JUMP FORCE Auweia! Der Chiko ist fremdgegangen! Letzte Woche hab ich mir nämlich eine Xbox One gekauft, ich Frevler. Einer der Hauptgründe für diese Schandtat, neben "Rare Replay", war vor allem "Jump Force", ein Prügelspiel mit den coolsten Manga-Helden. "Jump Force" erschien am 15. Februar 2019 und ist damit eigentlich ein halbes Jahr zu spät dran. Denn das Spiel feiert den 50. Geburtstag des japanischen Manga-Magazins "Weekly Shonen Jump", dessen erste Ausgabe allerdings bereits im August 1968 erschien. "Weekly Shonen Jump" ist eine wöchentlich erscheinende Zeitschrift im Telefonbuch-Format, in der zahlreiche Mangas Ausgabe für Ausgabe mit jeweils einem neuen Kapitel fortgesetzt werden - auch große Namen wie "Dragon Ball", "Naruto", "One Piece", "Death Note" oder "Yu-Gi-Oh!" stammen aus "Weekly Shonen Jump". Und von 2001 bis 2005 gab es unter dem Titel "Banzai!" sogar eine deutsche Ausgabe von "Weekly Shonen Jump", diese erschien bei uns allerdings nur monatlich. Er gab bereits früher mal ein Prügelspiel mit Manga-Charakteren. Dieses hieß "Jump Super Stars" und erschien im Sommer 2005 für den Nintendo DS, blieb damals allerdings Japan-exklusiv. Ich hatte mir "Jump Super Stars" damals importiert und fand es richtig gut. Hinter "Jump Force" erwartete ich jetzt so etwas ähnliches, doch das Spielprinzip wurde im Vergleich zu "Jump Super Stars" deutlich umgekrempelt - leider mehr in Richtung 08/15. Im Kern ist "Jump Force", wie gesagt, ein Prügelspiel - und damit meine ich wirklich ein Prügelspiel, und keinen Fun-Prügler, wie "Jump Super Stars" einer war und "Super Smash Bros." einer ist. Mit richtigen Prügelspielen habe ich wenig Erfahrung. Ich hab "Street Fighter II" auf dem Super Nintendo Classic Mini kurz ausprobiert und ich besitze natürlich "Pokémon Tekken" auf der Switch - in beiden bin ich alles andere als ein Meister, bei letzterem konnte da auch die Pokémon-Thematik nicht viel rausreißen. "Jump Force" versteht es aber auf irgendeine Weise doch, mich zu fesseln - nur unbesiegbar, das bin ich auch da noch nicht! Ihr schöpft in "Jump Force" aus einer Auswahl von insgesamt 40 Kämpfern, die nicht weniger als 16 alten und neuen Manga-Serie entstammen, welchen nur gemeinsam ist, dass sie in Japan erstmals in "Weekly Shonen Jump" erschienen. Dazu gehören Son-Goku und andere Z-Kämpfer aus "Dragon Ball" ebenso wie Monkey D. Ruffy und seine Piratenbande aus "One Piece". Auch ältere Serie wie "City Hunter", "Saint Seiya" oder "Fist of the North Star" sind im Spiel vertreten. Und gerade für mich ein besonders schönes Schmankerl ist das Vorkommen von Gon, Killua und anderen Huntern aus der Serie "Hunter X Hunter". Klar ist freilich, dass der absolute Schwerpunkt der Auswahl auf den typischen Kampfserien liegt, "Bleach" und "My Hero Academia" sind beispielsweise auch noch dabei. Eine gewisse Sonderrolle nimmt dabei Yugi aus "Yu-Gi-Oh!" ein, der weniger selbst kämpft, dafür aber immer blitzschnell eine Karte zückt, woraufhin ein Duel Monster erscheint und dem Gegner einheizt. "Jump Force" kann maximal zu zwei gezockt werden, entweder online oder auch offline vor der gleiche Konsole. Jeder Spieler stellt sich dabei ein Team aus drei Kämpfern zusammen. Von diesen kämpft dann aber immer nur einer aktiv, die anderen beiden können aber entweder eine Attack aus dem Hintergrund beitragen oder sogar komplett eingewechselt werden - bevor dann aber erneut gewechselt werden darf, muss eine gewisse Abklingzeit bedacht werden. Anders als etwa Pokémon haben die Manga-Helden aber keine