NIANTIC WAYFARER Ich gehöre zu den glücklichen Auserwählten, die "Niantic Wayfarer" bereits testen dürfen - ein neues Tool von Niantic, mit dem nun auch "Pokémon Go"-Spieler die neuen PokéStop-Vorschläge prüfen und bewerten können. Deshalb gebe ich euch heute einen Einblick aus erster Hand. Kurz zur Vorgeschichte: Die kalifornische Entwicklerschmiede Niantic gab ihren Einstand im Jahr 2012 mit "Field Trip". Das war noch kein Spiel sondern eher eine Art Atlas, der sehenswerte Orte auf der ganzen Welt vorstellen sollte, große Touristenziele genauso wie kleine Geheimtipps. Knapp ein Jahr später folgte "Ingress", das erste Augmented-Reality-Spiel: Hier gilt es, sich durch die reale Welt zu bewegen und Portale zu hacken. Diese befinden sich an sehenswerten Orten, sprich: An den Punkten, die vorher bereits in "Field Trip" eingetragen waren. Im Lauf der Zeit gab Niantic fortgeschrittenen "Ingress"-Spielern die Möglichkeit, weitere Portale einzureichen, wobei diese anfangs noch von Niantic selbst geprüft und bestätigt wurden. Weil aber die Masse an Einreichungen irgendwann so groß wurde, gab Niantic die Prüfung in die Hand der Spieler. So entstand damals das Tool "Operation Portal Recon". Zugang erhielten "Ingress"-Spieler ab Level 12. 2016 folgte bekanntlich "Pokémon Go", und im Sommer 2019 schließlich "Harry Potter: Wizards Unite". Beide sind ebenfalls Augmented-Reality-Spiele und ziehen ihre Daten aus "Ingress". Sprich: Was in "Ingress" bereits ein Portal war, wurde meist auch in "Pokémon Go" zu einem PokéStop bzw. einer Arena. Wer's nicht weiß: Ein PokéStop ist ein Ort, an dem man Items wie Pokébälle, Tränke, Beleber und Beeren erhält. Zwar lassen sich diese auch im Shop nachkaufen, am PokéStop sind sie aber kostenlos, so dass im Vorteil ist, wer mehr PokéStops in der Umgebung hat. Zudem dienen PokéStops auch als Bezugspunkte für den Tracker, denn Pokémon, die nicht direkt neben einem PokéStop sitzen, kann der Tracker nicht oder bestenfalls sehr, sehr ungenau anzeigen. Direkte PokéStops-Einreichungen aus "Pokémon Go" heraus waren lange nicht möglich, jedoch entdeckten einige "Pokémon Go"-Spieler schnell die Möglichkeit für sich, einen "Ingress"-Account weit genug aufzuleveln, um so an ihre Wunsch-PokéStops heranzukommen. Erst im Frühsommer 2019 öffnete Niantic die Möglichkeit des Einreichens auch für "Pokémon Go"-Spieler. Für das Bewerten waren allerdings weiterhin die "Ingress"-Spieler mit "Operation Portal Recon" zuständig. Aufgrund der Masse an neuen Vorschlägen - und dabei ist das Einreichen von PokéStops bis heute nicht weltweit freigeschaltet - stießen die "Ingress-Spieler" sehr schnell an ihre Grenzen und kamen nicht mehr hinterher. Die Folge: Ein großer Rückstau - noch heute sind viele PokéStops offen, die berets im Juni und Juli eingereicht wurden! Ja, und genau an diesem Punkt setzt jetzt "Niantic Wayfarer" an. "Niantic Wayfarer" ersetzt "Operation Portal Recon" und ist im Kern genau das gleiche, soll aber auch für "Pokémon Go"-Spieler offen sein. Bislang befindet sich das Tool allerdings für "Pokémon Go"-Spieler noch im Beta-Status, so dass nur ausgewählte Spieler in teilnehmenden Ländern herein dürfen. Die teilnehmenden Ländern, das sind bislang lediglich zwei, nämlich Kanada und: Deutschland! Und um als Spieler die Chance zu haben, ausgewählt zu werden, müsst ihr Level 40 erreicht haben. Die frohe Botschaft erhaltet ihr per E-Mail. Bevor ihr dann allerdings wirklich eintreten dürft, müsst ihr noch einen kurzen Test bestehen, indem ihr für 10 zufällig ausgewählte Punkte entscheiden müsst, ob sie gute PokéStops wären oder nicht - und auch, warum? Wie viele Richtige notwendig sind, ob ihr also 100 % braucht oder ob auch 70 oder 80 % reichen, das weiß ich nicht. Ich habe den Test zwar bestanden, aber mir wurde am Ende nicht mitgeteilt, welche Antworten richtig oder falsch waren. Habt ihr euch endlich erfolgreich eingeloggt, dann seht ihr auf der Startseite eine Auswahl von neuen PokéStops, offenbar eine Art Inspiration. Im Menü liegt das Haupt-Augenmerk auf dem Punkt "Bewertung", denn hier könnt ihr die