TIM IN TIBET In Japan ist Pokémon ein Kult, von dem alle sprechen. In Belgien und Frankreich wird mit "Tim und Struppi" ähnlich verfahren, und dank des neuen Kinofilms ist die Serie im Moment auch hierzulande wieder im Gespräch. Dabei gibt es "Tim und Struppi" schon viel länger, auch in Deutschland. Erdacht wurde die Serie von dem Belgier Georges Prosper Remi, Jahrgang 1907, der sich selbst Hergé nannte. Das erste Abenteuer erschien 1929, und insgesamt füllt die Reihe 24 1/2 Comicbände - der 25. Band wird nie vollendet werden und neue Bände werden nicht mehr dazu kommen, da Hergé festgelegt hat, dass nach seinem Tod im Jahr 1983 niemand die Serie fortsetzen soll. Inhaltlich dreht sich "Tim und Struppi" um den Reporter Tim - im Original heisst er Tintin - und seinen Hund Struppi, den man im Original als Milou kennt. Tim reist auf der Suche nach spannenden Storys um die halbe Welt und rasselt dabei jedes Mal in ein aufregendes Abenteuer hinein. Weitere wichtige Charaktere sind die beiden etwas vertrottelten Polizisten Schulze und Schultze sowie Kapitän Haddock, der anfangs ein halb wahnsinniger Trunkenbold ist, sich aber später gut mit Tim anfreundet und ihn sogar mit in seinem Schloss wohnen lässt. Der Film kam Donnerstag vor einer Woche, am 27. Oktober 2011, in die deutschen Kinos und ist eine Co-Produktion der beiden Meister Steven Spielberg und Peter Jackson - ersteren kennt man für "Star Wars" und "Indiana Jones", letzteren für "Der Herr der Ringe". Der Film kombiniert die Comicalben "Das Geheimnis der Einhorn" und "Der Schatz Rackhams des Roten" und bildet den Auftakt einer Trilogie, wobei sich die beiden Regisseure mit der Regie abwechseln wollen. Es handelt sich weitgehend um einen Realfilm, wobei aber bei vielen Gesichtern mit dem Computer nachgeholfen wurden, um ihnen etwas Comic-typische Knollnassen zu verpassen. Die Handlung setzt ein, als Tim auf dem Flohmarkt ein altes Segelschiff-Modell erwirbt, das ihm bald gestohlen wird. Es stellt sich heraus, dass es drei dieser Schiffe gibt, und wenn man alle drei zusammen hat, offenbaren sie den Weg zu einem Schatz. Dabei schafft es der Film, von vorne bis hinten spannend zu sein, enthält aber auch einige Action-Szenen und mehr als genug Humor. Comic-Fans und Freunde von Abenteuerfilmen werden eine Kinobesuch also nicht bereuen. Aber Tim und Struppi waren natürlich auch auf Nintendo-Konsolen aktiv. Dass jetzt Spiele zum neuen Kinofilm erscheinen, ist klar, aber bereits 1995 und 1997 gab es zwei Jump'n'Runs für das Super Nintendo. Sie basieren auf den Comicalben "Tim in Tibet" bzw. "Der Sonnentempel" und wurden beide von Infogrames entwickelt - die gleiche Firma, der wir auch die guten alten Comic-Jump'n'Runs mit Asterix oder den Schlümpfen verdanken. "Tim in Tibet" kam am 14. Dezember 1995 heraus und beginnt damit, dass ein Zug, in dem Tim unterwegs ist, mitten im Nirgendwo einfach stehenbleibt. In der Rolle des pfiffigen Reporters schlagt ihr euch ab hier durch die ganze Geschichte des Comicalbums - und wer den Comic kennt, wird die Schauplätze und ihren Zeichenstil wieder erkennen. Zwischen den einzelnen Leveln wird die Handlung in Form von Comicbildern weiter erzählt. Und spielerisch, nun ja, ein normales Jump'n'Run, aber das im positiven Sinne, denn die Comic-Jump'n'Runs von Infogrames hatten damals alle grossen Charme, wenn auch der Schwierigkeitsgrad oft etwas zu hoch geraten war, so auch hier. Auch wird viel Abwechslung geboten. Neben normalen Hüpf-Passagen müsst ihr etwa auch durch einen Fluss schwimmen und dabei Felsen und Baumstämmen ausweichen, oder ihr müsst einen Berghang hinab rutschen. Was sich euch dabei als Gegner in den Weg stellt, hängt von der Umgebung ab, so gibt es etwa am Anfang beim Zug herum purzelnde Koffer und heissen Dampf von der Lokomotive, während euch später in den Bergen schlecht gelaunte Yaks den Weg blockieren. Alles in allem werden Comicfreunde, die schon mit "Asterix und Obelix" oder "Die Schlümpfe" ihren Spass hatten, auch an "Tim in Tibet" Gefallen finden. Und ansonsten freuen wir uns schon mal auf den nächsten Kinofilm. Dazu sei noch erwähnt, dass es sich nicht um die erste Verfilmung der Abenteuer handelt. In den 60er Jahren gab es bereits zwei Kinofilme, ausserdem eine 39-teilige Zeichentrickserie, und sogar eine Menge Dokus. Der Kultursender arte zeigte beispielsweise die Reihe "Auf Reisen mit Tim und Struppi", die die Abenteuer von Reporter und Hund mit informativen Reisebereichten zu den Schauplätzen der Geschichten kombiniert. Man kann aus Tim und Struppi also eine echte Wissenschaft machen, und selbst das wird gemacht: Die Wissenschaftler nennt man Tintinologen. Fazit: Ich würde sagen, wir spielen jetzt ein bisschen Musik. Ich würde sogar sagen, wir spielen jetzt ein bisschen Musik!