DIE ANNO-REIHE Die "Anno"-Reihe ist eine mehr als erfolgreiche Aufbausimulation primär für den PC, wobei es zwischendurch auch mal einen Ableger für den Nintendo DS gab. Aktuell bin ich dem neuesten Serienteil wieder verfallen, aber auch der allererste Teil hatte mich damals bereits süchtig gemacht. Deshalb dachte ich mir, ich stelle euch doch einfach mal die gesamte Reihe vor! Der erste Teil "Anno 1602" wurde von dem österreichischen Studio Max Design entwickelt und erschien am 31. März 1998, und ich war damals beinahe von Anfang an mit dabei. Im Frühling 1998 hatte ich nämlich einen neuen Computer bekommen, zusammen mit "Anno 1602" als Startkapital. Vorher hatte ich bereits sehr gern Spiele wie "Sim City" oder "Die Siedler" gespielt, und nachdem ich dann von "Anno 1602" gehört hatte, klang auch das sehr interessant für mich, ich hab's mir also gewünscht und auch bekommen - und hab es dann auch tatsächlich gründlich gesuchtet! "Anno 1602" ist quasi Städtebau im späten Mittelalter. Zu Beginn besitzt ihr ein Schiff mit ein bisschen Baumaterial und findet euch zusammen mit drei Konkurrenten inmitten einer Inselwelt wieder. Es gilt nun, die beste Insel ausfindig zu machen und zu besiedeln - möglichst ohne, dass euch dabei ein Konkurrent zuvorkommt - und dort dann eine Stadt für zahlreiche zufriedene Aristokraten entstehen zu lassen. Dabei entwickelt sich das Volk langsam aus einfachen Pionieren, indem ihr immer neue Bedürfnisse erfüllt, was irgendwann freilich nicht mehr ohne das Inbeschlagnehmen weiterer Inseln und das Einrichten von Handelsrouten funktioniert. Eine positive Besonderheit von "Anno 1602" ist, dass es nicht zwingend erforderlich ist, die Konkurrenten von der Karte zu fegen. Klar, wer will, kann natürlich eine mächtige Armee auf die Beine stellen und damit die Konkurrenten zum Teufel jagen. Meist klappt es aber genauso gut, mit dem Mitbewerber zumindest einen Waffenstillstand, vielleicht sogar einen Handelsvertrag einzugehen, einer friedlichen Co-Existenz steht also nur selten etwas im Weg. Besonders süchtig machte mich schließlich die erste "Anno 1602"-Erweiterung "Neue Inseln, neue Abenteuer", die ein halbes Jahr nach Release im Herbst 1998 erschien und einen Szenarien-Editor mit an Bord hatte. Abendelang tüftelte ich damals eigene Szenarien aus, die ich in der Folge auch online teilte, und die damalige Community war auch meist begeistert davon. Nach dem Erfolg von "Anno 1602" blieb es freilich nicht aus, dass irgendwann auch Nachfolger auf den Markt kamen. Im Herbst 2002 erschien "Anno 1503", welches sich im Grunde recht ähnlich spielte, jedoch 99 Jahre früher. Ich persönlich fand es damals allerdings enttäuschend, dass "Anno 1503" keinen Szenarien-Editor mehr hatte, und bei der Allgemeinheit floppte das Spiel dadurch, dass es auch keinen Multiplayer-Modus gab, obwohl dieser lange angekündigt wurde. Als Konsequenz wurde daraufhin das Entwicklungsstudio Max Design aufgelöst. Der dritte Teil "Anno 1701", der im Herbst 2006 erschien, wurde somit von Related Designs entwickelt. Neu hierbei ist, dass die Konkurrenz nicht mehr aus charakterlosen Computergegnern besteht, sondern aus ausgearbeiteten Individuen, die alle ihre eigene Persönlichkeit an den Tag legen. Um das zu unterstreichen, erschien nebenher auch ein offizieller Roman zum Spiel. Außerdem wurde "Anno 1701" auch für den Nintendo DS veröffentlicht und es gab sogar ein Brettspiel. Auffällig bei den Jahreszahlen 1602, 1503 und 1701 ist vielleicht, dass die Quersumme der Jahreszahlen immer 9 ist: 1 + 6 + 0 + 2 = 9, 1 + 5 + 0 + 3 = 9, 1 + 7 + 0 + 1 = 9 usw. ... damals, am Anfang der Reihe, kann das vielleicht noch Zufall gewesen sein, aber inzwischen ist es eine feste Tradition geworden - so auch beim nächsten Teil: "Anno 1404"! (1 + 4 + 0 + 4 = 9) "Anno 1404" erschien im Sommer 2009, wobei der bisherige Publisher Sunflowers zwischenzeitlich von Ubisoft aufgekauft wurde, welche die Reihe bis heute vertreiben. Neu ist hier der Orient, der als zweite Weltkarte ebenfalls besiedelt werden kann: Es gilt, in beiden Welten parallel Städte entstehen zu lassen und später auch Waren zwischen beiden Welten hin