offenen PokéStop-Vorschläge bewerten. Dabei könt ihr wohlbemerkt nicht selbst einen beliebigen Vorschlag aus dem Pool picken, sondern bekommt einen zufälligen zugeteilt. Dieser wird sich zwar schon im weiteren Umkreis eures Standortes befinden, also wahrscheinlich irgendwo in Deutschland, eventuell sogar in eurem Bundesland, aber eben doch einige zig Kilometer entfernt. So soll vermutlich sichergestellt werden, dass die Spieler sich nicht ihre eigene Spielumgebung daher lügen. Dennoch sprecht ihr aber die Sprache des Einreichers und könnt seine Anmerkungen lesen und verstehen. Bewertet werden müssen die PokéStops in fünf Kategorien - neben der allgemeinen Frage "Sollte dies ein Wayspot sein?" sollen etwa auch Titel und Beschreibung bewertet werden, die kulturelle bzw. historische Bedeutung oder auch, ob der PokéStop-Kandidat sicher zu Fuß erreichbar ist. Und "last but not least" soll geprüft werden, ob der Standort korrekt angegeben wurde. All das soll mit 1 bis 5 Sternen beurteilt werden - je mehr Sterne, desto mehr stimmt ihr zu. Und wenn die Mehrheit der Prüfer generell zustimmt, ja, dann wird der Vorschlag ein paar Tage später zu einem neuen PokéStop - und gleichzeitig auch zu einem Portal in "Ingress" sowie einem Gasthaus in "Harry Potter: Wizards Unite". Was habt ihr aber selbst davon, die Vorschläge zu bewerten? Immerhin tut ihr ja quasi die Arbeit, die eigentlich Niantic-Mitarbeitern gehören würde. Wenn ihr nicht selbst auch PokéStops einreicht, dann ist euer Lohn tatsächlich nur das gute Gefühl, der Community etwas Gutes zu tun. Wer aber auch selbst PokéStops vorschlägt, der kann davon profitieren, fleißig zu bewerten. Wenn ihr - grob gesagt - einen PokéStop durchwinkt, der dann auch tatsächlich von der Masse bestätigt wird und sich in einen wirklichen PokéStop verwandelt bzw. auch umgekehrt, wenn ihr einen PokéStop ablehnt, aus dem am Ende wirklich nichts wird, dann erhaltet ihr eine so genannte Übereinstimmung. Und für 100 Übereinstimmungen bekommt ihr ein Upgrade, mit dem ihr einen eurer eigenen Vorschläge priorisieren könnte. Ohne Upgrade kann es teilweise sehr lange dauern, bis eure Vorschläge überhaupt erst angeschaut werden. Wie lange, das hängt in Grunde davon ab, wie viele PokéStops es im Umkreis bereits gibt. Mitten im ländlichen Idyll kann es sehr schnell gehen. In der Nähe einer Großstadt, die PokéStop-mäßig bereits sehr gut aufgestellt ist, sind dagegen Wartezeiten von mehreren Monaten normal, bis der Vorschlag mal den Bewertern vorgelegt wird. Besonderes Pech habt ihr also, wenn ihr in einem Stadtteil oder Vorort lebt, wo sich zwar Vulpix und Haspiror "gute Nacht" sagen, aber aufgrund der nahen Großstadt dürft ihr trotzdem eine gefühlte Ewigkeit darauf warten, dass eure Vorschläge besehen werden - und genau dafür sind die Upgrades gut. Allerdings sagen die Upgrades nichts darüber aus, dass der PokéStop sicher durchgeht, das entscheiden nach wie vor die Bewerter. Sie tun es eben nur schneller. Wie es um eure eigenen PokéStop-Vorschläge aktuell steht, das könnt ihr in "Niantic Wayfarer" übrigens auch selbst sehen, und zwar unter dem Menüpunkt "Vorschläge". An welcher Position in der Warteschlange eure Vorschläge stehen, könnt ihr zwar nicht ablesen, zumindest aber, ob sie überhaupt noch warten oder bereits bewertet werden. So lange die Vorschläge noch warten, könnt ihr sie sogar noch bearbeiten oder sogar ganz zurückziehen - aus welchen Gründen man das auch immer tun will. Jetzt, nachdem "Niantic Wayfarer" an der Start gegangen ist, könnte sich die Bearbeitungsgeschwindigkeit auch hoffentlich allgemein wieder erhöhen, sofern das Tool fleißig genutzt wird. Jetzt ist "Niantic Wayfarer" gerade neu und interessant, aber wie es in einigen Wochen aussieht, bleibt abzuwarten. Andererseits werden im Lauf der Zeit sicher auch weitere Länder freigeschaltet, so dass Deutschland und Kanada nicht mehr die ganze Arbeit allein machen müssen. Blicken wir also zuversichtlich in die Zukunft und freuen uns auf viele gute neue PokéStops - und fairerweise auch auf "Ingress"-Portale und "Harry Potter"-Gasthäuser.