POKÉMON SCHWERT & SCHILD Sie ist da: Die 8. Pokémon-Generation! Nachdem sie pünktlich zum 23. Pokémon-Jubiläum am 27. Februar 2019 erstmals angeteasert wurden, sind "Pokémon Schwert & Schild" nun am 15. November weltweit erschienen. Dabei handelt es sich um die ersten Haupt-Editionen, die für die Switch und somit für eine Heimkonsole erscheinen - "Pokémon Let's Go! Pikachu & Evoli" von letztem Jahr zählen nicht offiziell als Haupt-Editionen, obwohl sie sich durchgängig wie eine anfühlen. Allerdings ist das mit der Heimkonsole trotzdem nur die halbe Wahrheit, denn bekanntlich ist die Switch ja eine Hybrid-Konsole, kann also nicht nur am Fernseher sondern auch als Handheld betrieben werden. Auf jeden Fall sind die Spiele jetzt erschienen, und das ist erstmal das einzige, was zählt! "Pokémon Schwert & Schild" spielen in der neuen Region Galar, welche auf Großbritannien basiert. Damit erhalten wir zum zweiten Mal nach "Pokémon X & Y" eine Region, deren Vorlage sich in Europa befindet. Die Unterschiede zu den "klassischen" Pokémon-Regionen wie Kanto oder Johto fallen in Galar nicht ganz so krass aus wie in Alola aus "Pokémon Sonne & Mond". So gibt es beispielsweise keine Insel-Prüfungen mehr, sondern wieder die altbewährten Arenen. Die Arena-Herausforderung ist in Galar allerdings ein großes Sport-Event, das von vielen begeisterten Fans begleitet wird. Wart ihr in Kanto, Johto, Hoenn usw. noch allein mit dem Arenaleiter, sind die Arenen in Galar riesige Stadien, in denen das Publikum jeden Kampf jubelnd verfolgt. Vermutlich deshalb kann in Galar auch nicht einfach jeder beliebige 10-jährige Stöpsel zu seiner Pokémon-Reise aufbrechen: Um an der Arena-Herausforderung teilzunehmen, braucht ihr die Empfehlung einer berechtigten Person. Wie gut trifft es sich da, dass euer Freund und Nachbarsjunge Hop der Enkel des amtierenden Champs Delion ist, welcher euch prompt beiden die Empfehlung ausstellt. Damit eurem Start in Abenteuer dann auch wirklich nichts mehr im Weg steht, erhaltet ihr von Delion sogar auch euer Start-Pokémon. Wie üblich, habt ihr die Wahl aus drei Pokémon der Typen Pflanzen, Feuer und Wasser. Den Pflanzen-Typ vertritt das kleine musikalische Äffchen Chimpep. Mein persönlicher Favorit ist das schnelle Feuer-Häschen Hopplo. Wasser schließlich wird durch die sehr ängliche Kaulquappe Memmeon abgedeckt, die aber später zu einem sehr graziösen Chamäleon heranwachsen kann. Mit einem dieser drei Start-Pokémon an eurer Seite, beginnt nun eure Reise durch Galar, um die Arena-Herausforderung zu bestehen. Hop entwickelt sich dabei vom guten Freund zu einem ernsthaften Rivalen, der zwar immer freundlich zu euch bleibt, aber euch keinen Sieg mehr schenkt. Euer anderer Rivale - der eingebildete Betys, der seine Empfehlung vom Liga-Präsidenten persönlich erfielt - macht einen deutlich finstereren Eindruck. Und dann ist da auch noch das Team Yell, die zwar keine wirklichen Verbrecher wie Team Rocket sind, aber eben rüpelhafte "Fans", die sich euch immer wieder in den Weg stellen und für Ärger sorgen. Spielerisch fühlt sich "Pokémon Schwert & Schild" sofort wie ein richtiges Pokémon-Abenteuer an, und das ist natürlich im positiven Sinne gemeint: Wer bisher seinen Spaß mit den Pokémon-Haupt-Editionen hatte, der wird auch hier nicht enttäuscht. Trotzdem machte das Spiel bereits lange vor Release negative Schlagzeilen, und es gibt sogar Spieler, die das Spiel deswegen zunächst boykottieren wollten. Das Problem ist nämlich, dass nicht alle inzwischen 890 Pokémon im Spiel einprogrammiert sind, sondern nur eine Auswahl von 400 Stück: Die 81 neuen Exemplare der 8. Generation sowie eben noch eine Auswahl