einmal fortgesetzt: Kampf der Klopperwoppis erschien in Micky Maus Magazin 20/2001 und wurde ebenfalls von Vicar gezeichnet. Als eine neue Erweiterung des Klopperwoppi-Sammelkartenspiels ausbleibt, gehen Tick, Trick und Track wieder zum Hersteller und fragen nach. Sie erfahren, dass die Klopperwoppis aus ihrer Welt verschwunden sind, und ohne die echten Klopperwoppis fehlt dem "Erfinder" auch die Inspiration für neue Spiele. Daraufhin machen sich Tick, Trick und Track samt ihrem Onkel Donald auf in die Klopperwoppi-Welt, um herauszufinden, was passiert ist. Schnell machen sie unliebsame Bekanntschaft mit einem Zauberer aus einer Wolkenwelt, der die Klopperwoppis entführt hat, um sie in Gladiatorenkämpfen in seiner Welt antreten zu lassen.

Beide Klopperwoppi-Geschichten erschienen auf Deutsch nur ein einziges Mal, nämlich in den besagten Micky Maus Magazinen. Wer Interesse an den Geschichten hat, dem bleibt nur, sich die Hefte gebraucht zu organisieren. Wie gesagt, Ausgabe 5/2000 und 20/2001.

Oh, und noch eine Randerwähnung: Im Jahr 2018 wurden die Klopperwoppis in Finnland wieder hervor geholt! Das Cover von Ausgabe 471 des finnischen Disney-Taschenbuchs Aku Ankan ist gestaltet wie ein Smartphone, und eins der App-Symbole zeigt Trillux, das Pikachu unter den Klopperwoppis. Die App ist als Ragemon Jou beschriftet. In Finnland hießen die Klopperwoppis damals allerdings Taistoturrikat.

Scan aus Donald Duck
Chaos in Entenhausen: Die Klopperwoppis haben die Stadt überrannt, und Tick, Trick und Track stehen nun vor einem gewaltigen Problem!

Eine andere Geschichte, die ebenfalls auf dem Höhepunkt der ersten Pokémania entstand, heißt Heilsamer Überfluss und stammt aus der italienischen Disney-Produktion. Auch hier sind Tick, Trick und Track süchtig nach einem Monster-Sammelspiel und können nicht genug kriegen von Videogames, Sammelkarten und Zeichentrickfilmen. Obwohl auf dem Eröffnungsbild eindeutig ein abgewandeltes Pikachu zu erkennen ist, werden die so genannten Cicciomon im Deutschen als Dikkimon übersetzt, was mehr nach Digimon klingt - aber sei's drum, die Kids waren damals ja süchtig nach beidem.

Donald Duck hängt jedenfalls der Dikkimon-Wahn seiner Neffen zum Hals raus. Er holt sich Rat bei Professor Primus von Quack und bekommt den Tipp, die Jungs durch Überfluss zu kurieren. Kurzerhand meldet Donald die drei Kinder für eine Woche von der Schule ab und organisiert ihnen alles, was er an Dikkimon-Merchandise auftreiben kann. Sein Haus wird zu einem regelrechten Dikkimon-Museum, und die Jungs finden es anfangs cool. Aber nach einigen Tagen haben sie tatsächlich genug vom Dikkimon-Überfluss - Sieg für Donald auf der ganzen Linie! Gemeinsam werfen sie das gesamte Dikkimon-Zeug in den Müll, und Donald ist glücklich - bis ihm dann ein Passant eröffnet, dass sie da gerade Dikkimon-Karten im Gesamtwert von 10.000 Talern weggeworfen haben.

Auf Deutsch erschien die Geschichte 2002 im Lustigen Taschenbuch Nr. 301, und da die Lustigen Taschenbücher regelmäßig nachgedruckt werden, sollte auch dieser Band bei Interesse leicht aufzutreiben sein.

Und nochmal Lustiges Taschenbuch: In Ausgabe 435 erschien im Jahr 2012 die Geschichte Ein virtueller Gegenspieler. Darin muss Donald einen finsteren Doppelgänger seiner selbst durch verschiedene Spielwelten verfolgen - unter anderem auch durch Pokémon bzw. hier Hokemon. Das Ganze ist ein neues Computerspiel, das Donald und die Jungs für Onkel Dagobert testen sollen, doch es wirkt so real. Die Pokébälle sind hier zwar eckig, nichtsdestotrotz erlebt der Erpel einen waschechten Monster-Kampf gegen sein Double.

