SCHLAFEN IN VIDEOGAMES Irgendwie ist mir neulich das Thema "Schlafen in Videogames" in den Sinn gekommen, das war sogar im Wachzustand. Die Idee gefiel mir auch prinzipiell ganz gut, aber als ich zu recherchieren anfangen wollte, folgte die große Ernüchterung: Ich hab zwar unzähliche Studien gefunden, wie sich Gaming auf den Schlaf auswirkt, aber nichts darüber, welche Rolle der Schlaf selbst in verschiedenen Games spielt. Deshalb muss ich mich hier vollends auf mein Gedächtnis verlassen, und wenn irgendwas Wichtiges fehlt, dann tut's mir leid, aber dann dürft ihr mich gern im Chat verbessern. Beginnen wir also erstmal da, wo ich mich aus dem Gedächtnis noch am besten auskenne: Bei Pokémon! Es gibt im Kampf den Zustand "schlafend", und ein schlafendes Pokémon kann in der Regel nicht angreifen, weil es eben schläft. Mit speziellen Attacken können manche Pokémon gezielt versuchen, ihren Gegner in Schlaf zu versetzen - das bekannteste Beispiel dafür ist Pummeluff mit seinem Gesang. Manche Pokémon, etwa Relaxo, können sich aber mit der Attacke Erholung auch selbst in Schlaf versetzen, um so KP zu regenerieren. Und manche Pokémon beherrschen sogar Attacken wie Schnarcher oder Schlafrede, die auch bzw. nur aus dem Schlaf heraus eingesetzt werden können - besonders effektiv in Kombination mit Erholung! Falls ihr hingegen keine Schlaf-Attacken zur Verfügung habt und euch im schlimmsten Fall nicht einmal selbst in Schlaf versetzt habt, dann sollte es euer oberstes Ziel sein, so schnell wie möglich wieder aufzuwachen. Dazu gibt es das Item Aufwecker, aber auch die Maronbeere, die ihr einem Pokémon zum Tragen geben könnt, und die es sofort aufweckt, sollte es mal einschlafen. Und in "Pokémon Colosseum" auf dem Gamecube besteht sogar die eigentlich so naheliegende Möglichkeit, euer Pokémon durch einen lauten Ruf zu wecken. Ein ganz witziges Minispiel ist übrigens der "Kampf der Schnarcher" aus "Pokémon Stadium", wobei ihr versuchen müsst, euch als Traumato gegenseitig zu hypnotisieren und so in Schlaf zu versetzen. Und immer noch in Entwicklung ist die App "Pokémon Sleep". Sie wurde bereits vor gut einem Jahr erstmals angekündigt und soll nach wie vor irgendwann 2020 erscheinen. Was genau das für eine App werden soll, kann sich noch keiner so wirklich vorstellen, aber es soll wohl tatsächlich darauf hinauslaufen, im Schlaf Pokémon zu spielen. Wie genau das aber funktionieren soll, bleibt abzuwarten. Auch Klempner brauchen ihren Schlaf! Wenn ihr in "Super Mario 64" lange genug den Controller in Ruhe lasst, dann legt Mario sich kurzerhand auf den Boden, ratzt auch schnell weg, und murmelt im Schlaf von seinen liebsten Pasta-Gerichten. Ein allzu tiefer Schlaf kann es allerdings nicht sein, denn sobald ihr wieder eine Taste drückt, springt Mario auf und ist fit wie eh und je. Mario ist allerdings nicht der einzige, der in "Super Mario 64" einschläft, auch die Piranha-Pflanzen haben in dem Spiel ein erhöhtes Ruhebedürfnis. An eine schlafende Piranha-Pflanze könnt ihr euch vorsichtig anschleichen und sie dann mit einem gezielten Faustschlag ausschalten. Seid ihr dagegen zu hektisch, so dass die Pflanze vorzeitig aufwacht, dann wird es schwierig, noch an sie heran oder auch nur an ihr vorbei zu kommen. Auch der Müde Zed in "Super Mario Land 2" schläft, aber dem kann man es auch nicht verdenken denn er ist immerhin eine Eule. Der Müde Zed ist auch kein Gegner, sondern eine Art Plattform: Springt Mario dem schlafenden Flattermann auf den Kopf, dann wacht er auf und fliegt mit dem Klempner zur nächsten Plattform. Die Idee, mit einer Eule zu fliegen, wurde auch in "Super Mario 64" recyclet: Klettert ihr am Anfang des Levels "Wummps Wuchtwall" auf den Baum, weckt ihr dadurch Frederik die Eule auf, die zunächst ein bisschen mit euch schimpft, euch dann aber anbietet, euch zu einem Stern in einem erhöhten Käfig zu fliegen. Nur an der richtigen Stelle abzuspringen und nicht daneben zu fallen, das liegt wieder in eurer eigenen Verantwortung. Ebenfalls ein Jump'n'Run, aber nicht ansatzweise so bekannt wie Mario ist "Crystal Caves". Das Spiel wurde von Apogee SOftware