SECRET OF MANA Als kleines Ostergeschenk gehe ich heute endlich einmal auf einen viel geäusserten Hörerwunsch ein: Das heutige Spotlight-Spiel heisst "Secret of Mana"! "Secret of Mana" stammt von der Square, der gleichen Firma, der wir auch "Final Fantasy" und "Kingdom Hearts" verdanken. Streng genommen ging "Secret of Mana" sogar aus "Final Fantasy" hervor, aber fangen wir am Anfang an. Für das NES gab es in Japan ein Erweiterungslaufwerk, das so genannte Famicom Disk System. Square hatte für dieses System ein Rollenspiel unter dem Namen "Seiken Densetsu" angekündigt. Weil aber das Famicom Disk System keinen grossen Erfolg hatte und weil Square in finanzielle Schwierigkeiten kam, wurde das Projekt gecancelt, stattdessen wurde nur ein Rollenspiel für das normale NES veröffentlicht. Dieses trägt den Namen "Final Fantasy", weil es Fantasy-Spiel war und weil der Erfolg oder Misserfolg des Spiels die letzte, finale Chance für Square war - "Final Fantasy" wäre also, wenn alles schief gegangen wäre, das finale Fantasy-Spiel geworden, daher kommt der Titel. Für den Gameboy erschien 1991 ein Ableger von "Final Fantasy", der den ursprünglichen Titel wieder aufgriff, das Spiel hiess "Seiken Densetsu: Final Fantasy Gaiden". In Deutschland kennt man das Spiel als "Mystic Quest". Im Mittelpunkt der Handlung steht die Mana, eine spezielle Zauberkraft, und der böse Dark Lord versucht, die Mana zu erlangen, um mit ihrer Macht die Welt zu beherrschen. Der Spieler übernimmt die Rolle eines flüchtigen Gladiatoren, dessen Eltern von Dark Lord getötet wurden, und versucht, ihn an der Umsetzung seiner Pläne zu hindern. Während des Endkampfes wird der Mana-Baum zerstört, woraufhin die Freundin des Helden sich selbst opfert, um ein neuer Mana-Baum zu werden. Zwei Jahre später, genauer am 6. August 1993, erschien der Nachfolger "Seiken Densetsu 2", und dieses Spiel ist es, das wir in Deutschland als "Secret of Mana" kennen - vom Titel her ist bei uns also keine Verbindung zum Vorgänger zu erkennen. Am 24. November 1994, gut ein Jahr nach dem Japan-Release, schaffte es das Spiel in die deutschen Videospielläden, wohlbemerkt als eins der ersten Rollenspiele für das Super Nintendo, nachdem von den regulären "Final Fantasy" Spielen kein einziges bis nach Europa kam und auch viele andere RPGs Japan-exklusiv blieben. Nintendo bewarb das Spiel daher nicht zu Unrecht sinngemäss als ein neues Genre, ausserdem lag das Lösungsbuch, der so genannte Spieleberater, dem Spiel direkt von Anfang an bei, um den Zockern den Einstieg zu erleichtert. Kleiner nutzloser Fakt: Auf dem Schmöker steht wörtlich: "Wer dieses Buch verliert, ist verloren!" Der Spieler steuert einen Jungen, der im Original Randi heisst, in der deutschen Fassung aber keinen Namen hat. Randi zieht eines Tages ein Schwert aus einem Stein, was den unschönen Nebeneffekt hat, dass plötzlich überall Monster auftauchen. Randi wird daher aus seinem Heimatdorf verbannt, damit zusammen mit ihm auch die Ungeheuer wieder verschwinden. Auf seiner zunächst ziellosen Reise durch die Welt trifft Randi bald auf die junge Zauberin Primm und auf die Koboldin Popoi. Zu dritt versuchen die Freunde, das feindliche Imperium an der Reaktivierung der Mana-Festung zu hindern, denn das würde einen Krieg bedeuten, den natürlich niemand haben will. Eine Revolution war es, dass "Secret of Mana" mit bis zu drei Spielern gleichzeitig gespielt werden konnte, dabei übernahm einfach jeder Spieler eine der drei Figuren. Weil das Super Nintendo eigentlich nur zwei Controller-Anschlüsse hatte, wurde ein Adapter veröffentlicht, der einige zusätzliche Controller-Büchsen zur Verfügung stellte. Ansonsten war "Secret of Mana" einfach nur ein absolut episches und zu 100 % empfehlenswertes Rollenspiel mit einer abwechslungsreichen Welt, einem ausgewogenen Gameplay, fordernden Bossen und einer interessanten Geschichte. Gereist wurde in dem Spiel, indem man sich mit Kanonen von Ort zu Ort schiessen lässt - kommt euch vielleicht aus "Super Mario 64" bekannt vor, war aber in "Secret of Mana" zuerst da. Wer von euch nun dieses wunderschöne Spiel noch einmal erleben oder generell nachholen möchte, kann das übrigens auf der Virtual Console tun, wo das Spiel seit Weihnachten 2008 zu haben ist - passend zur Tatsache, dass sogar der Weihnachtsmann höchstpersönlich in dem Spiel auftaucht! Zwei Jahre später, also 1995, erschien ebenfalls für das Super Nintendo, "Seiken Densetsu 3", also quasi "Secret of Mana 2", das leider Japan-exklusiv blieb. Hier dreht es sich um einen Konflikt zwischen mehreren Königreichen, wobei der Spieler zu Spielbeginn drei aus sechs möglichen Charakteren auswählen darf. 1999 erschien für die Playstation der Ableger "Legend of Mana", bevor dann 2003 der erste Teil, "Mystic Quest", unter dem Titel "Sword of Mana" für den Gameboy Advance neu aufgelegt wurde. 2006 erschien mit "Children of Mana" ein Ableger für den Nintendo DS, und ein halbes Jahr später wurde zum ersten Mal nach 11 Jahren die Hauptreihe fortgesetzt, mit "Seiken Densetsu 4" für die Playstation 2, das aber ebenfalls nicht nach Europa kam. Schade also, dass man die Serie auf deutsch nur sehr bruchstückhaft erleben kann. Zumindest erschien aber im Jahr 2003 auch eine deutsche Ausgabe des Mangas "Legend of Mana" in fünf Bänden. Zu einer Art Maskottchen des Spiels zählen übrigens die so genannten Pogopuschel, kleine, langohrige und etwas bissige Fellkugeln. Sie tauchen als Gegner vor allem in der Anfangsphase auf und heissen auf englisch Rabite, was sich auf "Rabbit" und "bite" zusammensetzt, also bissige Hasen. In diesem Sinne: Frohe Ostern!