JIRACHI Die "Pokémon GO"-Spieler der Welt jagen seit letzter Woche nach Jirachi. Grund genug, euch dieses Pokémon heute einmal vorzustellen. Denn tatsächlich ist Jirachi keine Neu-Kreation des Jahres 2019, sondern existiert bereits seit der 3. Generation, sprich: Seit Herbst 2002. Genau wir vor ihm schon Mew und Celebi, ist auch Jirachi ein mystisches Pokémon, und das bedeutet, ihr könnt es nicht direkt im Spiel fangen. Anders als für Mew und Celebi, müsst ihr für Jirachi allerdings nicht auf ein spezielles Event fahren. Stattdessen erhaltet ihr das Pokémon über "Pokémon Channel", ein kaum beachtetes Kinderspiel für den Gamecube. "Pokémon Channel" erschien in Europa am 1. April 2004 und ist eine Art Fernseh-Simulation: Zusammen mit Pikachu seid ihr für Professor Eich der Test-Zuschauer bei einem neuen Fernsehsender speziell für Pokémon. Eure Aufgabe: Beobachten, wie Pikachu auf die einzelnen Sendungen reagiert. Langzeitspaß konnte "Pokémon Channel" nicht bieten, wusste aber doch in zwei Punkten zu überzeugen: Zum einen war ein 20-minütiger Anime-Kurzfilm über die Pichu-Brüder im Spiel enthalten, und zum anderen bestand eben die Möglichkeit, Jirachi zu begegnen und es anschließend auf "Rubin & Saphir" zu übertragen. Obwohl sich dieses Jirachi theoretisch immer weiter in die neueren Spiele übertragen lässt, gab es später noch einmal zwei Online-Events, bei denen die Spieler die Möglichkeit hatte, sich ein neues Jirachi auf die jeweils aktuellen Spiele herunterzuladen: Einmal für "Diamant & Perl" und einmal für "X & Y". Jirachi ist vom Typ Stahl / Psycho und trägt im Pokédex die Nummer 385. Es wird nur 30 Zentimeter groß und wiegt gerade mal 1,1 Kilo. Jirachis Spezialität ist, dass es Wünsche erfüllen kann - daher rührt auch sein Aussehen, das auf einer Sternschnuppe basiert. Und die drei grünen Schuppen, die an Jirachis Kopf hängen, sind Tanzaku - Zettel aus der japanischen Kultur, auf die man beim Sternenfest Tanabata seine Wünsche schreiben soll. Laut den Legenden der Hoenn-Region verbringt Jirachi die meiste Zeit seines Lebens mit Schlafen. Nur alle 1.000 Jahre erwacht es einmal für sieben Tage, und das auch nur, wenn der Millenniumskomet nah genug an der Erde vorbeizieht. Wenn dann ein Mensch mit reinem Herzen dem schlafenden Jirachi mit klarer Stimme etwas vorsingt, dann erwacht es für die nächsten sieben Tage und erfüllt in dieser Zeit die Wünsche, die auf die Tanzaku-Zettel an seinem Körper geschrieben wurden. Die Energie, die es für das Erfüllen der Wünsche benötigt, bezieht Jirachi vom Millenniumskometen. Das alles ist eine spannende Hintergrundgeschichte, von der ihr im Spiel aber wenig mitbekommen werdet. Im Spiel ist Jirachi ein Pokémon wie die meisten anderen auch. Ihr könnt es im Kampf einsetzen, und damit hat sich die Sache. Zumindest hat Jirachi im Spiel die Fähigkeit Edelmut, die bewirkt, dass das gegnerische Pokémon zu einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit vergiftet, verwirrt oder paralysiert wird. Jirachis Fähigkeit, Wünsche zu erfüllen, wird dagegen nur im Anime groß thematisiert, und zwar im 6. Kinofilm mit dem Tital "Jirachi: Wishmaker". In Deutschland kam der Film erst mit vier Jahren Verspätung am 14. Mai 2007 direkt auf DVD heraus, und ist auch ziemlich unbekannt: Der Release fiel in eine Zeit, als "Pokémon" in Deutschland gerade einen ziemlichen Durchhänger hatte - erfolgreicher wird das Franchise erst wieder seit der 