SPIELE, DIE MAN NICHT MEHR SPIELEN KANN Nur noch zwei Tage: Am 31. März ist die letzte Gelegenheit, zu der wir "Super Mario Bros. 35" spielen können, danach will Nintendo das Spiel unverständlicherweise abschalten. Sehr schade - aber zumindest hat mich das zu diesem Thema inspiriert: Spiele, die man heute nicht mehr spielen kann! Damit meine ich Spiele, die man tatsächlich überhaupt gar nicht mehr spielen kann. Natürlich kann man viele ältere Spiele nicht mehr kaufen, es sind aber theoretisch noch genügend Kopien im Umlauf. Einige Digital-Releases sind inzwischen längst aus den eShops verschwunden und lassen sich nicht mehr kaufen, teilweise auch nicht mehr neu herunterladen - wer sie aber noch installiert hat, kann sie beliebig weiterspielen. Das trifft etwa auf einige der Adventures von Telltale Games zu. Aber nein, hier in diesem Thema soll es nur um Spiele gehen, die überhaupt unter keinen Umständen mehr gezockt werden können. Ja, und in diese Liste wird sich leider ab übermorgen auch "Super Mario Bros. 35" einreihen. Das Spiel erschien am 1. Oktober 2020 als kostenloser Download-Titel für die Switch, erforderte aber eine kostenpflichtige Online-Mitgliedschaft. "Super Mario Bros. 35" übernimmt das beliebte Battle-Royal-Prinzip des Überraschungserfolges "Tetris 99" und verknüpft es mit dem Jump'n'Run-Klassiker "Super Mario Bros." - das Spiel feiert damit den 35. Geburtstag des Klassikers. Parallel zu 34 Mitspielern hüpft ihr durch die originalen "Super Mario Bros."-Level - zwar prinzipiell jeder für sich, aber Gegner, die ihr besiegt, landen dann im Level eines Mitspielers, was diesem das Leben freilich erschwert. Es gibt keine Extra-Leben (die 1-Up-Pilze bringen nur ein paar Münzen), wer also einmal stirbt, ist raus. Ziel ist es, als letzter übrig zu bleiben. Dass "Super Mario Bros. 35" nur bis zum 31. März 2021 verfügbar sein soll, war bereits von Anfang an ankündigt, dennoch ist dieser Schritt für mich absolut unverständlich. Ich meine, das Spiel existiert und läuft - Nintendo müsste also einfach nur den Server eingeschaltet lassen. Aber es soll wohl nicht sein, schade. "Super Mario Bros. 35" ist aber tatsächlich nicht das erste Mario-Spiel, das für immer verschwindet. Das andere war "Mario Excite Bike" und hatte seinen Weg aus Japan heraus überhaupt nie gefunden. In Japan erschien im April 1995 das so genannte Satellaview als Zusatz-Laufwerk für das Super Nintendo. Mit dem Satellaview konnte das Super Nintendo die Verbindung zu einem speziellen Satellit aufbauen, und so konnten damals dann bereits Spiele gestreamt werden. Der Knackpunkt war, dass es sich im Prinzip um einen Satelliten-Fernsehsender handelte, nur eben mit Spieledaten anstatt Fernsehprogramm. Die einzelnen Spiele wurden nur zu bestimmten Uhrzeiten ausgestrahlt, und es gab auch nicht nur Spiele, manchmal wurden auch z.B. Nachrichten oder Tipps und Tricks zu verschiedenen Spielen gesendet. Neben angepassten Versionen von NES- und SNES-Klassikern wie "Super Mario Bros. 3", "Dr. Mario", "The Legend of Zelda" oder auch "Chrono Trigger", erschien auch eine Handvoll Exklusiv-Titel über das Satellaview. Einer davon ist "Mario Excite Bike", eine ganz besondere Version von Shigeru Miyamotos Motorrad-Stunt-Klassiker "Excite Bike". Das ursprüngliche NES-Spiel mit namenlosen Strichmännchen wurde bereits diverse Male neu aufgelegt und sogar als Strecke in "Mario Kart 8" verewigt. Die spezielle Mario-Variante für das Satellaview änderte zwar nur wenig am eigentlichen Spielprinzip, ersetzte aber die namenlosen Strichmännchen durch