Stärken oder Schwächen gegeneinander, wenngleich jeder über seine eigenen Spezial-Fähigkeiten verfügt. Prinzipiell kann aber jeder gegen jeden gewinnen - es kommt eben drauf an, wer geschickter auf die Knöpfe hämmern kann. Und dabei zählt auch eher Tempo und Fingerfertigkeit als die Fähigkeit, sich bestimmte komplizierte Combos zu merken. Neben den freien Kämpfen gibt's außerdem noch eine Story, welche allerdings doch ein bisschen aufgesetzt wirkt. Die Geschichte erzählt, dass aus irgendeinem Grund diverse Manga-Universen mit den realen Welt verschmelzen. So ergeben sich dann auch ganz ungewöhnlich gestaltete Stages mit der Freihheitsstatue auf Namek und Big Ben in dem Ninja-Dorf Konoha - oder umgekehrt mit einem Piratenschiff auf den Straßen von Hong Kong bzw. einem Black Whale aus "Hunter X Hunter" vor der Küste Neuseelands. Die Helden der betroffenen Manga-Welten versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen und sie aufzuhalten. Dazu haben sie sich zu einem großen Team zusammen geschlossen, das sie Jump Force genannt haben - angeführt von Son-Goku, Ruffy und Naruto. Ihr selbst werdet in die Geschichte hineingeworfen, als Son-Goku gerade in New York gegen Freezer kämpft. Freezer schießt eine Attacke auf Son-Goku ab, Son-Goku weicht aus und die Attacke trifft einen unbeteiligten Zivilisten - nämlich euch! Daraufhin werdet ihr von Trunks wieder zum Leben erweckt und auch prompt zu einem neuen Mitglied der "Jump Force" erklärt. Denn die Vereinigung der Helden kann jeden Zuwachs gebrauchen! Alles in allem ist die Story zwar kein Meisterwerk der Erzählkunst, aber doch nicht uninteressant, gerade für Fans der vertretenen Manga-Reihen. Dennoch bringt es eigentlich nichts, die Story durchzuspielen - es fehlt einfach ein Belohnungseffekt. Zwar verbringt ihr Stunden damit, alle möglichen Manga-Helden für die Jump Force zu rekrutieren, und diese stehen dann auch fortan für Story-relevante Kämpfe zur Verfügung. Das Problem ist nur, dass ihr nicht wirklich was davon habt, die ganzen Kämpfer freizuschalten, denn in den freien Kämpfen stehen von Anfang an alle Duellanten zur Verfügung. Und im Gegensatz zu "Super Smash Bros." bietet der Story-Modus von "Jump Force" auch spielerisch keine wirkliche Abwechslung, sondern ist einfach nur eine Aneinanderreihung von Kämpfen, zwischen die ein paar mäßig animierte Zwischensequenzen eingestreut werden. Das fällt besonders schmerzlich auf, als im Laufe einer dieser Zwischensequenzen plötzlich Light und Ryuk aus "Death Note" der Jump Force beitreten. Sie stehen nicht als spielbare Kämpfer zur Verfügung - die Entwickler von Spike Chunsoft begründen das damit, dass Ryuk zu overpowered wäre. Schade, denn die Aussicht, vielleicht doch am Ende Ryuk freizuschalten, wäre Anreiz genug gewesen, sich doch mehr in den Story-Modus zu verbeißen. So erwische ich mich aber oft dabei, lieber ein paar freie Kämpfchen zu bestreiten, wenn mir ein Story-relevantes Duell mal eine Stufe zu schwer ist. Alles in allem würde ich "Jump Force" im direkten Vergleich zu "Super Smash Bros." nicht empfehlen, da würde ich jederzeit dem Nintendo-Fun-Prügler den Vorzug geben. "Jump Force" ist aber eine gelungene Abwechslung, und wer ein Fan von nur einigen der vertretenen Manga-Serien ist, der wird sicher seinen Spaß am Spiel haben. Wenn ich allerdings tatsächlich NUR für "Jump Force" eine Xbox One gekauft hätte, dann würde ich mich ärgern. Zum Glück sind da aber auch noch "Rare Replay" und "Kingdom Hearts 3", und zu dritt rechtfertigen sie den Kauf auf jeden Fall.