und her zu schicken. Viele Fans bezeichnen "Anno 1404" als das beste "Anno" aller Zeiten, ich persönlich muss aber zugeben, dass ich es nie selbst gespielt habe: Den Erstling "Anno 1602" hatte ich, wie gesagt, begeistert gesuchtet, aber bereits "Anno 1503" und "Anno 1701" hatte ich nur noch eher halbherzig gespielt, und bei "Anno 1404" stieg ich vorübergehend ganz aus der Reihe aus, weil ich auch neben dem Endspurt im Studium keine Zeit mehr für ein großes Aufbauspiel hatte, das ganze Nächte verschlingt. Deshalb kann ich also zu "Anno 1404" nicht viel aus eigener Erfahrung sagen. Auch, als es im Herbst 2011 mit dem fünften Teil "Anno 2070" erstmals in die nahe Zukunft ging, war ich folglich nicht mit an Bord. Die Hintergrundgeschichte enthält eine Umweltbotschaft und behauptet, dass infolge des Klimawandels der Meeresspiegel gestiegen ist, so dass die bekannten Kontinente jetzt nur noch Inseln sind. Beim Besiedeln eurer Inseln gilt es hier nun auch, die Umweltbilanz im Auge zu behalten, und mit einer Erweiterung konnte später auch noch die Tiefsee besiedelt werden. Noch weiter in die Zukunft ging es mit "Anno 2205", welches im Herbst 2015 erschien. Die Hintergrundgeschichte setzt die Geschehnisse aus "Anno 2070" direkt fort, und erstmals ist es nun sogar möglich, ein Gebiet außerhalb der Erde zu besiedeln, nämlich den Mond. Konkurrenz habt ihr dabei allerdings nicht: Genau wie im klassischen "Sim City" baut ihr hier also ganz allein einfach vor euch hin - was ja nun aber auch nicht unbedingt schlecht sein muss, denn auch die Produktionskreisläufe sind bei "Anno" meist schon eine Wissenschaft für sich, da braucht es nicht auch noch Ablenkung durch Mitbewerber! Nun gut, auch "Anno 2205" habe ich selbst nie gespielt. Dann kam allerdings der Mai 2022, als ich mir nach viel zu langen Jahren endlich mal wieder einen neuen Computer gegönnt habe. Davon zunächst ganz unabhängig habe ich diesen Frühling auch endlich mal die schöne Netflix-Weltraum-Serie "Lost in Space" zu Ende geschaut und fand sie richtig gut. Und so im "Lost in Space"-Fieber dachte ich mir: "Ach, jetzt, wo ich einen neuen Computer habe: Gibt es da nicht dieses 'Anno', das im Weltraum spielt? Da könnte ich doch endlich mal reinschauen!" Gesagt ... und nicht getan! Ich hatte nämlich gar nicht mehr im Kopf, dass "Anno 2205" schon wieder sieben Jahre alt ist und inzwischen bereits der nächste Nachfolger auf dem Markt ist. Und als ich nun im Ubisoft Store war, um eigentlich "Anno 2205" zu kaufen, lachte mich der neueste Teil "Anno 1800" an. "Anno 1800" ist zwar auch nicht mehr taufrisch, erschienen ist es im Frühling 2019 - es ist aber dennoch der aktuellste Teil und wird auch nach wie vor mit neuen Erweiterungen unterstützt: Jetzt in den nächsten Wochen soll beispielsweise ein DLC erscheinen, der die Zeppeline wichtiger macht. Nun, anstatt des eigentlich geplanten "Anno 2205" kaufte ich dann also spontan "Anno 1800", und das bereue ich nicht - ich hab's jetzt seit gut einem Monat und bereits über 70 Stunden Spielzeit auf der Uhr, das sagt ja alles! Tatsächlich begrenzt sich "Anno 1800" nicht auf dieses eine Jahr 1800, sondern lässt euch während des gesamten 19. Jahrhunderts von 1800 bis 1900 die Zeit der industriellen Revolution erleben. Dabei erinnert es am Anfang noch sehr an mein geliebtes altes "Anno 1602": Mit Schiff in einer Inselwelt gilt es, die beste Insel auszuwählen und dort eine Siedlung entstehen zu lassen. Je weiter ihr eure Bevölkerung allerdings entwickelt, desto weiter schreitet auch die Zeit voran, und während am Anfang noch Segelschiffe und Pferdekarren die Mittel zum Zweck sind, übernehmen später Dampfschiffe und erste altertümliche Autos diesen Part. Zum Ende verlegt ihr sogar Schienen für erste Eisenbahnen mit Dampflok auf eurer Insel, und die Zeppeline, die eure Waren viel schneller transportieren als jedes Schiff, hatte ich ja auch bereits erwähnt. Während sich im alten "Anno 1602" noch die Bevölkerung eigenständig weiter entwickelte, sobald die Bedingungen dazu erfüllt waren, könnt ihr in "Anno 1800" nun jedes Wohnhaus einzeln manuell aufwerten - oder es eben auch bleiben lassen, wenn