POKÉMON CHAMPIONSHIP Pokémon ist ein Spiel, das für Turniere wie geschaffen ist. Deshalb ist es logisch, dass solche Turniere auch stattfinden: Unzählige Wettkämpfe werden von Fans im Internet organisiert, und es gibt auch offizielle Meisterschaften. Die erste Pokémon Championship fand bereits vor 13 Jahren, also im Jahr 2000 statt. Ich selbst muss zugeben, dass ich damals noch nicht mitgemischt habe, weil ich noch zu neu im Spiel war. Pokémon war damals aber noch ein so grosses Thema, dass selbst RTL II über das Turnier berichtete: In Form einer 6-teiligen Miniserie mit einer Gesamtlaufzeit von 30 Minuten. Möchte man dem Bericht glauben, gab es damals mehrere Vorentscheidungen über ganz Deutschland verteilt, die schliesslich in München beim grossen Deutschland-Finale zusammenliefen. Dort konnte sich der Berliner Edwin Krause durchsetzen und eine Reise zur Weltmeisterschaft in Sydney ergattert, wo er den zweiten Platz belegte. Weltmeister wurde der Engländer Darryn Van Vuuren. Gekämpfte wurde damals logischerweise mit den Pokémon aus Rot & Blau, wobei die Kämpfe allerdings nicht auf dem Gameboy-Bildschirm sondern über Pokémon Stadium ausgetragen wurden. Eine rein deutsche Meisterschaft fand im Jahr 2004 in Form der Pokémon Colosseum Championship statt. Eine grosse Besonderheit war hier, dass die Spieler in Zweier-Teams gegeneinander antraten, es waren also immer 2-VS-2-Kämpfe mit insgesamt vier Pokémon in der Arena, von denen aber jeder Spieler nur ein Pokémon kontrollierte. Die Kunst bestand also darin, sich sinnvoll mit seinem Team-Kameraden abzustimmen - aber das möglichst ohne dem Gegner zu viel zu verraten. Erlaubt waren ausschliesslich Pokémon aus dem Hoenndex, also solche, die in Rubin & Saphir gefangen werden können. Grund: Pokémon Feuerrot & Blattgrün waren in Deutschland noch nicht erschienen, und man wollte Importeuren wohl keinen Vorteil einräumen. Die Vorrunden fanden in fünf Grossstädten statt, die jeweilen Sieger trafen sich noch einmal zum Finale auf der Games Convention in Leipzig. Pokémon Championships, wie man sie heute gewohnt sind, finden seit 2009 jährlich statt. Das heisst in Kurzfassung: Mehrere Vorrunden in ganz Europa, aber nur eins davon in Deutschland. Alle europäischen Champions fliegen dann zum Finale in die USA, wo sie gegen die amerikanischen und asiatischen Meistertrainer um den Titel "Pokémon World Champion" kämpfen. Damit jüngere Kinder nicht chancenlos gegen die erwachsenen Freaks untergehen, gab es zunächst zwei Altersklasser, seit 2011 sind es sogar drei: Junior, Senior und Master. Dabei ist die Benennung etwas kurios, denn "Senior" meint keine Senioren sondern Jugendliche, wohingegen die Erwachsenen als "Master" bezeichnet werden, obwohl doch nur einer von ihnen am Ende Meister werden kann. Aber gut, was ist schon ein Name? Die deutsche Vorrunde 2009 fand in Berlin statt. Auf die Idee, das Turnier etwas zentraler im Ruhrgebiet auszutragen, kam man erst 2010 - und den Unterschied bekamen die Teilnehmer krass zu spüren. 2009 in Berlin standen nur 128 freie Plätze zur Verfügung, die nicht einmal voll wurden: Nur 117 Spieler meldeten sich ein, was zur Folge hatte, dass die ersten 11 Verlierer einfach nochmal zur Anmeldung rennen konnten und eine zweite Chance bekamen. Dabei ereignete sich sogar ein Extremfall: Der Spieler Christoph flog durch Pech schnell raus, meldete sich noch einmal an und wurde im zweiten Anlauf schliesslich Vize-Champion. Im Jahr 2010 beim Turnier in Köln sah es dann ganz anders aus. Obwohl die Anzahl der freien Plätze auf 256 verdoppelte wurde, reichte das nicht einmal annähernd aus. Ich selbst kann davon ein Lied singen: Obwohl ich drei Stunden vor Beginn vor Ort war, reichte die Schlange schon um das halbe Gebäude herum. Schliesslich war ich knapp bei den Letzten, die noch reingelassen wurden. Alle anderen wurden einfach ausgesperrt, obwohl sie teilweise auch deutlich über zwei Stunden angestanden hatten. Einige dieser Spieler organisierten dann aus Protest ein zweites kleines Turnier unter sich, das unabhängig von der offiziellen Championship lief. 2011 fand das Turnier erneut in Köln statt, 2012 in Essen und 2013 schliesslich in Bochum - und 2013 war auch das Jahr der grossen organisatorischen Verbesserungen, zumindest im Hinblick auf die Vorrunden. Statt im KO-System wurde jetzt nämlich im Schweizer System gekämpft. Das heisst, niemand lief Gefahr, nur durch Pech in der ersten Runde unwiederbringlich rauszufliegen. Stattdessen bestritt jeder Spieler insgesamt sieben Kämpfe, wobei die Spieler in jeder Runde entsprechend ihrer Statistik zusammengemischt wurden. Wer also beispielsweise mit zwei Siegen und einer Niederlage in Runde 4 ging, bekam einen Gegner zugeordnet, der eben zwei Siege und eine Niederlage vorweisen konnte. So wurde der Ablauf auf jeden Fall deutlich fairer - und auch, wen man sich am Ende nur im Mittelfeld einordnet konnte, war das doch ein deutlich besseres Gefühl, als in der ersten Runde raus gekickt zu werden. Die Vorrunden haben sich 2013 also sehr zum Positiven verbessert - ganz im Gegensatz zu den Finalrunden, die sich nicht nur hinzogen wie Kaugummi, sondern auch kein bisschen kommentiert wurden, was die Sache für Zuschauer sehr schnell langweilig werden liess. Hier muss auf jeden Fall für mehr Unterhaltung für die Nicht- bzw. Nicht-mehr-Teilnehmer gesorgt werden - aber gut, die Veranstalter haben ja jetzt wieder ein Jahr Zeit, um sich Verbesserungen zu überlegen. Auf jeden Fall war die Championship 2013 nach den KO-Turnieren 2009 bis 2012 ein Schritt in die richtige Richtung. Wir freuen uns schon, auf die Pokémon-Meisterschaft 2014!