KULT-POKÉMON Den vergangenen Donnerstag, den 1. Juli, hat die Pokémon Company zum ersten offiziellen Bidiza-Tag erklärt. An diesem Tag stand Bidiza im Mittelpunkt, und die Fans sollten sich von dem Kult anstecken lassen und unter dem Hashtag #BidoofDay alles rund um die kuschelige doofe Biber-Pokémon posten. Ja, es ist nicht zu übersehen, dass sich um Bidiza durchaus ein kleiner Kult entwickelt hat. Tatsächlich sind einige Pokémon kultiger als die meisten anderen: Klar hat prinzipiell jedes Pokémon seine Fans - die einen mehr, die anderen weniger. Manche Pokémon sind aber geradezu dazu prädestiniert, vom Internet angebetet zu werden und in immer neuen Memes verewigt zu werden. Heute schaue ich mir mal ein paar dieser Kult-Pokémon an. Ganz oben auf der Kult-Liste mit dabei ist sicher Karpador, das Fisch-Pokémon aus der ersten Generation. Karpador gehört - wenig überraschend - dem Typ Wasser an und trägt im Pokédex die Nummer 129. Karpadors Kult kommt dadurch zustande, dass es einfach so schwach ist: Der Fisch hat von allen Pokémon die niedrigsten Basis-Werte und kann noch nicht einmal wirklich schwimmen, dafür aber umso ikonischer herum platschern. Apropos platschern: Ein kleiner Kult für sich wurde auch Karpadors Signatur-Attacke Platscher, die schlicht und ergreifend gar nichts bewirkt - zumindest scheint nichts zu passieren! Denn tatsächlich wird im Hintergrund ganz schön viel berechnet, dafür, dass dann am Ende nur der Satz "Nichts geschieht!" auf dem Bildschirm erscheint. Nerds haben bereits gerätselt, ob und welchen geheimen Effekt Platscher vielleicht doch auslösen könnte, doch bislang ohne Ergebnis. Fakt ist jedenfalls, dass Karpador erst auf Level 15 eine andere Attacke außer Platscher erlernt, und auf Level 20 entwickelt es sich dann schließlich zu dem mächtigen Garados. Außerdem wurde Karpador im Jahr 2016 bereits ein eigener Song und mit "Magikarp Jump" auch ein eigenes Minispiel gewidmet. Und gerade erst vor wenigen Tagen erschien mit "Mattete ne! Koiking" ein neuer Kurzfilm um Karpador aus der Youtube-Reihe PokéToons. Fast genauso kultig wie Karpador ist auch Enton. Bei Karpador jedoch ist sein Unvermögen bereits im Spiel klar zu erkennen, während Enton eher durch den Anime zur Kultfigur wurde. In der Folge "Hypnos Nickerchen" fängt Misty versehentlich ein Enton, weil ihr einfach ein Pokéball runter fällt - das Enton pickt den Ball dann mit dem Schnabel an und wird prompt gefangen. Freunde werden Misty und Enton allerdings nicht wirklich, denn Enton kommt immer in den unpassendsten Momenten aus seinem Pokéball heraus und vermiest seiner Trainerin dadurch den Tag. Kultverdächtig ist auch Entons leerer Blick, und es leidet ständig unter Kopfschmerzen. Es dauert eine Weile, bis Misty herausfindet, dass Enton besonders starke Psycho-Attacken einsetzen kann, wenn das Kopfweh stärker wird. Enton hat sich im Anime nie entwickelt: Mistys bislang letzter Auftritt war in einer Episode aus den "Sonne & Mond"-Staffeln, und auch da war Enton noch einmal kurz zu sehen. Wie auch immer: Früher - etwa zu den Zeiten, als die Ugly-Smileys das Internet beherrschten - gab es auch zahlreiche schräge Enton-Emojis. Und bis heute wird der Kult von offizieller Seite aufrecht erhalten: Nicht umsonst spielt ein Enton eine der Hauptrollen im Hollywood-Realfilm "Meisterdetektiv Pikachu". Ob Karpador oder Enton: Generell haben es die Pokémon der ersten Generation leichter, zu Kultfiguren zu werden, als die neueren Exemplare. Das liegt einfach daran, dass diejenigen Fans, die heute die Memes erschaffen, damals mit der ersten Generation aufgewachsen sind und diese Pokémon somit am ehesten in Erinnerung behalten haben - sei es nun eine gute oder schlechte Erinnerung. Zu den eher schlechten Erinnerungen kann man wohl Zubat zählen, denn wer erinnert sich nicht daran, durch irgendwelchen endlosen Höhlen von Kanto zu streifen, keinen Schutz mehr übrig zu haben und alle drei Schritte von einem wilden Zubat angeflattert zu werden? Das nervt irgendwann nur noch, und das prägt dann natürlich auch! So schaffte es Zubat sogar zu einem Auftritt in der Serie "TubeClash": Die Clasher müssen eine Höhle