Mario, Luigi, Peach, Yoshi und andere, und auch ansonsten wurde das ganze Spiel optisch ins Pilz-Königreich verlegt. Im Sommer 2000 beendete Nintendo allerdings den Service des Satellaview, und damit ist auch "Mario Excite Bike" nicht mehr spielbar. Dass Spiele nicht mehr gespielt werden können, wenn sie gestreamt wurden und der Service nach einigen Jahren abgeschaltet wird, ist ja noch nachvollziehbar. Umso unverständlicher ist allerdings, dass auch Spiele verschwinden können, die man fest auf der Hardware installiert hatte und die man sowieso nur als Singleplayer spielen konnte. So erging es etwa dem Mobile-Puzzle-Game "Yo-kai Watch: Wibble Wobble". Das Spiel hatte ein ähnliches Spielprinzip wie heute "Pokémon Café Mix", nur eben mit Yo-kai anstatt Pokémon: Ihr seht vor euch einen bunt gemischten Haufen von Yo-kai-Köpfen und müsst ihn durchwirbeln, um möglichst viele gleichartige Köpfe zusammen zu bringen und sie so verschwinden zu lassen. Dadurch ladet ihr euer Ultiseel auf, womit ihr wilde Yo-kai bekämpft, die im Hintergrund herumstehen. Es war tatsächlich ganz nett für zwischendurch. Warum das Spiel eingestellt wurde, habe ich keine Ahnung, denn wie gesagt, es war ein reines Singleplayer-Spiel, das fest auf dem Smartphone installiert war. Tatsache ist jedenfalls, dass das Spiel erst am 30. März 2017 erschienen war und bereits am 31. Mai 2018 abgeschaltet wurde, es war also gerade mal ein gutes Jahr spielbar. Da entstehen schon gewisse Ängste, dass irgendwann vielleicht auch "Mario Kart Tour" oder sogar "Pokémon GO" abgeschaltet werden können - gerade bei "Pokémon GO" sind permanent laufende Server ja extrem wichtig, sehr viel wichtiger als bei einem kleinen Singleplayer-Spiel wie "Yo-kai Watch: Wibble Wobble". Aktuell gibt es auch nach fünf Jahren immer noch keine Anzeichen dafür, dass die Lebenszeit von "Pokémon GO" sich dem Ende zuneigt. Trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass das Spiel auch in 20 oder 30 Jahren immer noch verfügbar ist. Eine Horror-Vorstellung! Und tatsächlich gibt es ein Pokémon-Spiel, das heute nicht mehr verfügbar ist - allerdings ein sehr unwichtiges Minispiel! Die Rede ist von "PokéPark Fishing Rally DS" für den Nintendo DS. Das Spiel wurde ausschließlich innerhalb des PokéParks als Download-Spiel für den Nintendo DS angeboten, und da es den PokéPark seit Herbst 2006 nicht mehr gibt, kann man auch das Spiel heute nicht mehr herunterladen. Zudem wurden auch bereits gedownloadete Spiele wieder gelöscht, sobald der Nintendo DS ausgeschaltet wurde. Also, ja - rein theoretisch könnte es noch Exemplare von "PokéPark Fishing Rally DS" geben: Wenn jemand das Spiel damals im Park runtergeladen und seitdem niemals mehr den Nintendo DS ausgeschaltet hat! Sehr schwer vorstellbar, dass es so verrückte Freaks gibt, nicht mal in Japan! Allerdings ist es wirklich kein Verlust, dass wir "PokéPark Fishing Rally DS" nicht mehr spielen können. Es war einfach nur ein Minispiel: Ihr angelt ein zufälliges Wasser-Pokémon, und dieses wird dann mit Punkten bewertet, was sich aus verschiedenen Faktoren berechnet. Eure Punkte könnt ihr dann auch drahtlos mit anderen Spielern vergleichen. Das ist bereits alles, und länger als 10 Minuten hat es wahrscheinlich sowieso nicht gefesselt. Und um gedanklich nochmal zu "Pokémon GO" zurück zu springen: Vor einigen Jahren gab es schon einmal ein Spiel, das von eurer Position in der realen Welt Gebrauch machte, und das heute nicht mehr spielbar ist! Die Rede ist von "Destiny of Spirits" für die PlayStation Vita. In diesem Strategie-RPG