NI NO KUNI Endlich kommen auch westliche Nintendo-Fans in den Genuss von "Ni no Kuni"! Der Rollenspiel-Klassiker aus dem Hause Level-5 erschien erstmals im Dezember 2010 für den Nintendo DS, bleib damals allerdings Japan-exklusiv. Eine erweiterte Umsetzung für die PlayStation 3 erschien im November 2011, diese schaffte es im Januar 2013 auch in die westliche Welt, doch die Nintendo-Spieler guckten in die Röhre - bis jetzt! Denn nun wurde das Meisterwerk noch einmal neu veröffentlicht, so dass wir uns seit 20. September 2019 über eine Switch-Version freuen dürfen. Endlich steht die "andere Welt", wie die Spielwelt von "Ni no Kuni" genannt wird, also auch europäischen Nintendo-Fans offen. Ihr übernehmt im Spiel die Rolle des 13-jährigen Oliver, der in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Motorville lebt. Nachdem Oliver in einem Seifenkisten-Auto, das er zusammen mit einem Freund gebastelt hat, einen Unfall baut, stirbt seine Mutter vor Aufregung an einem Herzinfarkt. Oliver ist daraufhin am Boden zerstört, doch durch seine Tränen erwacht plötzlich ein Kuscheltier zum Leben, das ihm seine Mutter einst geschenkt hat. Das kleine Wesen stellt sich als Tröpfchen vor, hat an der Nase eine kleine Laterne hängen und gilt wohl offiziell als Fee, wenngleich er absolut nicht wie eine typische Fee aussieht. Tröpfchen eröffnet Oliver, dass er aus der "anderen Welt" stammt, und dass dort Königin Alice verschwunden ist. Jeder Bewohner der realen Welt hat einen Seelenpartner in der "anderen Welt", und die Seelenpartnerin von Olivers Mutter ist niemand geringeres als Königin Alice höchstpersönlich. Wenn Oliver also mit in die "andere Welt" kommt und Tröpfchen hilft, Königin Alice zu finden, dann bestehen sehr gute Chancen, dass dadurch aus Olivers Mutter zurück ins Leben geholt wird. Sowohl Tröpfchen als auch ein merkwürdiges Geistermädchen weihen Oliver daraufhin schnell in die Kunst der Zauberei ein, so dass es dem Jungen schließlich gelingt, ein Portal in die "andere Welt" zu erschaffen. Und so beginnt sein und euer Abenteuer. Spielerisch erwartet euch mit "Ni no Kuni" ein solides Rollenspiel. Ihr streift durch die "andere Welt", bekämpft kleine und größere Monster und levelt dadurch nicht nur euch selbst, sondern auch die Begleiter, die sich euch im Lauf der Story anschließen. Oft scheint das nächste Ziel zum Greifen nahe, wird dann jedoch durch einen unvorhergesehenen Plot Twist wieder in weite Ferne katapultiert. Ein Beispiel dazu aus der Anfangsphase des Spiels: Ihr müsst nach Katzbuckel gehen, um vom Katzenkönig einen Zauberstab zu erhaltet. Die Stadt liegt nur wenige Schritte entfernt, wunderbar! Doch der Torwächter kann euch nicht hereinlassen, da er aufgrund eines gebrochenen Herzens zu gar nichts in der Lage ist. Jetzt muss Oliver erst einmal den Finsteren Wald aufsuchen, um dort von Gevatter Eiche zu lernen, wie man Stimmungen übertragen kann. Denn das Übertragen von Stimmungen ist eine wichtige Spielmechanik in "Ni no Kuni". Es kommt öfter vor, dass euch ein Charakter am Weiterkommen hindert, weil er einfach die falsche Stimmung hat. Findet ihr dann einen anderen Charakters, der die richtige Stimmung hat, dann könnt ihr euch einen Teil seines Herzens ausleihen und es dem anderen Charakter wiederum schenken. Nach so einem Stimmungswandel sieht die Welt dann meist schon wieder ganz anders aus! All die Zaubersprüche, die Oliver im Lauf der Zeit erlernt - sei es das Erschaffen von Portalen, das Ausleihen und Schenken von Herzen oder auch ein gewaltiger Feuer-Angriff - werden durch bestimmte Symbole ausgelöst. In der ursprünglichen DS-Fassung mussten diese Symbole tatsächlich auf den Touchscreen gemalt werden. In der Switch-Version genügt es nun, ein Menü aufzurufen und den passenden Zauber anzuklicken. Das ist ein bisschen schade, zumal ja die Switch ebenfalls über einen Touchscreen