2 JAHRE POKÉMON GO Die erfolgreichste Pokémon Mobile App für Smartphones wird 2 Jahre alt: "Pokémon Go" ist am 13. Juli 2016 offiziell in Deutschland erschienen. Weltweiter Launch war genau eine Woche vorher, am 6. Juli 2016, in Australien, und bereits ab dann konnte man auch schon in Deutschland zocken, wenn man sich das Spiel direkt über die APK-Datei installiert hat. Wer Pokémon bis dahin für out gehalten hat, der wurde mit dem Release von "Pokémon Go" eines Besseren belehrt: Vom ersten Tag an erlebte das Spiel einen regelrechten Hype-Sommer. Die Nutzerzahlen explodierten geradezu! "Pokémon Go" führte wochenlang die Download-Charts der App Stores an, und das Spiel fand auch seinen Weg in die normalen Nachrichten. Um nur zwei der Extrembeispiele zu nennen: In New York brach ein Verkehrschaos aus, weil im Central Park ein wildes Aquana gespawnt war, und Düsseldorf sperrte für einige Wochen eine Brücke für die Autofahrer, damit die Pokémon-Zocker ungestört Monster fangen konnten. Auch in einigen deutschen Städten drehten vorübergehend spezielle Pokémon-Straßenbahnen ihre Runden, vorbei an PokéStops und langsam genug zum gemütlichen Eier ausbrüten. Und am Ende des Jahres meldete Google, dass "Pokémon Go" der meistgesuchte Suchbegriff weltweit war - speziell in Deutschland allerdings "nur" Platz 2 nach "EM 2016". Woher kam nun aber dieser bombastische Erfolg? Ich weiß es nicht, ich bin auch kein Markt-Analytiker! Allerdings hatte bereits der erste Trailer, der schon im September 2015 im offizielle Pokémon-Youtube-Kanal hochgeladen wurde, Appetit auf mehr gemacht. Ein kluger Schachzug dürfte es auch gewesen, vorerst nur die Pokémon der ersten Generation ins Spiel aufzunehmen. Die große Spielergruppe der jungen Erwachsenen dürfte sich an ihre alten Lieblinge Bisasam, Glumanda, Schiggy und Co. erinnert haben - und an ihren Traum von damals, in der echten Welt selbst Pokémon aufzuspüren. Dass die App aber zusätzlich auch unzählige Spieler ansprach, die zuvor nie etwas mit Pokémon zu tun hatten, ist einfach nur mehr als glücklich gelaufen für Niantic. Niantic, das ist das Entwicklerstudio, das hinter "Pokémon Go" steckt. Vor ihrem großen Erfolg hatten sie bereit mit "Ingress" Erfahrungen gesammelt - das Spiel dreht sich um das Hacken von Portalen, die sich ebenfalls an bestimmten Orten in der realen Welt befinden. Übrigens, nebenbei: Derzeit wird "Ingress" als Anime umgesetzt, der in Deutschland auf Netflix zu sehen sein soll. "Pokémon Go" basiert auch auf den Map-Daten von "Ingress" - so finden sich PokéStops und Pokémon-Arenen also immer dort, wo sich in "Ingress" Portale oder andere wichtige Punkte befinden. Worum geht es nun aber bei "Pokémon Go"? Das ist eigentlich einfach: Es geht um das Fangen von Pokémon! Diese stehen überall in der Welt herum, und wenn ihr einem wilden Pokémon nahe genug kommt, könnt ihr versuchen, es zu fangen. Ein richtiges Spielziel gibt es dabei nicht, also z.B. kein Team Rocket, das in seine Schranken verwiesen werden muss und keine Top Vier, die besiegt werden will. Euer Ziel könnt ihr euch selbst stecken, sei es das Komplettieren des Pokédex oder das Erreichen des maximalen Levels 40. Prinzipiell ist "Pokémon Go" aber ein Endlos-Spiel, das ewig weiter gezockt werden kann. Wie in den bekannten Haupt-Editionen, dürft ihr euch auch in "Pokémon Go", nachdem ihr euren Charakter individualisiert habt, ein Start-Pokémon aussuchen: Die drei Klassiker Bisasam, Glumanda und Schiggy stehen zur Wahl, aber wer einen kleinen Trick kennt, kann auch Pikachu als Starter kriegen. Hiermit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten mit den Haupt-Editionen, denn spieltechnisch unterscheidet sich "Pokémon Go" dann doch stark. Es beginnt schon damit, dass wilde Pokémon nicht bekämpft werden. Ihr könnt einfach Bälle schmeißen und auf Glück hoffen - und mit bestimmten Beeren oder speziellen Wurftechniken eure Fangchancen erhöhen! Erfahrungspunkte für die Pokémon wurden ebenfalls gestrichen, stattdessen werden die Pokémon mit Hilfe von Bonbons aufgepowert. Ein gefangenes Pokémon bringt drei Bonbons mit, ihr müsst also mitunter mehrfach das gleiche Pokémon fangen, einfach nur um Bonbons zu sammeln. Diese könnt ihr dann wiederum ausgeben, um das Pokémon aufzuleveln oder sogar weiter zu entwickeln - Kleinvieh wie Raupy und Hornliu kostet nur humane 12 Bonbons, eine Entwicklung von Karpador zum mächtigen Garados schlägt dagegen mit stolzen 400 Candies zu Buche. Jedoch ganz auf ihre Kämpfe verzichten müssen die Pokémon nicht, diese finden allerdings ausschließlich in Arenen statt. Mit Erreichen von Level 5 könnt ihr als Spieler einem von drei Teams beitreten: Das blaue Team Weisheit, das rote Team Wagemut oder das gelbe Team Intuition. Rein spieltechnisch hat keins der Teams irgendwelche Vor- oder Nachteile, praktisch ist es jedoch so, dass Team Blau spielerzahlenmäßig weit vorne liegt, während Team Gelb das deutliche Schlusslicht bildet. Arenen könnt ihr erobern, indem ihr alle darin befindlichen Pokémon besiegt - danach könnt ihr ein eigenes Pokémon in der Arena platzieren und hoffen, dass es lange die Stellung halten kann. Vorbeikommende Teamkollegen können weitere Pokémon dazu setzen, so dass ein großes Team mögliche Angreifer vielleicht abschreckt. Und irgendwann, wenn das Pokémon dann doch zu euch zurück kommt, bringt es bis zu 50 Münzen mit. Münzen können genutzt werden, um Items wie Pokébälle, Tränke oder Beleber zu kaufen - und wem die Münzen, die ihr in Arenen verdient, nicht ausreichen, der kann diese freilich auch für Echtgeld nachkaufen. So finanziert sich das Spiel, denn "Pokémon Go" an sich ist kostenlos und auch werbefrei. Allerdings lebt "Pokémon Go" wohl hauptsächlich von den Hardcore-Zockern, denn der Casual Gamer wird vermutlich mit den Items auskommen, die ihm die PokéStops geben. PokéStops sehen aus wie kleine blaue Würfel und befindet sich quasi flächendeckend auf der ganzen Welt, mit Ausnahme von ein paar wenigen ausgeschlossenen Ländern - in der Regel findet ihr PokéStops an irgendwelchen markanten Punkten wie Brunnen, Statuen oder Wandgemälden. Dreht ihr einen PokéStop, erhaltet ihr ein kleines Zufallspaket von Items, und gerade in größeren Städten gibt es so viele PokéStops, dass ihr gar nicht in Versuchung kommt, Items nachzukaufen, sondern im Gegenteil schon welche wegwerfen müsst, weil euch der Platz im Beutel ausgeht. Auf dem Land kann es dagegen ganz anders aussehen, dort beklagen sich viele Spieler zurecht über nur wenige oder teilweise gar keine PokéStops. Ein Problem, dessen sich Niantic zwar durchaus bewusst ist, doch bislang ist das Einreichen von PokéStop-Vorschlägen nicht direkt möglich. Man kann Niantic aber nicht vorwerfen, nichts für das Spiel zu tun, im Gegenteil! "Pokémon Go" wird stetig weiter entwickelt und befindet sich offiziell immer noch im Beta-Status, wie die aktuelle Versionsnummer 0.107.1 verdeutlicht - ein fertiger Release hätte mindestens eine 1 ganz vorne. Nichtsdestotrotz sind inzwischen die erste drei Pokémon-Generationen im Spiel verteten, und Generation 4 wurde vor wenigen Tagen vage angeteasert. Seit Sommer 2017, also seit rund einem Jahr, können sich die Spieler verbünden, um in Raid-Kämpfen gegen besonders mächtige