könnt ihr verschiedene Kreaturen aus den Mythologien unterschiedlicher Länder kontrollieren und aufleveln, um mit ihnen gegen die Geister anderer Spieler zu kämpfen. Welche Kreaturen ihr dabei selbst befehligen könnt, hängt davon ab, wo auf der Welt ihr euch aufhaltet - ein Spieler in Europa kommt also nicht an die japanischen Shinto-Götter heran, während die Japaner keinen Zugriff auf die Wesen aus der skandinavischen Mythologie haben. Bereits im Sommer 2015 wurde das Spiel allerdings wieder eingestellt, nachdem es erst im Frühlig 2014 erschienen war. Generell gibt es dann natürlich noch einige MMO-Spiele, die inzwischen eingestellt wurden. Die meisten davon habe ich nie gespielt, von einigen sogar überhaupt noch nie gehört. So gab es etwa "The Matrix Online", ein MMORPG basierend auf dem erfolgreichen Science-Fiction-Film, laut dem die gesamte Realität nur eine Computer-Simulation ist. Oder "Star Wars Galaxies", ein MMORPG im "Star Wars"-Universum, das 2003 an den Start ging und 2011 zugunsten eines Nachfolgers eingestellt wurde. "The Sims Online" war dagegen kein RPG, sondern eine MMO-Lebenssimulation: Ihr selbst zieht als Sim in eine Stadt ein, in der auch zahlreiche andere Spieler leben, und müsst euch dort ein Leben aufbauen und Geld verdienen. Nachdem das Spiel Ende 2002 erschienen war, wurde es im Frühling 2007 in "EA-Land" umbenannt, aber das änderte nichts an dem Schicksal, dass es ein Jahr später, im Frühling 2008, bereits eingestellt wurde. Nicht zu vergessen schließlich "City of Heroes", wieder ein MMORPG. Allerdings basierte dieses nicht auf einem bekannten Franchise, ließ sich aber doch von Superhelden-Comics wie "Superman", "Batman" oder "Spider-Man" inspirieren. Ihr seid allerdings euer eigener Superheld und müsst in der fiktiven Stadt Paragon City für Recht und Ordnung sorgen. Das geht oft allerdings nur im Teamwork mit anderen Superhelden. Spielbar war "City of Heroes" von Frühling 2004 bis Winter 2012. Andere MMORPGs sind zwar prinzipiell heute noch spielbar, haben sich aber inzwischen so sehr gewandelt, dass man beinahe von einem anderen Spiel sprechen könnte, oder es wurde einzelne Teilbereiche abgeschaltet. Früher - also ganz früher, das heißt, vor fast 20 Jahren - habe ich beispielsweise ganz gern das koreanische MMORPG "Ragnarok Online" gespielt, zu dem es damals sogar eine Anime-Serie gab. Als ich aber vor wenigen Jahren nochmal reinschauen wollte, musste ich feststellen, dass die europäische Version bereits im Herbst 2010 abgeschaltet wurde. Zwar lässt sich das Spiel nach wie vor spielen, allerdings nun nicht mehr auf einem speziellen europäischen Server, sondern auf einem allgemeinen internationalen Server für alle Ländern, die keine eigene Version haben. Die Phase, während der man seinen Account übertragen konnte, habe ich natürlich auch verschlafen, und so verlor ich die Lust auf das Spiel. Das erste MMORPG für Spielkonsolen (und nicht nur für den PC) war schließlich "Phantasy Star Online", entwickelt von Sega. Das Spiel erschien zuerst Ende 2000 für die Dreamcast, die damals als die erste online-fähige Spielkonsole beworben wurde. Später gab es auch Umsetzungen für die Xbox und den GameCube. Ende 2010 wurde "Phantasy Star Online" zwar abgeschaltet, nur wenige Monate später ging allerdings der Nachfolger "Phantasy Star Online 2" an den Start. Dieser läuft noch heute - es gibt inzwischen sogar eine Switch-Version, diese allerdings nur in Japan. Eine ganz kurze Erwähnung sind auch die Spiele wert, die zwar prinzipiell noch existieren und lokal als Singleplayer nach