YOOKA-LAYLEE Seit 14. Dezember 2017 ist der 3D-Platformer "Yooka-Laylee" endlich auch für die Nintendo Switch verfügbar, nachdem das Spiel für Playstation 4, X-Box One und Steam bereits am 11. April erschienen war. Der Switch-Release ist aber gerade für alt eingesessene Fans besonders wichtig, handelt es sich doch um einen geistigen Nachfolger des Klassikers "Banjo-Kazooie", der seinerzeit auf dem Nintendo 64 erfolgreich war. Zwar steckt nicht Rare hinter dem Spiel, sondern das neu gegründete Studio Playtonic Games, die Menschen dahinter stammen aber aus Rares Reihen zu deren besten Zeiten. Direktor Chris Sutherland hat beispielsweise an "Banjo-Kazooie" als Programmierer mitgearbeitet, Prodzent Andy Wilson war ein Tester von "Diddy Kong Racing". Und mit Grant Kirkhope und David Wise sind auch zwei legendäre Rare-Komponisten mit an Bord. Davon, dass "Yooka-Laylee" per Crowdfunding finanziert wurde, darf man sich nicht abschrecken lassen, das Spiel überzeugt durchaus mit einer ähnlich hohen Qualität wie seinerzeit "Banjo-Kazooie". Wie gesagt, es ist tatsächlich der geistige Nachfolger. Bär Banjo und Möve Kazooie sind quasi nur deshalb nicht die spielbaren Helden, weil deren Rechte bei Rare und somit bei Microsoft liegen. Daher wurden Bär und Vogel zu Chamäleon und Fledermaus umgestaltet, das Spielprinzip aber weitestgehend beibehalten. Die Story liest sich relativ simpel: Capital B, der habgierige Firmenchef von Hivory Towers, klaut alle Bücher der Welt, um aus ihnen Profit zu schlagen. Er hat aber nicht damit gerechnet, dass Yooka und Laylee ihrem Buch bis in die Firmenzentrale von Hivory Towers folgen. Dort angekommen, stellen sie fest, dass vielleicht doch ein wenig mehr dahinter steckt. Die Aufgabe von Echse und Flattermann besteht nun darin, durch fünf Buchwelten zu reisen und dort die so genannten Pagies, goldenen Papierblätter, einzusammeln. Diese benötigt ihr in immer größerer Anzahl, um weitere Buchwelten freizuschalten und im Spiel voran zu schreiten. Spieltechnisch interessant ist, dass ihr euch nicht nur neue Welten, sondern sogar grundlegende Moves hart erarbeiten müsst. Zu Beginn könnt ihr nämlich eigentlich nur herum laufen und sonst nichts tun. Aktionsmöglichkeiten wie Schläge mit dem Echsenschweif, Stampfsprünge, herumrollen, Beeren essen oder euch unsichtbar machen - all diese Fähigkeiten müsst ihr von von einer geschäftstüchtigen Schlange kaufen, die sich ihre Moves in goldenen Federn bezahlen lässt. Selbige findet ihr ebenfalls in den Leveln verteilt und müsst sie fleißig sammeln, um euch immer die neuesten Moves leisten zu können, ohne die ihr nämlich oft irgendwo nicht mehr weiterkommt. Ob Pagies oder Federn: Die Aufgaben, die ihr lösen müsst, sind sehr vielfältig - und die Welten, in denen die Aufgaben stecken, sowieso! Da gibt es einen Dschungel, der absolutes "Donkey Kong"-Feeling auferstehen lässt, aber auch eine coole Eiswelt, einen schaurig schönen Gruselsumpf im Halloween-Stil oder ein glänzendes Kasino, in dem ihr ausnahmsweise keine Pagies direkt einsammelt, sondern Spielmünzen gewinnen müsst, die sich erst im Nachhinein zu Pagies umtauschen lassen. Einige Pagies warten am Ende haariger Jump'n'Run-Passagen auf euch oder werden von grimmigen Endbossen bewacht. Es gibt kleine Knobelaufgaben, spaßige 8-Bit-Minispiele und ein Wiedersehen mit der legendären Lorenfahrt aus "Donkey Kong Country". Habt ihr genügend Pagies gefunden, dann steht ihr vor der Qual der Wahl. Ihr könnt euch auf die Suche nach dem nächsten Großwälzer machen - so heißen die Zauberbücher, die euch neue Welten freischalten. Oder ihr nutzt die Pagies stattdessen, um die aktuelle Welt zu erweitern und weitere Pagies auf bekanntem Terrain zu suchen. Insgesamt stecken 145 Pagies im Spiel - um einfach nur alle Welten zu betreten, benötigt ihr davon zwar nur knapp die Hälfte. Um bis zum Endboss vorzudringen und den Abspann zu sehen, sind aber über zwei Drittel notwendig. Komplettsammler kommen also voll und ganz auf ihre Kosten! Die Herausforderungen erwarten euch allerdings nicht nur in den Großwälzern, sondern auch in der Hubwelt, der Firmenzentrale von Hivory Towers. Der Weg zur nächsten Welt ist nicht immer selbst erklärend, und von Zeit zu Zeit stellt sich euch die körperlose Ente Dr. Quack in den Weg. Sie kann überhaupt nicht kämpfen und weigert sich deshalb, mit Gewalt ausgeschaltet zu werden. Stattdessen wirft sie euch in Quizrunden, bei denen es um das Spiel allgemein und um euren ganz persönlichen Spielfortschritt geht. Mit zehn Punkten kommt ihr weiter, bei drei falschen Antworten fallt ihr dagegen in Giftsoße. Überzeugen kann auch der typisch deutsche Nintendo-Humor im Stil der 90er Jahre: Den meisten Charakteren wurden sprachliche Eigenheiten verpasst und mit Wortspielen wird wahrlich nicht gegeizt. Ein Beispiel: Ein Endboss beschwert sich, dass er kurz vor Beginn seiner Lieblingssoap von euch gestört wird. Ihr entgeget, dass er sich doch einfach später die Wiederholung anschauen kann. Nein, kann er nicht, sagt er: Weil er nämlich vorher schon in allen Social-Media-Kanälen gespoilert wird - herrlich! Klar, kleinere Kritikpunkt hat natürlich auch "Yooka-Laylee". Die Kamera ist nicht immer präzise, die Steuerung zwar prinzipiell gut, aber nicht immer ganz perfekt. Vom Umfang her kommt das Spiel nicht ansatzweise an "Super Mario Odyssey" heran, ist aber auf jeden Fall geeignet für alle, die das Mario-Abenteuer durch haben und immer noch Lust auf 3D-Hüpfspiele. 100 % würde "Yooka-Laylee" nach heutigen Maßstäben nicht verdienen, lässt aber Erinnerungen an glückliche Zeiten mit Rare-Spielen auf dem Nintendo 64 aufleben und versprüht den Charme der 90er.