legendäre Pokémon zu bestehen und diese vielleicht hinterher zu fangen. Die Tausch-Funktion ist erst wenige Wochen alt und auf ein normales Spieler-gegen-Spieler-Kampfsystem abseits der Arenen warten wir noch immer. Dafür spendierte uns Niantic zu Ostern 2018 das Quest-System, das auch endlich ein minimales bisschen Story ins Spiel bringt - könnt ihr Professor Willow helfen, das Geheimnis von Mew zu lüften? Selbstverständlich sind auch nicht alle Pokémon gleich häufig in der Wildnis zu finden. Während ihr Kandidaten wie Taubsi oder Rattfratz gefühlt an jeder Straßenecke trefft, machen sich andere Exemplare mehr als rar. Es gehört verdammt viel Glück zu, ganz zufällig etwa einem Chaneira, Relaxo oder Miltank zu begegnen. Da aber für alle Spieler die gleichen Pokémon an den gleichen Punkten spawnen, können sich die Spieler durchaus untereinander austauschen und verraten, dass z.B. um die Ecke ein wildes Despotar lauert. Eine Weile lang gab es auch Live-Maps, die euch bequem anzeigten, wo sich welches Pokémon befindet - das wurde aber von Niantic inzwischen durch Code-Anpassungen unterbunden. Um aber auch den weniger glücklichen Spielern die Chance auf seltene Pokémon zu geben, finden immer wieder Events statt. So kann es beispielsweise passieren, dass weltweit gehäuft Feuer- und Eis-Pokémon oder auch rosa Pokémon gehäuft auftauchen. Neu seit Anfang 2018 sind die monatlichen Community Days, bei denen ein ausgewähltes seltenes Pokémon drei Stunden lang sehr häufig erscheint - auch mit erhöhter Shiny-Quote! Und alle paar Monate finden auch große Live-Events statt, wie neulich die Safari-Zone in Dortmund oder dieses Wochenende das Go-Fest in Chicago. Dort ist es sogar möglich, an die regionalen Pokémon heranzukommen, ohne deswegen gleich eine Weltreise machen zu müssen! Denn wer nicht reisefreudig ist, in dessen Pokédex werden für immer Lücken klaffen, und wenn sie auch noch so klein werden. Jeder Kontinent hat nämlich ein exklusives Pokémon, das ausschließlich dort zu finden ist. Unser regionales Pokémon von Europa ist beispielsweise Pantimos, angelehnt an die vielen Pantomimen in Paris - dass schon die Kalos-Regionen auf Frankreich basierte, war wohl Anlass genug, um noch einmal auf unsere westlichen Nachbarn zu verweisen. Tauros dagegen findet ihr etwa nur in Nordamerika, Kangama sinnigerweise nur in Australien. Wer also wirklich den Pokédex lückenlos komplettieren möchte, der muss entweder eine Weltreise machen oder hoffen, dass die fehlenden Pokémon im Lauf der Jahre durch diverse Events zusammen kommen - oder, das ist die neue dritte Möglichkeit, mit Spielern tauchen, die diese Pokémon besitzt. Gerade bei regionalen Pokémon werden allerdings häufig hohe Gegenwerte gefordert, in der Regel andere regionale Pokémon oder eben Legendäre. Aufgrund des neuen Freundes- und Tauschsystems hat "Pokémon Go" kürzlich wieder die Spielerzahlen von Sommer 2016 erreicht und ist somit mehr als erfolgreich in sein drittes Lebensjahr gestartet. Drücken wir dem Spiel die Daumen, dass es sich noch über weitere Jahre halten kann, aber da sind wir zuversichtlich: Nicht nur, dass ja nun die 4. Generation in den Startlöchern steht - auch die Tatsache, dass die kommenden Switch-Editionen "Pokémon Let's Go, Pikachu! & Evoli!" mit "Pokémon Go" verbunden werden können, wird ihr Übriges tun. Übrigens, so ganz neu war die Idee von "Pokémon Go" dann doch nicht: Bereits am 1. April 2014 gab es von Google einen Aprilscherz mit Pokémon, die auf Google Maps aufgespürt werden konnten - und der Trailer dazu erinnert im Nachhinein doch stark an eine Art Prototyp von "Pokémon Go"!