POP-SONGS ZU VIDEOGAMES Manche von euch sind ja aktuell ziemlich genervt von "Celestial", dem Ending der aktuellen Pokémon-Editionen "Karmesin & Purpur", welches von niemand geringem als dem britischen Sänger Ed Sheeran stammt. Man kann Ed Sheeran mögen oder nicht, aber Tatsache ist, dass das Lied auch außerhalb des Pokémon-Fankreises erfolgreich wurde: In den deutschen Single-Charts schaffte es "Celestial" immerhin auf Platz 46, im heimischen England sogar auf Platz 6 und erhielt dafür Gold. Das Lied ist auf der "Bravo Hits" Vol. 120 zu finde, welche passend zum enthaltenen Videogame-Song sogar optisch ein bisschen im "Super Mario"-Stil gestaltet ist, was aber auch daran liegen kann, dass etwa zeitgleich der "Super Mario Bros. Film" im Kino anlief. Außerdem habe ich "Celestial" schon einmal im Supermarkt und einmal beim Friseur aus dem normalen Radio mitgekriegt. Viele, die dass Lied hören, weil's einfach ein aktuell erfolgreicher Pop-Song ist, wissen aber vermutlich gar nicht, dass es sich in Wahrheit um ein Pokémon-Ending handelt. "Celestial" ist nun aber nicht die erste Gelegenheit, bei der sich Videogame-Songs in den normalen Charts platzieren konnten. Auch die Soundtracks zum Pokémon-Anime schafften es Anfang der 2000er Jahre in die Charts - das Album zur ersten Staffel erreicht in Österreich sogar Platz 3, in Deutschland dagegen nur Platz 27, was aber trotzdem gut ist. Wenn wir allerdings ganz am Anfang anfangen wollen, dann müssen wir zurückreisen bis in die frühen 80er Jahre ... 1981 veröffentlichte Nintendo den Klassiker "Donkey Kong" zunächst als Arcade-Automat. Darin feierte Mario, damals noch unter dem Namen Jumpman, seinerzeit seinen ersten Auftritt. Das amerikanische Pop-Duo Buckner & Garcia veröffentlichte 1982 ihr Album "Pac-Man Fever", welches eigens geschriebene Pop-Songs über verschiedene Spielhallen-Hits der damaligen Zeit enthielt - angereichert durch originale Sound Effects aus den Spielen. Erfolgreich war das Album allerdings nur in den USA: Dort erreichte die Platte Platz 9 in den Charts, die Single-Auskopplung "Pac-Man Fever" immerhin Platz 24. Ein anderer Song auf dem Album war "Do the Donkey Kong" zu Nintendos klassischem Affentheater, doch dieser wurde gar nicht als Single veröffentlicht. Und wie gesagt, in Europa hat man von alldem ohnehin nicht viel mitbekommen. Anders dagegen die Ambassadors of Funk: Dieses Musikprojekt, hinter dem der britische Musikproduzent Simon Harris steckte, veröffentliche 1992 die Single "Supermarioland" (korrekt geschrieben in einem weg, ohne Leerzeichen) und wenig später das Album "Super Mario Compact Disco". Dieses enthält mit Text versehene Pop-Versionen von Original-Soundtracks der Mario-Klassiker für NES, Game Boy und Super Nintendo. Shigeru Miyamoto persönlcih gab grünes Licht, so dass Single und Album in Europa und Japan erscheinen konnten - nur in den USA gab es keinen Release, weil Nintendo of America einfach nicht auf die Anfrage reagierten. Charts-Platzierungen für das Album sind mir keine bekannt, aber die Single "Supermarioland" erreichte bei uns Platz 35. Von Anfang der 90er Jahre zum Ende des Jahrzehnts: Ein persönliches Suchtspiel kurz vor der Jahrtausendwende war für mich der Aufbau-Strategie-Klassiker "Anno 1602". Das Grundspiel erschien im Frühling 1998, und im Herbst 1998 folgte die Erweiterung "Neue Inseln, neue Abenteuer". Diese wurde durch die deutsche Pop-Band "Die Prinzen" promoted, welche in einer speziellen Mission einige Voice Samples einsprechen und auch in ein paar Video-Sequenzen selbst zu sehen sind. Als begleitenden Song schrieben die Prinzen damals außerdem den Titel "Meine Welt", der später auf ihrem Album "So viel Spaß für wenig Geld" veröffentlicht wurde. Das Album erreichte Platz 9 in den Charts. Ein anderer Promotion-Song, der genauso 1998 herauskam, war "Get Freaky" von der deutsche Eurodance-Gruppe Music Instructor. Das Lied bewirbt das PlayStation-Spiel "Oddworld: Abe's Oddysee", und zu diesem Anlass singt Spielfigur Abe auch gleich selber mit. Ende der 90er Jahre waren außerdem auch die Moorhühner richtig beliebt - weniger bei echten Gamern, sondern eher sogar bei Büroarbeitern für immer mal zwischendurch: Endlich gab es eine Alternative zu "Solitaire" und "Minesweeper"! Den kurzen Hype begleitete der Comedian Wigald Boning mit der Single "Gimme More Huhn", die 2000 auf den Markt kam und Platz 21 in den Charts erreichte. Es erschien auch eine 1-stündige Endlos-Version von dem Song, diese ist allerdings sehr selten - ich selbst konnte sie bislang leider noch nicht auftreiben. Ein genauso großer Hype wie die Moorhühne war in den späten 90er Jahren auch das Tamagotchi, das virtuelle Haustier in einem Ei, aus dem sich später das Digimon-Franchise entwickeln sollte. Begleitend veröffentlichte die Eurodance-Gruppe Sqeezer ihren Song "Tamagotchi", der Platz 55 in den Charts erreichte. Das Lied wurde damals auch von den Schlümpfen unter dem Titel "Weltraumschlümpfe" auf ihrem 6. Album "Irre galaktisch" gecovert, wobei die Tamagotchi-Sound-Effekte auch in der Schlumpf-Version erhalten geblieben sind. Das Schlümpfe-Album schaffte Platz 4 in den Charts und war damit sogar erfolgreicher als der Original. Und dann gibt es da noch die deutsche Punkrock-Band "Die Ärzte": Ihr Song "Männer sind Schweine" erschien 1998, erreicht Platz 1 in Deutschland, Österreich und der Schweiz inklusive Doppel-Platin in Deutschland und ist eine der meistverkauften Singles in Deutschland überhaupt. Der eigentliche Song hat inhaltlich zwar nichts mit Games zu tun, im Musikvideo allerdings sieht man, wie die Band-Mitglieder gegen Lara Croft, die Heldin der "Tomb Raider"-Spiele, kämpfen und am Ende verlieren. Der erste Teil von "Tomb Raider" war zwei Jahre zuvor, 1996, erstmals für PC, PlayStation und Sega Saturn erschienen, und gerade vor wenigen Wochen kam ein Remaster u.a. auch für die Nintendo Switch heraus. Remaster sind quasi ein Blick zurück in frühere Zeiten, und wir reisen zum Schluss noch einmal zurück in die 80er Jahre, in die Zeit der Spielhallen und Arcade-Automaten. Diese Entwicklung griff damals auch der erfolgreiche Kinderlieder-Sänger Rolf Zuckowski auf: 1983 erschien sein Song "Die Traumautomaten", der sich generell dem Thema widmet, vor allem aber die Entwicklung kritisiert, dass die Kinder jetzt lieber allein am Bildschirm spielen, anstatt draußen mit Freunden.