ihr aus Gründen noch nicht bereit für eine neue Bevölkerungsstufe seid. Bevor aber eine Aufwertung möglich ist, müssen natürlich dennoch erstmal sämtliche Bedürfnisse des entsprechenden Wohnhauses erfüllt sein. Das ist am Anfang noch leicht, artet später aber regelrecht in Stress aus, wenn ihr Rohstoffe aus allen Ecken der Welt herankarren müsst. Neben der Alten Welt, in der ihr euer Spiel beginnt und die von Europa des 19. Jahrhunderts inspiriert ist, besiedelt ihr auch die Neue Welt, die offensichtlich in der Südsee liegt. Mit DLC könnt ihr außerdem auch noch die Inselwelt Enbesa besiedeln, die mehr als nur ein bisschen an Afrika erinnert, und auch eine Siedlung in der schneebedeckten Einöde der Arktis entstehen lassen. Vor allem dort steigt der Schwierigkeitsgrad steil nach oben, denn aufgrund der frostigen Temperaturen müsst ihr immer für ausreichend Wärme bei den Bewohnern sorgen, sonst sind diese schneller weg, als ihr blinzeln könnt, und ihr steht vor einer Geisterstadt. Die Arktis muss man sich allerdings nicht zwingend antun, wenn man in der Alten Welt die höchste Bevölkerungsstufe, die Inverstoren, erreichen möchte. Die Kunst ist dabei jedoch, nicht blind alles aufzuleveln, was sich aufleveln lässt, sondern mit Augenmaß vorzugehen. Jeder einzelne Produktionsbetrieb benötigt nämlich Arbeitskräfte aus einer bestimmten Bevölkerungsstufe, und wenn ihr keine Bauern mehr habt, weil ihr sie alle aufgelevelt habt, dann stehen plötzlich sämtliche Farmen still, denn Kaufleute arbeiten doch nicht auf dem Feld - die ziehen aber aus, wenn sie plötzlich kein Brot mehr bekommen! Für solche Fälle gibt es aber zumindest noch den Notfallplan, einzelne Gebäude wieder abzuwerten. Wenn dagegen die eigene Bevölkerung rundum zufrieden ist und ihr noch mehr Herausforderungen sucht, dann könnt ihr mit einem DLC auch noch versuchen, Touristen anzulocken: Ein paar Hotels an schönen Punkten in der Stadt, aber dann müssen freilich auch Sehenswürdigkeiten her - ein Zoo, ein Museum oder ein Botanischer Garten, so etwas macht sich immer gut! Wobei, so ein Zoo ist natürlich ganz schön traurig, wenn es dort keine Tiere gibt, und die befinden sich nicht von Haus aus im neu gebauten Zoo, die müsst ihr selbst beschaffen, und zwar jedes einzeln. Tiere lassen sich etwa bei bestimmten Händlern kaufen, oder ihr schickt ein Schiff auf Expedition, um hoffentlich mit seltenen Tieren zurückzukommen. Die Expeditionen sind dabei richtige kleine Text-Adventures, die eine nette Auflockerung zwischen dem Bauen bieten, und das alles gilt natürlich nicht nur für Zoo-Tiere, sondern auch für Museums-Artefakte. Je seltener und hochwertiger die Tiere oder Artefakte sind, die ihr beischafft, desto höher steigt schließlich der Attraktivitätswert eurer Stadt. Diesen könnt ihr außerdem noch pushen, indem ihr kleine Ornamente verteilt, wo es nur geht. Solche Ornamente tragen wenig bis nichts zum eigentlichen Spielverlauf bei, außer dass sie eben den Attraktivitätswert steigern, aber sie sehen nicht zuletzt auch einfach schön aus, und das Auge spielt ja mit. Und es tut ja auch nicht weh, etwa einen kleinen Springbrunnen in die kleine Lücke zwischen Marktplatz und Schule zu setzen, wo kein Wohnhaus mehr reinpasst. Schade ist nur, dass man die meisten Ornamente für kleine Echtgeldbeträge dazu kaufen muss. Wer hingegen ausschließlich das Grundspiel spielt, der hat nur eine arg begrenzte Auswahl. Unterm Strich macht mich "Anno 1800" aktuell richtig süchtig, und ich würde das Spiel definitiv empfehlen, wenn ihr generell mit Aufbauspielen etwas anfangen könnt. Ob ihr es dann beim Grundspiel belasst oder euch direkt auch mit allen DLCs eindeckt, müsst ihr freilich für euch selbst entscheiden, wobei es natürlich auch möglich ist, erstmal mit dem Grundspiel reinzuschnuppern und bei Gefallen die DLCs später noch nachzukaufen. Und wie gesagt, noch ist "Anno 1800" aktuell: Im Lauf des Sommers soll ein DLC erscheinen, der den Fokus auf die Luftschiffe legt, und für Ende des Jahres ist schließlich ein DLC angekündigt, der eine weitere Bevölkerungsstufe in der Neuen Welt hinzufügt. Es gibt für Annoholiker also noch einiges zu tun!