von gut 300 älteren Pokémon aus allen Generationen. Natürlich waren auch in den bisherigen Editionen niemals alle Pokémon im Spiel zu fangen (außer natürlich bei "Rot & Blau" ^^), aber der entscheidende Unterschied ist eben, dass sie damals zumindest noch einprogrammiert waren und aus älteren Editionen übertragen werden konnten, und selbst dieser Umweg wurde in "Schwert & Schild" nun abgeschaltet. Was der Grund für diesen massiven Cut ist, das kann man nur mutmaßen, denn verständlich erklärt hat Game Freak das bislang nicht. Sie sprachen mal von Zeit-Problemen, mal von der Balance, aber wirklich einig waren sie sich selbst nicht. Dabei würden die Fans die Streichungen vielleicht besser verstehen, wenn sie es nur nachvollziehbar erklärt bekämen. Game Freak hat aber nur klar gemacht, dass ein DLC, der die fehlenden Pokémon nachreichen soll, so gut wie ausgeschlossen ist. Der neue Ort, um seine komplette Pokémon-Sammlung zu vereinen, soll stattdessen "Pokémon Home" werden, ein kommendes Pokémon-Verwaltungs-Tool für die Switch und der geistige Nachfolger von "Pokémon Bank". Aber sehen wir es doch positiv: Wären alle Pokémon einprogrammiert, dann hätte ich doch sowieso wieder bei erster Gelegenheit meine alten Champions wie Zapdos, Scherox und Bisaflor rüber geholt und fortan mit ihnen das Spiel bestritten. Dass ich so nun gezwungen bin, mir aus den zur Verfügung stehenden Pokémon ein neues Sieger-Team aufzubauen, ist vielleicht gar nicht mal so negativ. Denn auf diese Weise muss ich mich auch an Pokémon gewöhnen, mit denen ich mich bisher nie so wirklich beschäftigt habe, und das macht einen nicht zu unterschätzenden Reiz aus. Was dagegen aber wiederum sehr merkwürdig anmutet, ist die Tatsache, dass die Zeit zwar angeblich nicht reichte, um alle Pokémon ins Spiel zu holen, dafür aber sehr wohl, um diverse Kochrezepte zu realisieren. An vielen Stellen in der Spielwelt könnt ihr nämlich euer Zelt aufschlagen und mit euren Pokémon eine kleine Pause einlegen. Ihr könnt dann mit ihnen spielen oder auch für sie kochen: Rezepte, die ihr neu entdeckt habt, werden allen Ernstes im Currydex katalogisiert! Und wenn deinen Pokémon das Curry gemundet hat, dann bekommen sie sogar noch ein paar Erfahrungspunkte oben drauf. Das PokéCamping mag durchaus eine nette Abwechslung sein, scheint aber keine grundlegende Voraussetzung zu sein, um im Spiel voran zu kommen. Da hilft es auch nicht viel, dass Online-Freunde euer Zeltlager besuchen und mitkochen können. Die gegenseitigen Besuche mögen ja zu Zeiten von Geheimbasen in "Pokémon Omega Rubin & Alpha Saphir" noch nett gewesen sein, zumal man in den Verstecken sogar gegeneinander kämpfen konnte. Aber wenn ich mit Freunden kochen will, dann mach ich das doch nicht online, sondern fahr lieber persönlich hin, zu einem realen Koch-Abend. Kommen wir lieber zu den spannenderen Neuerungen - zu jenen, die mit der Arena-Herausforderung zu tun haben! Es beginnt schon damit, dass vor jeden Arenaleiter-Kampf zunächst einmal eine Arena-Prüfung geschaltet ist. Dabei gilt es etwas, eine Herde Wollys zum Ziel zu treiben oder ein kleines Wasser-Labyrinth zu überwinden. Abwechslung wird dabei groß geschrieben, so dass ihr stets gespannt seid, welche Herausforderung euch in der nächsten Arena erwarten wird. Seid ihr schließlich beim Arenaleiter angekommen und habt den Kampf begonnen, könnt ihr eine neue Kampfmechanik nutzen: Das Dynamax! Dabei handelt es sich um eine Art Mischung aus Mega-Entwicklungen und Z-Attacken, welche es beide in "Schwert & Schild" nicht mehr gibt. Beim Dynamax wächst euer Pokémon für drei Runden auf eine gewaltige Größe an und beherrscht dann auch