entwickelt und erschien 1991 für den PC. Eure Spielfigur Mylo hat die Aufgabe, in jedem Level alle Diamanten einzusammeln, und gegen die zahlreichen Gegner in den Leveln hilft ihm eine Pistole, jedoch mit einer stark begrenzten Anzahl an Schüssen. Einer der Gegner schimpft sich Ball und sieht auch genauso aus: Ein kugelrundes blaues Etwas! Ball rollt auf euch zu und bewirft euch dabei mit kleineres blauen Kügelchen. Von Zeit zu Zeit schläft Ball allerdings für einige Sekunden, und nur in diesem Zustand könnt ihr ihn mit drei gezielten Schüssen aus dem Weg räumen - im Wachzustand ist er immun gegen eure Kugeln. Einen verschlafenen Charakter gibt es auch in der Zelda-Reihe, nämlich Talon: Er ist der Besitzer der Lon Lon Farm, die er zusammen mit seiner Tochter Malon und seinem zwielichtigen Knecht Basil leitet - letzterem stinkt es, dass Talon so faul ist, während er ackern muss, weswegen er den Wunsch hegt, selbst die Lon Lon Farm zu übernehmen. Ihr selbst trefft Talon zum ersten Mal früh in "Ocarina of Time" am Schloss von Hyrule, wohin er Milch liefern sollte, dabei aber eingeschlafen ist und euch blöderweise durch seine bloße Anwesenheit den Weg versperrt. Ihr müsst nun einen Hahn organisieren, mit dessen Hilfe ihr Talon aufwecken könnt - dann mach er sich auf dem Staub, und ihr könnt im Spiel weiter vorankommen! Talons gelegentliche Nickerchen sind allerdings nichts im Vergleich zum Jahrtausendschlaf des Windfischs in "Link's Awakening", welches erstmals 1993 für den Gameboy erschien und 2019 für die Switch neu aufgelegt wurde. Ihr findet euch in dem Spiel auf der Insel Cocolint wieder und erfahrt vom Windfisch, einem riesigen fliegenden Wal, der seit 1000 Jahren in dem auf der Bergspitze schläft und sich im Lauf der Zeit allerhand Firlefanz zusammengeträumt hat, angefangen bei der Insel selbst. Ihr müsst nun die Alpträume in den verschiedenen Dungeons besiegen, um dadurch jeweils ein Musikinstrument zu erhalten. Nur mit allen acht sogenannten "Instrumenten der Sirenen" könnt ihr letzten Endes die "Ballade des Windfischs" spielen und dadurch das Ungetüm aufwecken. So endet sein Traum, was zwar bedeutet, dass die ganze Insel verschwindet, doch anders wärt ihr selbst nicht mehr von dort weg gekommen. Mit Träumen und Alpträumen hat auch der Sega-Klassiker "NiGHTS into Dreams" zu tun, der erstmals 1996 für den Sega Saturn erschien. Kurz zusammengefasst übernehmt ihr dabei die Rolle des Traumkobolds NiGHTS, der mit Hilfe von zwei träumenden Kindern versucht, den Alptraum-Herrscher Wizeman daran zu hindern, die gesamte Traumwelt und - wenn es nach ihm geht - auch noch die reale Welt zu übernehmen. Spielerisch ist das Ganze ein 3D-Platformer inklusive einigen gewagten Flugpartien. Und im Jahr 2007 gab es mit "NiGHTS - Journey of Dreams" einen Nachfolger für die Wii. Und geschlafen habt ihr zu guter Letzt auch vor Beginn von "Poral 2". Sobald ihr das Spiel nämlich startet, weckt euch eine Lautsprecher-Stimme mit dem Satz: "Guten Morgen, Ihr Hyperschlaf dauerte 50 Tage." Ihr steht dann kurz auf, absolviert ein paar Fitness-Übungen und geht direkt wieder ins Bett, um nun wohl etwas länger zu schlafen. Wie lange genau, das bleibt offen, aber dem Ansager gehen schon die Zahlen aus, als er beim nächsten Weckruf sagt: "Guten Morgen, Ihr Hyperschlaf dauert neun neun neun neun neun ..." Auch euer Zimmer sieht aus, als ob dort Jahrzehnte vergangen wären, und für euch steht allerspätestens jetzt fest, dass ihr die Forschungseinrichtung so schnell wie möglich verlassen wollt. Wie gut, dass auch prompt der kleine Bot Wheatley auftaucht, um euch zu helfen, womit das Abenteuer "Portal 2" seinen Anfang nimmt. Schlafen werdet ihr darin von nun an allerdings nicht mehr! Jedoch seid ihr bei Weitem nicht das einzige Testsubjekt bei Aperture Science, wie der Coop-Modus am Ende verrät: Tief unter dem Enrichment Center befinden sich noch hunderte, wenn nicht tausende kleine Schlafkapseln, und in jeder einzelnen von ihnen schläft ein potentielles Testsubjekt seinen Hyperschlaf - bis er dann irgendwann aufgeweckt wird, um irgendeinen abstrusen Test zu absolvieren.