durchqueren und werden dabei - ganz Pokémon-typisch - ebenfalls ständig von Zubats angefallen. Und einer der Clasher entdeckt in den Zubats dann auch eine wohlschmeckende Delikatesse. Dann sind da noch Digda und Digdri, und diese Boden-Pokémon waren gleich für mehrere Memes die Vorlage. Die meisten davon basieren darauf, wie das Pokémon wohl unter der Erde aussehen könnte - dazu gibt es von den Fans sehr viele Vorschläge, und nicht alle davon sind ganz jugendfrei. Zu den harmloseren Varianten zählt z.B., dass Digdri die drei Schrumpfköpfe von drei muskelbepackten Titanen ist, die sich unter Erde umarmen. Und als später auch Alola-Digdri mit seinen blonden Haaren eingeführt wurde, dichtete das Internet ihm schnell an, irgendeine erfolglose Boyband zu sein. Apropos Alola: Ein bisschen kultig ist auch Alola-Kokowei, wobei hier der Kult von offizieller Seite fleißig angeheizt wurde. Im Gegensatz zu dem eher pummeligen klassischen Kanto-Kokowei, hat Alola-Kokowei einen elend langen Hals. Der Hals ist so lang, dass Kokoweis Kopf meistens aus dem Bildschirm heraus ragt - sowohl in "Pokémon Sonne & Mond" als auch in "Pokémon GO" sieht man Kokoweis Kopf nur selten. Es gibt auch eine Sammelfigur von Alola-Kokowei, und die wird als Gag in zwei Standard-Verpackungen verkauft, die aneinander geklebt sind: Eine für den Körper und eine für den Kopf. Und die Fans, die zeichneten auch andere Pokémon mit langen Hälsen wie bei Alola-Kokowei. So viel zur ersten Generation, doch es gibt freilich auch Pokémon aus späteren Generationen, die zu Kultfiguren wurden. Da ist z.B. Hydropi, der Wasser-Starter der dritten Generation. Durch ein Image Board verbreitete sich der Spruch "So I heard you like Mudkip" um die Welt, auf Deutsch etwa: "Ich hab gehört, du magst Hydropi". Sowohl der Spruch als auch das zugehörige Pokémon wurden dadurch zu Kultfiguren - besonders berühmt wurde ein Video, in dem zwei Hydropis auf einem Stein sitzen, immer abwechselnd den Mund auf und zu klappen und dabei "Mud" und "Kip" sagen. Das Original ist ein Ausschnitt aus dem Pokémon-Anime, aber unnötig zu erwähnen, dass es davon auch unzählige Remixe gibt. Ebenfalls in der dritten Generation gibt es ein Pokémon, das zwar eigentlich nicht selbst zur Kultfigur wurde, wohl aber einen Kult losgetreten hat: Viele Pokémon-Streamer versuchen sich früher oder später gerne mal an einer so genannten Nuzlocke-Challenge. Das bedeutet in Kurzfassung, dass man nur ein Pokémon pro Route fangen darf und dass jedes besiegte Pokémon wirklich als tot gilt und freigelassen werden muss - und es gibt noch zahlreiche weitere, teilweise auch optionale Detail-Regeln. Vielleicht wissen aber nicht mehr alle, dass die Nuzlocke-Challenge ihren Namen von Nuzleaf, dem englischen Namen des Pokémon Blanas, hat und in einem Comic ihren Ursprung nahm. Der ursprüngliche Nuzlocke-Comic stammt von Nick Franco - er entstand im Jahr 2010 unter dem damaligen Titel "Ruby: Hard Mode" und kann noch heute auf der offiziellen Webseite nuzlocke.com nachgelesen werden. Um mit seinem Vater abzuschließen, stellt Protagonist Brix im Comic für sich selbst die Nuzlocke-Regeln auf - das titelgebende Nuzleaf war als Samurzel das erste Pokémon, das Brix in der Geschichte selbst gefangen hat, und später auch das erste, das er freilassen muss, nachdem es von Arenaleiter Walter und dessen Voltobal besiegt wurde. Und dann ist da schließlich noch Bidiza, das Pokémon, das vergangenen Donnerstag seinen eigenen Feiertag bekam. Ähnlich wie vor ihm bereits Karpador und Enton, ist auch Bidiza nicht allzu stark, und dazu kommt außerdem noch sein treudoofer Gesichtsausdruck, der ein wenig an das Gesicht von Goofy erinnert. Deswegen wird Bidiza von zahlreichen Fans regelrecht angebetet - ein bekannter Meme zeigt eine Fusion diverser legendärer Pokémon mit dem Kopf eines Bidiza. Und es gibt sogar ein Gemälde von Jesus, das zu einem Bidiza umgearbeitet wurde! Also ja, es gibt wohl tatsächlich Leute, die in Bidiza eine Art Gottheit sehen. Für mich ist es einfach nur kuschelig und niedlich, aber am Bidiza-Tag hab ich mich gerne mal ein bisschen am Kult beteiligt. Ansonsten bleibe ich lieber bei Endivie!