vorübergehend spezielle Dynamax-Attacken. Und als Steigerung des Dynamax beherrschen manche ausgewählte Pokémon sogar das Gigadynamax, bei dem sie vorübergehend eine völlig neue Form annehmen - Mega-Entwicklungen lassen grüßen! Aber auch ohne die Dynamax-Formen sind auch unter den normalen Pokémon der 8. Generation wieder durchaus einige originelle Exemplare dabei. Sicher gehöre auch ich selbst zu den Spielern, die immer sagen, die alten Pokémon waren besser, aber das ist wahrscheinlich auch einfach eine Sache der Gewohnheit. Tatsache ist, dass ich einige Pokémon der 8. Generation durchaus originell finde, etwa den kleinen Apfel Knapfel oder die dicke Teekanne Mortipot. Natürlich gibt es auch genug Pokémon, bei denen ich denke "Was haben die sich denn dabei gedacht?", aber Hand aufs Herz: Selbst in der 1. Generation gefallen mir nicht ausnahmslos alle, und da geht's euch doch genauso, oder nicht? Schön ist, dass es wieder neue regionale Formen bestimmter Pokémon gibt, wie bereits in "Sonne & Mond". So ist Galar-Smogmog etwa keine einfache Giftwolke mehr, sondern eine richtige qualmende Fabrik. Galar-Mauzi sieht mehr nach einer strubbeligen Wildkatze aus als das klassische Kanto-Mauzi, das im Gegensatz dazu richtig gepflegt wirkt. Oder Galar-Ponita, dieses ist jetzt kein feuriges Fohlen mehr, sondern ein märchenhaftes kleines Einhorn. Sehr überraschend kommt, dass es auch wieder ganz neue Pokémon gibt, die sich aus älteren Pokémon entwickeln. Abgesehen von dem vereinzelten Feelinara in der 6. Generation, gab es das zuletzt in der 4. Generation. Bereits vorab enthüllt wurde etwas Barrikadax, eine neue finstere Evolution von Geradaks. Oder natürlich auch Lauchzelot, der stolze Lanzen-Kämpfer, der sich aus Porenta entwickelt. Apropos Porenta: Sehr auffällig aus Sicht eines "Pokémon Go"-Spielers ist, dass ein großer Anteil der neuen Entwicklungen aus solchen Pokémon entsteht, die in "Pokémon Go" regional sind, also nur in bestimmten Regionen der realen Welt gefunden werden können. Porenta beispielsweise kommt nur in Japan vor. Auch das europäische Pantimos und das am Äquator heimische Corasonn erhalten in "Schwert & Schild" neue Evolutionen. Ob das mit Niantic abgesprochen wurde und beabsichtigt ist, oder einfach nur ein interessanter Zufall, das wissen wir nicht. Auf jeden Fall könnte das eine ganz schön langwierige Sammelei werden, wenn irgendwann die 8. Generation auch in "Pokémon Go" eingeführt wird. Aber jetzt sind wir, wie gesagt, erst einmal in Galar unterwegs! "Pokémon Schwert & Schild" sind definitiv gute Spiele, die Spaß machen - fehlende Pokémon hin oder her. Auch der britische Flair, der euch in ganz Galar umgibt, weiß zu überzeugen: Zu gemütlich sieht das kleine Cottage aus, das im Spiel euer Zuhause darstellt. Zu beeindruckend ist die Steampunkt-Großstadt Engine City. Man kann nichts dagegen sagen: Die optische Präsentation des Spiels ist einfach gelungen. Selbst an der großen Naturzone, die sich durch einen Großteil des Landes erstreckt, habe ich nichts auszusetzen, obwohl ich auch hierzu bereits negative Kritik der Art "Das passt nicht zum Stil des Spiels" gelesen habe - selbst nachvollziehen kann ich das nicht, ich find's schön! "Pokémon Schwert & Schild" sind die würdige Fortsetzung der Pokémon-Hauptreihe. Natürlich würde auch ich es begrüßen, wenn doch noch ein DLC käme, der die fehlenden POkémon nachreicht, aber auch wenn nicht, kann ich die neuen Editionen für alle Pokémon-Fans bedenkenlos weiter empfehlen. Der Grundsatz "Schnapp' sie Dir alle!" passt hier zwar leider nicht mehr, aber "Komplettiere den Galardex" ist ein genauso motivierendes Ziel. In diesem Sinne: Let's Go!