verfügt. Aber das mindert den Spielspaß nur minimal, im Gegenteil: Wenn ich ehrlich sein soll, dann hätte ich mich sonst wahrscheinlich schnell über das unnötige Touchscreen-Gerubbel aufgeregt, ich kenne mich doch! Was hingegen schmerzlich fehlt, ist ein Zubehör, das bei der japanischen DS-Version noch mit in der Packung lag: Der so genannte "Magische Begleiter" ist Olivers Zauberbuch, es enthält nicht nur sämtlich Zaubersprüche, sondern auch Informationen über die verschiedenen Orte und Monster, und sogar ein paar nette Kurzgeschichten, die man abseits des Abenteuers einfach mal in Ruhe lesen kann. Dieses Buch lag damals in Japan tatsächlich in gedruckter Form dem Spiel bei. Jetzt auf der Switch findet ihr den Schmöker im Menü und müsst ihn eben am Bildschirm lesen. Das ist sehr schade, denn ich bin in Punkto Bücher nach wie vor sehr nostalgisch eingestellt und lese bedeutend lieber auf Papier. Zumindest eine optionale teurere Limited Edition mit gedrucktem Buch hätte doch auch für die Switch-Version drin sein können, oder nicht? Spielerisch machen Rollenspiel-Freunde mit "Ni no Kuni" absolut nichts falsch. Doch auch die optische und akustische Präsentation des Spiels weiß mehr als nur zu gefallen. Die Anime-Zwischensequenzen für "Ni no Kuni" wurden von niemand anderem als dem Studio Ghibli produziert, jenem hochgelobten Studio, das solche Klassiker wie "Mein Nachbar Totoro", "Prinzessin Mononoke" oder "Chihiros Reise ins Zauberland" hervorbrachte. Und der gesamte Soundtrack des Spiels stammt von Joe Hisaishi, jenem Komponisten, der sich auch für die Hintergrundmusik der meisten große Ghibli-Filme verantwortlich zeichnet. Es ist wahrlich ein Genuss, durch die "andere Welt" zu streifen, den Melodien von Joe Hisaishi zu lauschen und über den liebenswerten Ghibli-Zeichenstil zu schmunzeln. Und dann springt euch wieder ein Monster ins Gesicht und ihr werdet aus der Träumerei herausgerissen! Das erste "Ni no Kuni", das jetzt für die Switch neu herausgekommen ist, trägt den Untertitel "Der Fluch der Weißen Königin". Im Frühling 2018 kam bereits die Fortsetzung "Ni no Kuni II: Schicksal eines Königreichs" heraus, und zwar für PlayStation 4 und Steam. Oliver spielt darin allerdings keine Rolle mehr, stattdessen folgt die Handlung dem Katzenprinzen Evan, dem Sohn des alten Katzenkönigs aus dem ersten Teil. Eine Switch-Version dieses zweiten Teils steht bislang allerdings noch in den Sternen. Auch gibt es inzwischen bereits einen Anime-Kinofilm zu "Ni no Kuni". Dieser ist in Japan vor einem Monat am 23. August 2019 angelaufen und führt mit dem Oberschüler Yu schon wieder einen neuen Hauptcharakter ein. Möglicherweise soll "Ni no Kuni" so eine Reihe werden, wo das Land selbst den roten Faden bildet, die Protagonisten aber ständig wechseln - so ähnlich läuft das ja auch bei den "Zamonien"-Romanen, die ich sehr gern lese: Alle Bücher spielen auf dem fiktive Kontinent Zamonien, doch kaum zwei Bücher haben die gleiche Hauptfigur, wenngleich so mancher Nebencharakter in verschiedenen Büchern auftritt. Einen westlichen Release-Termin hat der "Ni no Kuni"-Film bislang noch nicht, doch die Chancen stehen nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass es auch die anderen Animes, die auf Spielen von Level-5 basieren, nach Deutschland geschafft haben: "Professor Layton und die ewige Diva", "Inazuma Eleven", "Yo-kai Watch" und ab diesem Herbst dann auch die neue Serie "Detektei Layton", basiert auf dem letzten Rätselspiel "Layton's Mystery Journey" von 2017. Im Gegensatz zu den Zwischensequenzen im Spiel, wurde der "Ni no Kuni"-Kinofilm allerdings nicht vom Studio Ghibli produziert. Dafür allerdings vom Studio OLM, was ebenfalls für Qualität steht, gerade im Hinblick auf Videogame-Verfilmungen: Von OLM stammten auch schon "Professor Layton und die ewige Diva" sowie die "Pokémon"-Kinofilme.