TEAM ROCKET Jetzt gibt's Ärger, und es kommt noch härter! Seit wenigen Wochen mischt das Team Rocket auch in Pokémon GO mit - Grund genug für mich, euch heute diese kultige Verbrecher-Organisation einmal genauer vorzustellen! Das Team Rocket ist vorwiegend in Kanto aktiv und kreuzt bereits in den ersten Pokémon-Editionen "Rot & Blau" euren Weg: Die finsteren Gesellen stehlen Pokémon von rechtschaffenden Trainern und wollen mit ihrer Hilfe nichts geringeres als die Weltherrschaft erlangen. Der Boss von Team Rocket ist Giovanni, die perfekte Karikatur eines italienischen Mafiabosses. Nebenbei ist er auch der Arenaleiter von Vertania City. In seiner Arena setzt er Boden-Pokémon wie Nidoking oder Rizeros ein, doch sein Lieblings-Pokémon ist ein Snobilikat, das die meiste Zeit auf seinem Schoss liegt - und darauf ist Mauzi stockneidisch, denn es wäre selbst gern das Schmusekätzchen vom Boss! Erst etliche Jahre später, in "Pokémon Heart Gold & Soul Silver", wird aufgedeckt, dass sogar Giovanni eine Art Familie hat: Silber, euer rothaariger Rivale aus den Johto-Editionen, ist nämlich niemand geringeres als der Sohn des Team-Rocket-Bosses. Vielleicht deswegen klaut er ein Pokémon aus dem Labor von Professor Lind, anstatt es sich ganz offiziell überreichen zu lassen - jung übt sich, wer mal ein großer Pokémon-Dieb werden will! Auf eurer Reise durch Kanto in "Pokémon Rot & Blau" stosst ihr mehrmals auf den ein oder anderen Rocket-Rüpel, den es in seine Schranken zu verweisen gilt. Der große Showdown steht an, als ihr die Silph Co., die Herstellerfirma des Meisterballs, von Team Rocket befreit. Danach gibt's aber noch einmal ein Wiedersehen mit Giovanni, als ihr ihn in Vertania City zu einem ganz offiziellen Arenakampf herausfordert. Im Nachfolger "Pokémon Gold & Silber" müsst ihr noch einmal gegen Team Rocket ran, doch dann hat das Team erst einmal ausgedient: Seit der 3. Generation trefft ihr in jeder Region auf eine andere kriminelle Organisation - oder in "Rubin & Saphir" sogar auf gleich zwei: Das Team Aqua und das Team Magma. Dennoch wird das Team Rocket von Zeit zu Zeit wieder aus der Versenkung geholt: In der Inselwelt Alola auf der 7. Generation treibt zwar primär das Team Skull sein Unwesen, doch in "Ultra Sonne & Ultra Mond" taucht nach Abschluss der Hauptstory plötzlich das Team Rainbow Rocket auf: Sie haben das Aether-Paradies unter ihre Kontrolle gebracht und sich dabei sogar noch Unterstützung von diversen anderen Teams geholt. Eure Aufgabe ist klar: Schlagt euch durch das Rocket-Schloss, schickt Teamboss für Teamboss dorthin zurück, wo er herkommt, und zeigt am Ende auch Giovanni persönlich, was eine Harke ist! Und kippt bitte nicht aus den Latschen, wenn ihr seht, mit was für Pokémon die Teambosse im Rocket-Schloss gegen euch antreten - Vorsicht, es folgt ein Spoiler! Jeder der Ober-Tunichtgute setzt nämlich ein legendäres Pokémon seiner Heimat-Region ein, und Giovanni selbst tritt letzten Endes mit seiner eigenen Schöpfung an: Mewtu! Ja, tatsächlich, Mewtu wurde von Team Rocket geschaffen! Zumindest laut dem Anime, im Spiel wird das nicht einwandfrei klar. Fakt ist, dass Mewtu aus den DNA des mysteriösen Mew geschaffen wurde, doch die Forscher konnten es nicht kontrollieren, so dass Mewtu das Labor in Schutt und Asche legen und das Weite suchen konnte. Diesen Story-Schnipsel greift auch der erste Pokémon-Kinofilm "Mewtu gegen Mew" wieder auf und stellt bei der Gelegenheit auch klar, dass die Forscher im Auftrag von Team Rocket gearbeitet haben. Apropos Pokémon-Anime: Während das Team Rocket in den Spielen als eine ernste Bedrohung dargestellt wird, spielen sie in der Serie eher die Rolle von Clowns, und Schuld daran sind zwei ganz besonders dämlich Mitglieder: Jessie und James! Sie fallen schon dadurch auf, dass sie, im Gegensatz zur ihren Teamkameraden, keine schwarze sondern eine weiße Uniform tragen, und treten bereits in der zweiten