4. Generation. Wie auch immer: Im Film sind Ash, Rocko, Maike und Maikes kleiner Bruder Max auf einem Festival, das zu Ehren des Millenniumskometen abgehalten wird. Ein Zauberer, der auf dem Festival auftritt, besitzt einen Kristall, in dem das schlafende Jirachi eingesperrt ist. Er weiß um die Legende, dass Jirachi einen Menschen mit reinem Herzen braucht, um zu erwachen, und diesen Menschen erkennt er in Max, so dass er dem Jungen den Kristall übergibt. Tatsächlich erwacht Jirachi in der folgenden Nacht und freundet sich schnell mit Max an. Doch so nett, wie der Zauberer schien, ist er in Wirklichkeit nicht: Er arbeitet für Team Magma und will nun einen Wunsch von Jirachi nutzen, um für seinen Boss ein künstliches Groudon zu erschaffen. Leider jedoch kann er diese Kreatur dann nicht mehr kontrollieren ... Es gibt auch einen zweiten Film, in dem Jirachi eine Schlüsselrolle spielt, dieser ist aber kein offizielles Werk, sondern eine Fan-Produktion: "Prüfung im Papier" aus dem Hause KS-Film entstand im Jahr 2010 und erzählt von zwei Pokémon-Fans, die einen ganzen Haufen Pokémon-Plüschis, darunter ein Jirachi, nutzen wollen, um einen Zauber auszulösen. Ein unbedacht ausgesprochener Wunsch sorgt dafür, dass die zwei Jungs auf Zwergengröße geschrumpft werden, und als sie ihr Jirachi bitten, den Wunsch rückgängig zu machen, ist dieses eingeschnappt. Es weigert sich, den Wunsch ungeschehen zu machen, so lange die beiden sich nicht persönlich bei jedem einzelnen Plüsch-Pokémon entschuldigt haben. Gar nicht so einfach, wenn die Plüschis im ganzen Zimmer verstreut sind und man selbst nur wenige Zentimeter groß ist ... Jirachis Name setzt sich übrigens zusammen aus dem russischen Wort "zelanie" für "Wunsch" und dem japanischen Wort "sachi", was "Glück" oder "Zufriedenheit" bedeutet. Wie bei den meisten mystischen Pokémon, wurde der Name im Englischen und Deutschen nicht übersetzt, sondern 1:1 aus dem Japanischen übernommen. Und jetzt ist Jirachi, wie gesagt, aktuell in "Pokémon GO" angekommen: Besucher der GO Feste in Chicago, Dortmund und Yokohama konnten ihr Exemplar bereits vorab erhalten, für die Allgemeinheit ist es seit dem 21. August 2019 (also seit letztem Mittwoch) verfügbar. Wie schon für Mew und Celebi, müsst ihr auch für Jirachi eine Questreihe lösen. Diese ist so gestrickt, dass ihr im Lauf der Aufgaben insgesamt fünf Pokémon sammelt, die singen oder zumindest besondere Töne von sich geben können: Pummeluff, Krakeelo, Zirpeise, Palimpalim und Bronzong. Wenn dann am Ende der Forschungsreihe Jirachi erscheint, schläft dieses jedoch und kann so nicht eingefangen werden. Dann allerdings läuft euer kleiner Pokémon-Chor ins Bild und singt Jirachi wach, damit ihr es letzten Endes doch einfangen dürft. Und auf gewisse Weise kann Jirachi im Spiel dann eben doch einen Wunsch erfüllen: Seine Speziel-Attacke, die es auf Level 70 erlernt, heißt nämlich Kismetwunsch, und Jirachi ist das einzige Pokémon, das diese Attacke erlernen kann. Kismetwunsch trifft mit einer Stärke von 140 und zu einer Genauigkeit von 100 %, wobei es sogar Schutzschilde durchbrechen kann. Allerdings wird Kismetwunsch nicht sofort eingesetzt, sondern erst nach zwei Runden, so dass der Gegner noch genügend Zeit hat, vorher schnell das Pokémon auszutauschen. Kismetwunsch ist übrigens eine Attacke vom Typ Stahl. Wenn sie eingesetzt wird, öffnet sich dabei auch Jirachis drittes Auge, welches sich auf seinem Bauch befindet.