LEMMINGS Sie sind klein, haben blaue Mäntelchen an und giftgrüne Struwwelhaare: Die Lemmings! Anfang 1991 wurden die kleinen Kerlchen zum Star eines Spiels, das von Psygnosis entwickelt und auf allen damals wichtigen Konsolen veröffentlicht wurde, so auch auf NES und Super Nintendo: Die NES-Version erschien bei uns im Jahr 1991 (ein genaues Datum ist nicht bekannt), die Super Nintendo Fassung folgte dann 22. Oktober 1992. Der Levelaufbau sieht auf den ersten Blick wie der eines Jump'n'Runs aus, aber das täuscht. Es gibt mehrere Plattformen, ein paar Fallen und unzählige gähnende Abgründe. Ausserdem gibt es einen Start und ein Ziel, und eure Aufgabe ist es, die Lemmings, von denen ihr teilweise eine deutliche zweistellige Anzahl gleichzeitig im Level habt, sicher zum Ziel zu führen. Das Problem dabei ist, dass ihr die Lemmings nicht direkt steuern könnt. Sie laufen stur geradeaus, und wenn sie an ein Hindernis stossen, dann kehren sie um und laufen in die andere Richtung. Wenn sie auf einen Abgrund oder eine Falle stossen, dann segnen sie, ohne mit der Wimper zu zucken, das Zeitliche. Und das sollte nach Möglichkeit nicht zu oft passieren, denn ihr habt feste Vorgaben, wie viele Lemmings das Ziel erreichen müssen, und in den höheren Leveln werden bis zu 99 % gefordert! Aber wie könnt ihr den Lemmings nun sicher zum Ziel führen, wenn ihr sie nicht direkt steuern könnt? Ganz einfach: Ihr könnt verschiedene Jobs an bestimmte Lemmings verteilen! So ist ein Job beispielsweise der Stopper: Ein Lemming, den ihr zum Stopper gemacht habt, bleibt an Ort und Stelle stehen und fungiert nun als unüberwindbares Hindernis, an dem alle anderen Lemmings umkehren. Es kann durchaus sinnvoll sein, einen einzigen Lemming zu opfern, indem man ihn zum Stopper macht, bevor einem gleich 20 Lemmings verloren gehen, weil sie in den dahinter liegenden Abgrund rennen würden. Weitere Jobs sind z.B. der Treppenbauer, der Treppen über Abgründe baut, nur leider wesentlich langsamer, als seine Artgenossen auf den Abgrund zu stürmen. Oder der Tunnelbauer, der selbst feste Felsbrocken mit seinen blossen Händen durchbohrt. Das einzige Problem ist nur, dass ihr jeden Job nur in limitierter Anzahl zur Verfügung habt und teilweise nicht genau wisst, wann ihr welchen Job an welchen Lemming übergeben sollt. Aber genau dieser Knobelfaktor ist es, der den Reiz des Spiels ausmacht. Die ersten Lemmings entstanden in den Büros von DMA Design, die heute Rockstar Games heissen und vor allem wegen "Grand Theft Auto" bekannt sind. Dort zeichnete David Railly im Jahr 1989 die ersten Lemmings, um seinen Kollegen zu beweisen, dass auch mit einer Grösse von nur 8 x 8 Pixeln bereits Spielfiguren dargestellt werden können. Es wurden weitere Lemmings entworfen, und irgendwann kam die Idee auf, dass man daraus doch wirklich ein Spiel machen könnte. Russell Key programmierte die erste Demo-Version und ging damit im September 1989 zu Psygnosis, die das Spiel dann schliesslich auch veröffentlichten. Ursprünglich für den Amiga, aber recht schnell folgten auch Umsetzungen Atari, C64, PC, diverse Sega-Konsolen und eben auch NES und Super Nintendo. Aufgrund des grossen Erfolges kam noch im gleichen Jahr die Fortsetzung heraus: "Oh no! More Lemmings" ist eigentlich genau das gleiche Spiel, nur mit neuen Leveln. Im Jahr 1993 folgte dann "Lemmings 2: The Tribes", das fast 100 neue Jobs einführte. Auch dieses Spiel wurde für das Super Nintendo umgesetzt und erschien bei uns am 12. August 1994. 1995 wagten die Lemmings dann mit "3D Lemmings" den Sprung in die dritte Dimension und 1996 kam "Lemmings Paintball" heraus, aber beide Spiele kamen nicht einmal mehr annähernd an das Original heran. Lemmings gibt es übrigens wirklich: Die Lemminge heissen wissenschaftlich Lemmini, werden bis zu 15 Zentimeter gross und leben in Nordamerika, Nordeuropa und Nordasien. Sie gehören zu den Nagetieren und sind bekannt für ihre Massenwanderungen, bei denen sie sich teilweise wirklich unüberlegt von einer Klippe stürzen. Schon lange bevor das Spiel heraus kam, wurde dieses Verhalten auch schon in diversen Filmen und Comics thematisiert, zum Beispiel in dem Disney-Comic "Der Käse von Kirkebö": Hier haut ein Lemming mit einem Amulett ab, in dem Onkel Dagobert eine wichtige Notiz versteckt hat. Dagobert, Donald und die Neffen verfolgen den Lemming bis nach Norwegen, wo er in einer grossen Lemming-Herde untertaucht, die sich schliesslich ins Meer stürzt. Doch als schon alle Hoffnung dahin ist, taucht das Amulett plötzlich in einem grossen Leib Käse wieder auf, durch das sich der Lemming zuvor hindurch gefressen hatte. Gezeichnet wurde dieser Comic im Jahr 1954 von Carl Barks. Ebenfalls immer wieder für einen Schmunzler gut sind die Lemming-Cartoons von Joscha Sauer. Aber dazu sage ich jetzt mal nichts, schaut sie euch einfach auf www.nichtlustig.de selbst an! Fazit: Nur ein fallender Lemming ist ein guter Lemming ... äh, oder wie war das doch gleich? Na, auch egal, jedenfalls kommt umso mehr Freude auf, je mehr Lemmings sich im Bild befinden! ^^