Episode in Erscheinung. Damals sind sie noch steckbrieflich gesuchte Verbrecher und machen nicht einmal halt davor, ein Pokémon Center auszurauben. Dumm nur, dass in eben jenem Pokémon Center auch gerade Ashs Pikachu in Behandlung ist. Das kleine Elektro-Pokémon wächst über sich hinaus und beschert Team Rocket eine Niederlage, die sich gewaschen hat. Und daraufhin beschließen Jessie und James, dass sie genau dieses Pikachu haben müssen! Seither heften sie sich an Ashs Fersen, versuchen immer wieder, neben anderen seltenen Pokémon auch Pikachu zu mopsen, hatten bis heute aber noch keinen Erfolg, obwohl seitdem inzwischen 22 Staffeln vergangen sind. Jessie und James sind zu Beginn der Serie beide 17 Jahre alt. Jessie verfügt über ein Rettan, das sie mal zum Geburtstag bekommen hat, während James ein Smogon besitzt, das einst ein Weihnachtsgeschenk war. Beiden zusammen gehört außerdem ein Mauzi - oder sollte man eher sagen, sie gehören dem Mauzi? Denn es scheint fast so, als sei in Wahrheit Mauzi des Kopf des Trios. Das Kätzchen ist immerhin schlauer als Jessie und James zusammen! Außerdem kann Mauzi sogar sprechen, eine mühsam antrainierte Fähigkeit, die es einst aus Liebeskummer erlernt hat. Im Lauf der Staffeln gesellten sich natürlich noch weitere Pokémon dem Bestand von Jessie und James hinzu. Besonderen Kult erlangte ein Woingenau, das Jessie versehentlich gegen ihr Schlurp getauscht hat - seither hüpft die blaue Wackelpuppe immer im unpassendsten Moment aus ihrem Pokéball und ruft "Woingenau!!". Von ihren alten Kameraden Rettan und Smogon, inzwischen zu Arbok und Smogmog herangewachsen, müssen sich Jessie und James dagegen in Hoenn trennen. Dafür erhält Jessie wenig später ein Vipitis, immerhin eine andere Schlange. James dagegen bekommt ein Tuska, und das kleine Kerlchen mag seinen Trainer so sehr, dass es ihn bei jeder Gelegenheit umarmt - eine Liebe, die aufgrund von Tuskas spitzen Stacheln leider nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass James in Wahrheit stinkreich ist. Er stammt aus einer wohlhabenden Familie, die in einer luxuriösen Villa lebt. Warum James diesen Luxus inklusive seines kleinen Fukano, das in der Villa geblieben ist, aufgegeben und sich lieber Team Rocket angeschlossen hat, weiß man nicht, aber womöglich hat es mit der Frau zu tun, mit der er verheiratet werden sollte. Außerdem sammelt James Flaschendeckel, jeder braucht nun mal ein Hobby. Wusstet ihr übrigens schon, dass die Namen von Jessie und James auf einem bekannten realen Western-Banditen basieren? Jesse James war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in Missouri aktiv und zeichnet sich zusammen mit seinem Bruder Frank James und den Brüdern Younger für zahlreiche Raubüberfälle verantwortlich. Im Jahr 1882 wurde er in seinem eigenen Haus von falschen Freunden ermordet. Diese Verbindung zum Wilden Westen besteht aber nur in der westlichen Version. Im japanischen Original heißen die allermeisten Charaktere anders - angefangen damit, dass Ash und Gary in Wirklichkeit Satoshi und Shigeru heißen, benannt nach Pokémon-Erfinder Satosi Tajiri und Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto. Jessie und James hingegen hören im Japanischen auf die Namen Musashi und Kojiro, basierend zwei berühmten Samurai, die um 1600 lebten: Musashi Miyamoto und Kojiro Sasaki. Beide gelten in Japan bis heute als Berühmtheiten. Musashi Miyamoto, die Vorlage für Jessie, wurde 1584 geboren und brach mit 16 Jahren zu einer so genannten "Kriegerwallfahrt" auf, das heißt, es zog durch das Land und nahm an Kämpfen und Kriegen teil, um seine Kampffähigkeiten zu verfeinern. Aufgrund seiner immer besseren Kampftechniken war Miyamoto bei den Fürsten nicht sonderlich angesehen, im Gegenteil, viele sendeten Samurai aus, um ihn zu töten - harte Kämpfe auf Leben und Tod, die Miyamoto alle gewinnen konnte. Das letzte dieser Duelle fand am 13. April 1613 gegen Kojiro