wie vor gespielt werden können, denen aber aufgrund von abgeschalteten Servern ein Großteil ihres Content weggenommen wurde, meist ein Online-Multiplayer-Modus. Das betrifft etwa alle Spiele für Wii und Nintendo DS, da Nintendo die Server für diese Konsolen im Mai 2014 abgeschaltet hat. So könnt ihr etwa in "Mario Mart DS", "Mario Kart Wii" oder "Super Smash Bros. Brawl" nach wie vor lokal zocken, allein oder mit Freunden, aber eben nicht mehr über das Internet. Auch die Traumwelt in "Pokémon Schwarz & Weiß" ist nicht mehr zugänglich: Dabei handelte es sich um ein spezielles Gebiet, das sich nicht in Einall und somit auf der DS-Karte befand, sondern extern im Internet. Ihr konntet ein Pokemon schlafen legen und es so in die Traumwelt hochladen. Habt ihr euch dann auf einer speziellen Traumwelt-Webseite eingeloggt, konntet ihr euer Pokémon dort wieder treffen, mit ihm auf Erkundungstour gehen und auch neue Pokémon fangen, die ihr später mit auf euer eigentliches Spiel nehmen durftet. Doch auch die Traumwelt ist heute nicht mehr verfügbar - Pokémon-Trainer in Einall können also nach wie vor Pokémon-Meister werden, jedoch nicht mehr das Drumherum erleben. Auch der erste "Super Mario Maker" für die Wii U wird in den nächsten Tagen kastriert: Ab dem 31. März - das ist genau der Tag, an dem auch "Super Mario Bros. 35" verschwindet - schaltet Nintendo im "Super Mario Maker" die Möglichkeit ab, neue Level hochzuladen. Nach wie vor können allerdings die bereits vorhandenen Level heruntergeladen und gespielt werden. Und natürlich lassen sich auch neue Level bauen, nur eben nicht mehr hochladen, diese können dann nur noch lokal gespielt werden. Aber was soll's, es gibt ja inzwischen eh den viel besseren Nachfolger "Super Mario Maker 2" für die Switch. Und "last but not least" ist "Polybius" eine Randnotiz wert. Eigentlich wollte ich keine Arcade-Automaten in dieses Special aufnehmen - zum einen wäre dann einfach die Masse zu groß geworden, und zum anderen: Selbst, wenn die Automaten längst aus allen Spielhallen entfernt wurden und die Spiele dabei nie auf aktuellere Konsolen geportet wurden, so könsnen doch trotzdem einige Automaten überlebt haben, und die wären theoretisch bis heute spielbar. Aber "Polybius" erwähne ich trotzdem, weil es ein irrer Mythos ist! Wenn man der Urban Legend glauben mag, dann wurde das Spiel, welches angeblich von einer Firma namens Sinneslöschen entwickelt wurde, im Jahr 1981 ausschließlich in Portland (Oregon) aufgestellt. Spielerisch stand wohl ein Flug durch einen Tunnel mit irren Licht-Effekten im Mittelpunkt. Obwohl das Spiel angeblich Epilesie, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Panik oder Depressionen ausgelöst haben soll, war es auch Sucht-erregend: Vor dem "Polybius"-Automaten bildeten sich jeden Tag lange Schlangen. Bis der Automat irgendwann von Männern in schwarzen Anzügen wieder abgeholt wurde und seither nicht mehr gesehen wurde. Ob es "Polybius" jemals tatsächlich gab, weiß man heute nicht. Gerade das macht aber den Mythos aus, und so fand das Spiel auch seinen Weg in die moderne Pop-Kultur. So steht etwa in einer Simpsons-Episode im Hintergrund ein "Polybius"-Automat herum, wird jedoch in der Springfielder Spielhalle gar nicht beachtet. Außerdem gibt es inzwischen eine Webseite von Sinneslöschen, auf der sich eine PC-Version von "Polybius" downloaden lässt. Ob dahinter aber die tatsächliche Firma Sinneslöschen von damals steckt und somit alles real ist, oder ob sich da nur jemand einen Gag erlaubt, das kann ich euch nicht mit Gewissheit sagen.