 

Scan aus Donald Duck

Tick, Trick und Track sind wieder im Sammelwahn, diesmal sind es die Dikkimon - und Donald hängt's zum Schnabel raus!

Scan aus Donald Duck

Der Ball ist eckig: Als er seinen Doppelgänger durch verschiedene Spielwelten verfolgt, landet Donald auch in Hokemon.

 

Ein kleines Kuriosum ist die Geschichte Gute Nachbarn von Altmeister Carl Barks, der einen Großteil von Entenhausen selbst erschaffen hat. Seine Geschichte entstand 1943 und erzählt von einem der üblichen Nachbarschaftsstreits zwischen Donald und seinem Nachbarn Zorngiebel. Am Ende spritzen die beiden sich gegenseitig mit dem Gartenschlauch auf ihre ramponierten Dächer, und Donald frohlockt, dass das Zorngiebels Perserteppichen ganz bestimmt nicht gut tut. Ja, und aus genau diesen Perserteppichen wurden Pokémon-Bildchen, als die Geschichte 2001 im Micky Maus Magazin nachgedruckt wurde. Da die Teppiche nicht im Bild zu sehen sind, sondern nur erwähnt werden, konnte sich der Verlag diese textliche Anpassung erlauben. Man dachte wohl folgerichtig, dass für die meisten Kids Pokémon-Bildchen viel wichtiger sind als Perserteppiche, und somit auch deren Verlust ein umso härterer Schlag.

Nicht unerwähnt bleiben darf auch eine kleine Anspielung in Duck Tales (2017): In der Episode Das Knack-Geburtstagsdesaster werden die Panzerknacker an den Horizont geschleudert und rufen dabei allen Ernstes "Das war mal wieder ein Schuss in den Ofen!". Ich konnte mich vor Lachen kaum halten, weil es so unerwartet kam und doch so gut passt.

Und dann ist da noch das neueste Vorkommen der Pokémon in Entenhausen: Im Jahr 2016 erlebten die Pokémon auch bei uns einen zweiten Frühling, als die App Pokémon GO herauskam und einen regelrechten Hype auslöste. Zu dieser Zeit wurde auch der Disney-Comic Zwergenglück produziert, der dann drei Jahre später, Anfang 2019, in der 46. Ausgabe von Micky Maus Comics auch auf Deutsch erstveröffentlicht wurde.

Tick, Trick und Track spielen darin ein Mobile Game, das sehr an Pokémon GO erinnert. Die App heißt Zwergenglück und anstatt Pokémon oder Klopperwoppis, müssen jetzt virtuelle Zwerge aufgespürt werden. Dann sehen die drei Jungs aber plötzlich einen echten lebenden Zwerg unter einem Busch herumstehen. Er findet den Weg zurück ins Zwergenreich nicht, und so beschließen Tick, Trick und Track, ihm zu helfen - das macht viel mehr Spaß als jede App!

In der französischen und norwegischen Übersetzung heißt Zwergenglück übrigens Pokégnom GO, das macht die Anspielung auf unsere Taschenmonster um einiges deutlicher. Ein Gnom ist übrigens eine Art Zwerg.

Scan aus Donald Duck
Tick, Trick und Track im Pokémon GO-Fieber: In Entenhausen heißt die App Zwergenglück.

Und nicht nur in Entenhausen, sondern auch in Springfield greift die Pokémania um sich: Die Simpsons nehmen ja seit jeher alles aufs Korn, was die Amis so bewegt, und da gehören auch die Pokémon mit dazu.

Die erste gelbe Pokémon-Anspielung findet sich in der Episode Die japanische Horror-Spielshow aus der 10. Staffel, die erstmals im Mai 1999 ausgestrahlt wurde. Darin reisen die Simpsons nach Japan und müssen am Ende an einer Spielshow im Stil von Takeshi's Castle teilnehmen, um ihre Tickets für den Rückflug zu gewinnen. Im Hotel schalten die Simpsons-Kinder den Fernseher ein und entdecken die so genannten Anfall-Roboter, eine Serie, die dafür berühmt sein soll, Anfälle zu verursachen - und schon wälzen sich alle Simpsons mit epileptischen Anfällen auf dem Boden! Das ist eine Anspielung auf die berühmt-berüchtigte Pokémon-Folge Electric Soldier Porygon aus der ersten Staffel: Eine Rakete, die Team Rocket abschießt, explodiert mit schnellem rot-blauem Geblinke, was über 600 japanischen Kindern tatsächlich epileptische Anfälle bescherte. Als Konsequenz wurde die Folge niemals irgendwo synchronisiert und auch in Japan nie mehr wiederholt.

