TICKET TO RIDE Urlaubszeit, Reisezeit! Und verreisen, das kann man mit dem Flugzeug machen, mit dem eigenen Auto oder aber mit dem Zug. Zu letzterem passt dieses Spiel, welches zwar nicht für Nintendo-Konsolen erschienen ist, wohl aber für den PC, und spielenswert ist es dennoch, deshalb sei es euch heute vorgestellt. "Ticket to Ride" basiert auf dem Brettspiel "Zug um Zug", welches im Jahr 2004 die begehrte Auszeichnung zum "Spiel des Jahres" erhielt. Thematisch dreht es sich im Groben um das Bauen von Eisenbahnlinien in den USA, wobei spätere Erweiterungen auch ein Spiel in Europa oder Asien ermöglichen. Das Spielfeld zeigt eine Landkarte mit einigen Großstädten sowie vorgegebenen, aber noch nicht gebauten Eisenbahnlinien - dass diese doch noch eröffnet werden, liegt nun in der Hand der Spieler. Jeder Spieler zieht bis zu drei Zielkarten, die vorgegeben, zwischen welchen beiden Städten eine Eisenbahnverbindung eingerichtet werden soll, wobei weiter voneinander entfernt liegende Städte schwieriger zu realisieren sind, aber dafür auch mehr Punkte bringen. Die taktische Komponente kommt dadurch zustande, dass die Zielkarten geheim gehalten werden, so dass niemand weiß, zwischen welchen Städten jeder Spieler eine Bahnlinie zu eröffnen versucht. Einige Routen (eigentlich die meisten) sind farblich markiert, und ihr benötigt Wagenkarten der entsprechenden Farbe, um dort eine Eisenbahnstrecke eröffnen zu können. Wagenkarten wiederum könnt ihr vom Vorrat nachziehen, und das ist der zweite Knackpunkt: Ihr könnt sowohl von einem verdeckten Stapel als auch von einem offenen Vorrat ziehen, was beides Vor- und Nachteile hat. Bedient ihr euch am offenen Vorrat, könnt ihr euch zwar gezielt die Karten nehmen, die ihr braucht, gebt aber den Mitspielern mitunter das Wissen, das sie benötigen, um euch zu behindern. Das lässt sich unterbinden, indem ihr einfach vom verdeckten Stapel zieht, aber dann ist es eben nicht gesagt, dass ihr mit der gezogenen Karte etwas anfangen könnt. Ich selbst lernte "Zug um Zug" im Jahr 2004 als Brettspiel kennen - dieses hat sich mein Onkel damals gekauft und mich öfters zum Spielen eingeladen. Im Lauf der Jahre geriet das Spiel aber wieder in Vergessenheit - in unseren Brettspiel-Runden schlägt unser Herz vor allem für "Die Siedler von Catan", alle anderen Spiele werden nur sehr stiefmütterlich bedacht. Als aber im Frühling 2015 "Ticket to Ride" im Humble Bundle auftauchte, erkannte ich das Spiel wieder und dachte mir, für den kleinen Preis kann man echt nichts falsch machen - und ich hatte Recht! Die PC-Umsetzung "Ticket to Ride", entwickelt von Days of Wonder, ist seit 24. Mai 2012 im Steam-Shop verfügbar und ist eben einfach eine 1:1-Umsetzung des Brettspiels, was nicht negativ gemeint ist. Die Grafik ist vielleicht etwas statisch, aber absolut zweckmäßig und ausreichend. Schade, dass die Sprachausgabe entgegen der Angabe im Steam-Shop nur auf Englisch ist, aber so wichtig sind die gesprochenen Worte auch nicht - alle relevanten Texte werden jedenfalls in astreinem Deutsch eingeblendet. Spielen könnt ihr entweder allein gegen den Computer oder zusammen mit menschlichen Gegnern - letzteres sowohl online als auch offline, wobei sich dann alle Spieler vor einem PC versammeln müssen und abwechselnd ihre Eingaben machen. Nachteil hierbei ist wohl, dass jeder die Karten der anderen sehen kann, außer man macht aus, dass man immer die Augen schließt, wenn man nicht an der Reihe ist, aber das kann's ja wohl auch nicht sein. So ist der Offline-Multiplayer-Modus durchaus eine nette Idee, aber unterm Strich nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Einzelspieler-Modus hat mich aber von Grund auf voll und ganz überzeugt. Wer mit den Spielregeln nicht vertraut ist, der kann zunächst mit eingeschaltetem Tutorial spielen, das euch alle Feinheiten bei Bedarf erklärt und auch mit Tipps für den nächsten Spielzug nicht geizt. Wer sich dann fit genug hält, der tritt ohne Tutorial an, wobei die Computergegner durchaus ihr Handwerk verstehen und nicht gar so einfach zu bezwingen sind. Erdacht wurde "Zug um Zug" bzw. "Ticket to Ride" von dem britischen Autor Alan R. Moon. Dass ihm das Erfinden von Spielen Spaß machen könnte, bemerkte er, als er Ende der 70er Jahre für die Zeitschrift "The General Magazine" schrieb. Nachdem er Anfang der 80er Jahre vorübergehend in der Videospiel-Entwicklungsabteilung bei Parker Brothers gearbeitet hatte, beschloss er, freiberuflicher Spieleautor zu werden - da sich die Verlage aber zunächst nicht für seine Spiele interessierten, gründete er 1991 mit White Wind seinen eigenen Verlag. Der große Durchbruch folgte, als sein Spiel "Elfenland" im Jahr 1998 zum Spiel des Jahres ausgezeichnet wurde - dieses ist eine vereinfachte Version des ursprünglichen "Elfenroads", welches 1992 erstmals bei White Wind erschien.