Sasaki statt, die Vorlage für James. Miyamoto konnte gewinnen und Sasaki töten. Danach hängte er das Schwert an den Nagel und begann, Schulen und Tempel zu gründen. Außerdem schrieb er das Buch "Gorin no Sho" (übersetzt "Das Buch der fünf Ringe"), das bis heute bei japanischen Managern als Standardwerk zur strategischen Kriegführung sehr beliebt ist. Obwohl Jessie und James eine Erfindung für den Anime waren, tauchen die beiden kultigen Flachpfeifen dann doch auch in ein paar Spielen auf. In der "Pokémon Gelb", der Zusatz-Edition zu "Rot & Blau", trefft ihr an vielen Schlüsselstellen anstatt namenloser Rocket-Rüpel auf Jessie und James, die dann ganz stilecht mit Rettan, Smogon und Mauzi antreten. Das wurde auch in "Pokémon Let's Go, Pikachu! & Evoli!" auf der Switch übernommen, angereichert um einen netten Epilog. Jessie und James sind aber nicht die einzigen Team-Rocket-Duos, die im Anime größere Rollen bekamen. Da müssen an erster Stelle Butch und Cassidy genannt werden, die direkten Rivalen von Jessie und James. Auch sie basieren auf einem legendären Western-Banditen, nämlich auf Butch Cassidy. Sie treten erstmals in Erscheinung, als sie in der Spätphase der ersten Staffel eine gefälschte Pokémon-Pension leiten, und Butch kann es überhaupt nicht leiden, wenn man es wagt, seinen Namen falsch auszusprechen. Im fünften Pokémon-Kinofilm "Pokémon Heroes" lernen wir Annie und Oakley kennen, die hinter Latios und Latias her sind, um das Seelentau in ihre Finger zu bekommen. In dem hierzulande ungezeigten TV-Special "Raikou: Legend of Thunder" treten Attila und Hun in Erscheinung, ein Duo, das ungewöhnlicherweise aus zwei Männern anstatt einem Mann und einer Frau besteht. Sie wollen eine neue Energiequelle erschließen und jagen deswegen das legendäre Raikou. Und in dem TV-Special "Mewtu kehrt zurück" treffen wir auf Domino, die unter dem Decknamen "Schwarze Tulpe" allein arbeitet und für Giovanni herausgefunden hat, wo sich Mewtu versteckt hält. Und jetzt, vor wenigen Wochen, fand das Team Rocket wieder Einzug in ein Spiel, und zwar in den Mobile-Erfolg "Pokémon GO". Unter dem leicht angepassten Namen "Team GO Rocket" schlichen sie sich zunächst unscheinbar ins Spiel ein, indem sie etwa auf Fotos zu sehen waren. Seit Ende Juli überfallen sie nun auch aktiv PokéStops, die fortan durch eine deutlich dunklere Färbung zu erkennen sind. Dreht ihr an einem solchen besetzten PokéStop, fordert euch der Rocket-Rüpel zum Kampf heraus. Könnt ihr gewinnen, erhaltet ihr nicht nur eine zweite Ladung Items, sondern bekommt zudem die Chance, ein Pokémon des Rüpels zu befreien. Dabei handelt es sich dann allerdings um Crypto-Pokémon. Das sind Pokémon, deren Herz verschlossen ist. Sie debütierten ursprünglich 2004 in dem Gamecube-Adventure "Pokémon Colosseum", damals unter der Kontrolle von Team Krall. Habt ihr ein Crypto-Pokémon in eure Besitz gebracht, habt ihr mit ihm zunächst wenig Freude, da es nur selten euren Befehlen gehorcht. Beißt ihr euch trotzdem durch, wird das Pokémon euch nach und nach immer mehr vertrauen, bis schließlich der Punkt erreicht ist, da ihr es endgültig befreien könnt. Fortan ist es dann ein vollwertiges Mitglied eures Teams. In "Pokémon GO" ist die Erlösung der Crypto-Pokémon nicht ganz so langwierig, da genüg der Einsatz von Bonbons und Sternenstaub. Für eine gewisse Anzahl erlöster Crypto-Pokémon erhaltet ihr außerdem eine Medaille, die wiederum das Fangen weiterer Crypto-Pokémon wahrscheinlicher macht. Und zuletzt noch kurz angemerkt: Auch in Franchises abseits von "Pokémon" haben kleine Anspielungen an Team Rocket bereits Einzug erhalten. So begrüßt euch Baby Bowser in "Mario Party 2" mit einem frechen "Jetzt gibt's Ärger, und es kommt noch härter!" Und in einer Folge von "Duck Tales 2017" werden die Panzerknacker an den Horizont davon geschleudert und rufen dabei tatsächlich "Das war mal wieder ein Schuss in den Ofen!". Recht haben sie!