Weitere Pokémon-Anspielungen bei den Simpsons beschränkten sich in den folgenden Jahren auf kurze Erwähnungen oder Hintergrund-Gags. Besonders nennenswert ist einer der Couch-Gags. Dazu muss man wissen, dass die Simpsons am Ende jedes Vorspanns auf dem Sofa vor dem Fernseher Platz nehmen, das aber immer auf andere verrückte Weise tun. Seit der 15. Staffel gibt es auch eine Variante, bei der das Sofa eine Bushaltestelle mitten in Tokyo ist, und die Simpsons sehen aus wie Anime-Figuren. Das Baby Maggie ähnelt stark einem Pikachu, außerdem sieht Bart aus wie Astro Boy und Lisa wie Sailor Moon.

 

Screenshot aus Die Simpsons

Es gibt anscheinend noch mehr Animes außer Pokémon, die Anfälle auslösen, etwa die Anfall-Roboter.

Screenshot aus Die Simpsons

Neuer Couch-Gag seit der 15. Staffel: Die Simpsons als Anime-Figuren, Baby Maggie verkörpert dabei Pikachu.

 

Erst in der 28. Staffel gab es eine Folge, in der Pokémon groß in den Mittelpunkt gerückt wird. Die Episode Auf der Suche nach Mr. Goodbart, erstmals ausgestrahlt im April 2017, handelt eigentlich davon, wie sich Bart als Muster-Enkel bei zahlreichen älteren Damen einschleimt, um finanziell von den unzähligen Omas zu profitieren. Nebenher ist in Springfield aber gerade die App Peekimon Get aktuell, die auch von Homer und Lisa begeistert gespielt wird. So wird der Pokémon GO-Hype gelungen auf die Schippe genommen, inklusive einer Simpsons-Version des ersten Pokémon-Openings. Am Ende helfen die Peekimon Get-Spieler aber auch dabei, eine vermisste alte Frau im Wald zu finden.

Kurz vor dieser Episode gab es aber bereits im Sommer 2016, pünktlich zum Release von Pokémon GO, den 1-minütigen Kurzfilm Pokémon Now. Darin interessiert sich Homer im Zoo mehr für die virtuelle Pokémon-Jagd als für die echten Tiere. Und als Bart dann mit dem Löwen kuschelt, bricht der typische Simpsons-Humor durch.

 

Screenshot aus Die Simpsons

Homer auf der Jagd nach Peekimon: Dieses Stinktier soll gefangen werden, doch ist es wirklich nur virtuell?

Screenshot aus Die Simpsons

Ich will der Allerbeste sein im Simpsons-Stil: Homer und Lisa sind mit Peekimon Get auf der Suche nach einer alten Dame.

 

Und dann noch zur Vollständigkeit: In Comicform erschien Ende 2003 die Geschichte Ein Anime auf Erden in Ausgabe 12 der Bart Simpson Comics. Darin wird eine typische Pokémon-Folge in Simpsons-Manier nacherzählt, mit Bart als Ash und seinem Hund Knecht Ruprecht als Pikachu. Ein Nachdruck findet sich in Das flegelhafte Bart Simpson Buch, das 2004 erschien und noch problemlos erhältlich ist.

Aber Anspielungen gehen auch andersrum: In der englischen Version von Pokémon: Let's Go, Pikachu! & Evoli! heißen die Meister-Trainer für die Flug-Pokémon Porenta und Dodri nämlich Moe und Seymour, genau wie Barkeeper Moe und Schulleiter Seymour Skinner bei den Simpsons. Das kann natürlich ein Zufall sein, möglich ist aber auch eine tatsächliche Simpsons-Anspielung, wenn man weiß, dass Moe und Seymour beide Mitglied in der Springfield Bird Watching Society sind. Wenn das wirklich eine gewollte Anspielung sein sollte, dann wäre das ja wirklich zum Piepen, nicht wahr?


Bildnachweis: Alle Screenshots und Scans in diesem Artikel sind selbst erstellt, außer: Scan aus Heilsamer Überfluss von inducks.org. Das Copyright liegt bei den Rechteinhabern der jeweiligen Serien.
Donald Duck: © Disney, Die Simpsons: © Twentieth Century Fox Film Corporation


Erstellt am 09.05.2021 • Letzte Änderung: 18.05.2022 • ImpressumDatenschutzCookie-EinstellungenNach oben